IPCC beklagt politischen Druck

Schwellenländer setzen Abschwächung durch

In der Kurzfassung des 3. IPCC-Teil-Berichts zum 5. Sachstandsbericht über den Klimawandel wurden auf Druck von Schwellenländern wichtige Passagen gestrichen. Der Unmut unter den Wissenschaftlern über den politischen Druck wächst, wie Züricher Tagesanzeiger, Berner Bund und Basler Zeitung berichten. Doch er hat auch sein Gutes, so Ottmar Edenhofer aus Berlin.

Die kritischen Stimmen aus den Reihen der IPCC-Forscher werden lauter. Bereits kurz nach den Verhandlungen über den dritten Teilbericht hat einer der führenden ­Autoren im Schweizer Tages-Anzeiger Kritik geübt: Axel Mi­chaelowa, Experte für Klimapolitik an der Universität Zürich, beklagte, Re­gierungen ignorierten unbequeme Erkenntnisse des Weltklimarats einfach. Dieser Unmut über den politischen Druck ist bis heute nicht gewichen.

Das wissenschaftliche US-Fachmagazin Science berichtete, weitere leitende Autoren überlegten, ob sie noch für das IPCC tätig sein wollen:  „We are still shaking“ (wir sind immer noch erschüttert), sagte Giovanni Baiocchi, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität von Maryland. Seine Arbeit war zentrales Thema in der tagelangen Debatte um Formulierungen der Kurzfassung des Klima­berichts über po­litische Massnahmen, der sich an Regierungen und Behörden richtet.

Furcht vor Vorverurteilung

Gestritten wurde vor allem über die Darstellung der gestiegenen Emissionsrate. Laut Entwurf hätte es heißen sollen, der Anstieg an Treibhaus­gasen von 2000 bis 2010 um 10 Gigatonnen gehe zu drei Vierteln auf das Konto von Ländern mit mittlerem Einkommen, darunter auch China, derzeit grösster Emittent. In Ländern mit hohem Einkommen, sei das Emissionsniveau stabil geblieben. Die Emissionssituation sollten zudem grafisch aufgearbeitet werden. Gegen Text und Grafik machten Schwellen- und Entwicklungsländer Front.

„Die Regierungen waren der Auffassung, dass die Darstellung der Emissionen entlang der Einkommensgruppierung ihre Position in den künf­tigen internationalen Klimavwerhandlungen verschlechtern würde“, sagt der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe 3, der deutsche Ökonom Ottmar Edenhofer, der jedoch betont, im wissenschaftlichen, technischen Bericht seien alle Aussagen und Darstellungen beibehalten worden. Edenhofer sieht jedoch in der Debatte über den politischen Druck auch einen Vorteil: Man werde nun intensiv darüber diskutieren, wer künftig welchen Klimabeitrag leisten müsse. Nur dann könne man über Verantwortung reden.
Folgt: Der Originalbericht der Schweizer Zeitungen