Gast-Essay von Jeffrey Sachs:
„Klimawandel ist heute“

„Propaganda kann daran nichts ändern. Aktivismus schon.“

mit freundlicher Genehmigung von Jeffrey D. Sachs

Der Menschheit läuft allmählich die Zeit davon, um das Problem des Klimawandels in Angriff zu nehmen. Wissenschaftler verweisen darauf, dass ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius die Erde in eine gefährliche Lage bringen würde. Dennoch bewegen wir uns derzeit in Richtung eines Temperaturanstiegs von vier Grad in diesem Jahrhundert (oder mehr). Die letzte Chance ist nun gekommen.[note Zwischenrufe, Kommentare und Selbst-Gespräche geben nicht in jedem Fall die Meinung von Solarify wieder.]Diese Chance ergibt sich im Dezember 2015 in Paris, wo Regierungsvertreter zur 21. jährlichen Klimakonferenz der Vereinten Nationen zusammenkommen werden. Doch dieses Mal wird es anders verlaufen. Entweder die Regierungen einigen sich, wie sie es versprochen haben, auf entschlossene Maßnahmen oder 2015 wird uns als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem uns die klimapolitische Vernunft abhanden kam.

Bisherige Klimaabkommen blieben wirkungslos

Im Jahr 1992 verabschiedeten die Regierungen der Welt das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, in dem versprochen wurde, die „gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems“ durch die Senkung von Treibhausgasemissionen, insbesondere Kohlendioxid, zu verhindern. Doch obwohl der Vertrag 1994 in Kraft trat, sind die Treibhausgasemissionen, einschließlich [[CO2]], sogar noch angestiegen.

Die Großkonzerne lobbyieren hinter den Kulissen gegen Änderungen und setzen ihren enormen Reichtum ein, um sich eine Medienberichterstattung zu kaufen, mit der Verwirrung gestiftet wird.

Im Jahr 1992 wurden aufgrund der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas sowie durch die Zementproduktion weltweit 22,6 Milliarden Tonnen [[CO2]] freigesetzt. Im Jahr 2012, dem letzten Jahr, für das Vergleichsdaten vorliegen, lag dieser Wert bei 34,5 Milliarden Tonnen. Die Menschheit hat also den von ihr verursachten Klimawandel nicht eingedämmt, sondern noch beschleunigt.

Die größte moralische Frage unserer Zeit

Darin besteht nun auch die größte moralische Frage unserer Zeit. Die globale Nutzung fossiler Brennstoffe stellt eine gravierende Bedrohung der für den Klimawandel besonders anfälligen Armen dar (obwohl die Reichen die Hauptverursacher sind) und auch für künftige Generationen, die einen Planeten erben, der vielerorts unbewohnbar sein wird und auf dem die Lebensmittelversorgung unter massiven Schocks leiden wird.

Wir verursachen diesen Schaden in einer Zeit, da technologische Errungenschaften den Umstieg von gefährlichen fossilen Brennstoffen auf kohlenstoffarme Energiequellen wie Wind-, Solar-, Atom- und Wasserkraft ermöglichen und die Auswirkungen fossiler Brennstoffe durch die Nutzung der  CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) verringern. Papst Franziskus hat es kürzlich sehr richtig formuliert: „Bewahrt die Schöpfung“, forderte er auf. „Denn wenn wir die Schöpfung zerstören, wird sie uns zerstören! Vergesst das niemals!“