Hennicke mit Deutschem Umweltpreis ausgezeichnet

„Effizienzpapst der Energiewende“ bietet Cameron „Audienz“ an

Die Brüsseler Beschlüsse, bis 2050 den Primärenergieverbrauch zu halbieren, bedeuteten „eine Riesenaufgabe. Wenn das der Hintergrund ist, dann kann man jetzt nicht zufrieden sein“. Er sei „ja jetzt Papst, da würde ich Cameron gerne eine Audienz gewähren: Wenn jemand ein AKW bauen will mit 11 ct/kwh, würde ich ihm gern ein wenig Erleuchtung zukommen lassen, denn die Energieeffizienz kostet nur 2-4 ct/kWh.“

Hennicke forderte weiter ein faires Spielfeld und „einen nationalen Kümmerer“, denn es herrsche keine Waffengleichheit – wir bräuchten „ein Netzwerk aller Beteiligten und einen Verantwortlichen“.  Sein Traum sei: Die Energiewende zu europäisieren, am besten mit Japan zusammen. Er habe erst „kürzlich eine Evakuierungszone von Fukushima besichtigt, menschenleer, die Häuser und Autos stehen verlassen herum, die Natur holt sich die Gegend langsam zurück, aber ständig tickt der Geigerzähler – das lässt mich nicht mehr los.“

Krieg leistete wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung

Die Leistung Kriegs würdigte Hermann Josef Schulte, Gründer der Firma HJS aus Menden und ebenfalls Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU, als „wunderbares Beispiel“ dafür, dass und wie die für den Mittelstand so wichtige Zusammenarbeit mit den Hochschulen funktionieren könne. Zehn Jahre nach seiner Berufung zum Professor habe Krieg sein Unternehmen gegründet. Die Technologie des Recyclings von Mehrweg-Kunststoffflaschen beherrsche er „aus dem Effeff“ und sei heute auf dem Sektor ein wichtiger Zulieferer der Flaschen- und Getränkeindustrie. Er sei in der Lage, Millionen von Flaschen im Recyclingprozess zu selektieren und einer weiteren Nutzung zuzuführen.

Einem Mann „Respekt erwiesen, den er schon ganz lange verdient“

Auf Ehren-Preisträger Weinzierl ging Jury-Mitglied und „Zeit“-Redakteurin Christiane Grefe ein. Weinzierl sei die Personifizierung des Naturschutzes in Deutschland, seit sechs Jahrzehnten eine Schlüsselfigur mit einer „riesigen Prägekraft“. Er sei Vordenker, Vorreiter in ganz vielen Punkten, der das Thema in viele Bereiche gebracht habe, vor allem in die Politik, und die Natur so „vor Planierraupen und Pestiziden geschützt hat, indem er sich zwischen Hühnerstall und Reichstag bewegt hat“. Auf der Basis philosophischer und ethischer Begründungen habe er die Politisierung des Naturschutzes auch international vorangetrieben. Gleichzeitig habe er aber auch selbst aus einer lokalen Verwurzelung heraus mit seiner Frau ein Umweltbildungszentrum gegründet, in dem viele junge Menschen von seinen Ideen „angesteckt“ worden seien. Die arbeiteten heute in Ministerien, Nichtregierungsorganisationen und Schulen und steckten nun ihrerseits dort wieder mit diesen Ideen andere junge Leute an. Mit dem Ehrenpreis werde einem Mann „Respekt erwiesen, den er schon ganz lange verdient“.

„Pathologischer Optimist“

In seinen Antworten auf die Fragen von Moderatorin Katrin Bauernfeind ging Weinzierl weit zurück – auf die Anfänge der Naturschutzbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg:  „Man  ist als Narr behandelt worden. Eben beginnt das Wirtschaftswunder, da kommt plötzlich einer daher und predigt ‚Weniger!‘, man ist entweder verlacht oder bekämpft worden.“ Weinzierl bezeichnete sich als „pathologischen Optimisten“, obgleich wir uns mitten „in einem brutalen dritten Weltkrieg gegen die Schöpfung“ befänden.

„Autobahn oder Flughafen wichtiger als Nationalpark?“

Er habe Glück gehabt, früh von guten Leuten unterstützt worden zu sein: „Bernhard Grzymek als väterlicher Freund lehrte mich den internationalen Naturschutz, das war für mich der große Türöffner – der zweite war Konrad Lorenz“, der habe 1970 das europäische Naturschutzjahr mitgestaltet; er habe ihm beigebracht: „Allein mit der Naturwissenschaft kann man die Welt nicht voranbringen, es gehören auch die Geisteswissenschaften dazu, und dann haben wir gemeinsam die ‚Gruppe Ökologie‘ gegründet“. Es ärgere ihn, wann immer er heute daran denke, „was damals (vor zwei Generationen) an Natur noch vorhanden war und was heute nicht mehr da ist – es ist eine Unkultur, was wir betreiben. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die zu einer andern Philosophie als der des Wachstums kommt, zu einer Kultur der Nachhaltigkeit, wo ernsthaft darüber gesprochen wird, ob eine Autobahn oder ein Flughafen wichtiger ist als ein Nationalpark.“