Kaspi-Gas nach Deutschland – aber nicht durch Nabucco

Aus für Nabucco?

„Nabucco ist so gut wie tot“, titelte der Nachrichtensender n-tv auf seiner Internetseite. In der Tat meldet RIANOVOSTI, das von der EU und den USA favorisierte Nabucco-Projekt, mit dem Erdgas aus Aserbaidschan nach Europa fließen sollte, sei gescheitert.

Das für die Erschließung des riesigen aserbaidschanischen Gasfeldes Shah Deniz II zuständige Konsortium hat sich für die Trans-Adriatische-Pipeline (TAP )entschieden, wie der österreichische Konzern OMV, Aktionär bei der Nabucco Gas Pipeline International GmbH, am 19.06.2013 mitteilte. Aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku verlautete am gleichen Tag, dass Vertreter des Staatskonzerns SOCAR und der BP-Tochter BP Azerbaijan nach Griechenland reisen würden, um Regierungschef Samaras persönlich über zu informieren.

„Die Seiten werden voraussichtlich ein Abkommen über die Wahl der TAP-Leitung zur Versorgung Europas mit aserbaidschanischem Gas unterzeichnen“, meldete die in Baku ansässige Nachrichtenagentur Trend. Über die TAP-Leitung soll Gas vom Kaspischen Meer via Griechenland, Albanien und das Adriatische Meer in den Süden Italiens transportiert werden.

„Die Nabucco-West-Pipeline hätte das Gas 1300 Kilometer weit von der türkisch-bulgarischen Grenze über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich führen sollen“, berichtete die Wiener Presse am Mittwoch. „Das Konkurrenzprojekt TAP, an dem die schweizerische EGL, die norwegische Statoil und die deutsche E.ON Ruhrgas beteiligt sind, ist mit rund 500 Kilometern nicht einmal halb so lang und daher billiger. An die Transanatolische Pipeline (Tanap), die SOCAR gemeinsam mit den Türken quer durch die Türkei bauen will, wollten mehrere Pipeline-Projekte andocken, ins Finale schafften es im Vorjahr die Nabucco West und die TAP, die nun offenbar als Sieger hervorgeht“, hieß es.

„Durch Nabucco hätte Europa unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland mit seinem mächtigen Gazprom-Konzern werden. Nabucco gehören neben der OMV die bulgarische BEH, Botas aus der Türkei, die ungarische FGSZ sowie die französische GdF Suez und die rumänische Transgaz an“, schrieb „Die Presse“.

Betreiber des Shah-Deniz-Konsortiums ist BP mit einem Anteil von 25,5 Prozent. Die norwegische Statoil hält ebenfalls 25,5 Prozent der anteile. SOCAR, der russische Konzern LUKoil, die iranische NICO und die französische Total besitzen jeweils 10 Prozent und die türkische TPAO 9 Prozent der Anteile.