Ein Weckruf der Kanzlerin

Nachhaltige Stadtentwicklung

Jeder einzelne Mensch – so besagt es auch unser Grundgesetz – hat Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben. Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in städtischen Ballungsgebieten. Bis 2050, so rechnet man, könnten es drei Viertel sein. Das heißt also, urbane Räume werden Hauptträger der wirtschaftlichen Entwicklung und der Lebenswirklichkeit der Menschen. Deshalb ist es nicht nur für Deutschland, sondern vor allem auch mit Blick auf globale Herausforderungen sehr, sehr wichtig, städtische Infrastrukturen in ihrer Gesamtheit unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit in den Blick zu nehmen – beginnend beim Wohnraum, bei der Mobilität, den Einkaufsmöglichkeiten, der Müllbeseitigung bis hin zur Wasserversorgung; ein zentrales Thema für Milliarden von Menschen. Ohne nachhaltige Stadtentwicklung drohen vermehrt Slumbildung oder Gesundheitsprobleme, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Deutschland hat politisch, aber auch technologisch viel zu bieten, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Das reicht von innovativen Konzepten der Abfallentsorgung bis zur Städtebauplanung. „Made in Germany“ steht seit Jahrzehnten für Qualitätsprodukte. Und unser Anspruch ist es, auch „Sustainability made in Germany“ als Qualitätssiegel zu etablieren. Die Chance, die sich mit neuen Märkten auftut, sollten wir nutzen. Der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan hat gefordert, wir müssten – ich zitiere – „die Mär von der Wahl zwischen Wohlstand und Nachhaltigkeit entlarven.“

Wohlstand und Nachhaltigkeit Hand in Hand

Das ist ganz, ganz wichtig. Wir müssen das Thema Nachhaltigkeit mit Wohlstand und Lebensqualität in Zusammenhang bringen, weil wir damit sonst nicht durchdringen werden. Ich kenne das aus internationalen Diskussionen. Kofi Annan hat weiter ausgeführt: „Deutschland hat den Weg einer grünen Wirtschaft, die auf sauberen erneuerbaren Energien gründet, eingeschlagen und beweist damit, dass Wohlstand und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.“ – So die Einschätzung von Kofi Annan, die uns freut, die wir aber auch als Ansporn verstehen. Fortschritt im Sinne von Nachhaltigkeit ist nur als Gemeinschaftswerk denkbar. Ich glaube, wir können durchaus stolz darauf sein, dass wir eine Vielzahl von Fürsprechern und Akteuren haben, die den Nachhaltigkeitsgedanken leben und beleben. –

Frau Thieme hat mir gerade beim Reingehen gesagt, dass man das auch in Ihrer Arbeit durchaus bemerkt. –

Dies gilt auch für die Wirtschaft. Ich möchte zum Beispiel econsense, das Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft, nennen oder den Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management, B.A.U.M, und die Preisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises sowie die über 60 Unternehmen, die sich am Deutschen Nachhaltigkeitskodex orientieren. Es könnten aber noch mehr werden. Also werde ich daran arbeiten, wo immer ich in der Wirtschaft Termine habe, dies auch deutlich zu sagen. Denn wir haben gerade im Zusammenhang mit der Integration von Migrantinnen und Migranten eine sehr breite Wirtschaftsteilnahme.
->Quelle: Merkel will Nachhaltigkeitskodex bekannter machen und nächstes Jahr berichten