Offshore-Parks als Orkan-Bremser?

Tausende von Windgeneratoren könnten Küstenstädte vor verheerenden Stürmen schützen

Orkane verursachen weltweit immer häufiger Schäden an vielen Küstengebieten. Offshore-Wind-Turbinen können rund um die Uhr saubere Elektrizität zur Verfügung stellen, aber können sie auch Orkan-Schäden lindern und selbst unbeschädigt bleiben? Eine im Fachmagazin „Nature Climate Change“ veröffentlichte Studie bejaht dies, indem sie hierzu ein fortgeschrittenes Klima-Wetter-Computermodell verwendet, das den Energieentzug von Windturbinen untersucht.

Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass große Windparks (300 GW installierte Kapazität) die maximale Windgeschwindigkeit von Hurrikanen wie „Katrina“, „Sandy“ und „Isaac“ im Umfeld um 25-41 Meter pro Sekunde  und eine Sturmflut um 6-79 % verringern könnten. Die Turbinen-Blätter bremsen dabei die Energie des Windes so atark ab, dass das eine merkliche Auswirkung auf die innere Dynamik von Wirbelstürmen haben kann.Vorteilhaft könnte sich auswirken, wenn Windparks direkt in Windrichtung einer großen Stadt oder in Verlängerung einer Küstenlinie angelegt würden, so der Abstract in Nature Climate Change.

78.000 Windgeneratoren nötig

Allerdings gingen die Forscher bei ihrer Simulation von riesigen Windpark-Anlagen mit Zigtausenden von Windrädern aus. Die derzeit weltweit größte Offshore-Anlage in Großbritannien besteht dagegen nur aus 175 Gneeratoren. Der Studie zufolge wären Mega-Windparks aber kostendeckend: Sie würden nicht nur Energie liefern, sondern eben auch vor immensen Sturmschäden schützen. So hätten „Katrina“ New Orleans 2005 und der Tropensturm „Sandy“ New York und New Jersey 2012 nicht so verheerend verwüsten können, wenn zu der Zeit vor der Küste in großem Maßstab Windräder gestanden hätten.

Im Falle von Hurrikan „Katrina“ hätten demnach andauernde Wind-Spitzengeschwindigkeiten um bis zu 158 Kilometer pro Stunde verringert werden können. Der Sturm erreichte Maximal-Geschwindigkeiten von 282 Kilometer pro Stunde. Die Kraft der durch „Katrina“ ausgelösten Sturmflut mit gewaltigen Wellen hätte der Studie zufolge um bis zu 79 Prozent abgemildert werden können.

Ein Riesenwindpark 32 Kilometer vor der Küste von New York würde rund 153 Milliarden Euro kosten. „Sandy“ verursachte Schäden in Höhe von rund 58 Milliarden Euro. Nach der Katastrophe wurde darüber nachgedacht, höhere Dämme zu bauen, um die Stadt vor neuen Stürmen zu schützen, die aufgrund des Klimawandels zu erwarten seien. Ein solches Projekt würde zwar etwa 21 Milliarden kosten, aber nichts einbringen.

Mark Z. Jacobson, Cristina L. Archer, Willett Kempton „Taming hurricanes with arrays of offshore wind turbines“
Nature Climate Change 4, 195–200 doi:10.1038/nclimate2120; received:ccepted: published online:
->Quelle:  nature.com; derstandard.at; strom-magazin.de