Fukushima: Droht weltweite Strahlendosis?

Katastrophenwarnung nach erneutem Unfall

Wieder eine schwere Panne im Atommeiler Fukushima: Sechs Arbeiter wurden durch radioaktives Wasser verstrahlt, teilte der Betreiber Tepco mit. Ein Arbeiter soll vorher ein Rohr abgetrennt haben, das für die Meerwasserentsalzung gebraucht wurde, mit der Folge, dass wieder radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer lief – laut Tepco “viele Tonnen”.

Der deutsche Medizinphysiker Sebastian Pflugbeil ist äußerst pessimistisch, dass eine Katastrophe globalen Ausmaßes noch abgewendet werden kann. Die Folgen könnte die gesamte Nordhalbkugel zu spüren bekommen: „Die Menschheit könnte beim Scheitern der Versuche, die gebrauchten Brennelemente des KKW Fukushima zu bergen, in einer bisher nicht gekannten Weise durch Strahlen geschädigt werden,“ sagte Pflugbeil den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Denn die Lage spitze sich durch den Verfall der Ruinen zu. Wenn die Brennstäbe nicht mehr gekühlt würden, komme es zu einer Katastrophe, bei der „gigantische Mengen Radioaktivität freigesetzt“ würden.

Wahrscheinlichkeit des Gelingens „geht gegen Null“

Wenn es dazu komme, müssten weite Gebiete evakuiert werden. Das könne bei ungünstigem Wind durchaus auch Tokio mit einschließen. Aus Tschernobyl hätten wir gelernt, dass noch in weiter Entfernung Gesundheitsschäden auftreten könnten: In Deutschland seien mehr behinderte Kinder geboren worden, die Säuglingssterblichkeit sei gestiegen, Downsyndrom und Leukämie bei Kindern hätten zugenommen. Nach Pflugbeils Einschätzung „spricht viel dafür, dass wir das alles nach der Katastrophe in Fukushima noch einmal erleben. Hinzu kommt die Kontamination des Pazifiks, in dem komplizierte und langdauerne Nahrungsmittelketten ablaufen, die eine wichtig Rolle für die menschliche Ernährung spielen. Das wird den gesamten Pazifik und die von ihm lebende Bevölkerung treffen.“

Es gebe bisher keinen Generalplan, wie das Problem gelöst werden solle. Aus Mangel an Messgeräten seien alle Arbeiter, die mit dem verstrahlten Wasser zu tun hatten, viel zu hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt worden. Pflugbeil stellte nach wie vor einen hohen Grad an Realitätsverweigerung fest: Kinder bekämen in den Schulen immer noch Nahrungsmittel aus der Region. Wer deren „Genuss“ verweigere, gelte als unpatriotisch.

Andere Beobachter bezweifeln die Einschätzung des Präsidenten der deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz e.V.; sie verweisen darauf, dass Pflugbeil seit Jahrzehnten als radikaler Atom-Kritiker bekannt sei. Allerdings häufen sich mittlerweile die Belege dafür, dass die Betreiberfirma Tepco völlig überfordert ist. Dazu kommt eine stark manipulative Öffentlichkeitsarbeit (s. Foto – die Stelle links des hellblauen Geräts ist übermalt). Tepco plant, zunächst die 1.300 Brennelemente aus Block 4 herauszuholen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass der von den Japanern geplante Rettungsablauf gelinge, gehe “gegen Null”, so Pflugbeil.
->Quelle(n): wirtschaft.comdeutsche-wirtschafts-nachrichten.de; Hintergrund-Information von Helmholtz; weitere Informationen und Fotos auf fukushimafaq.info