Katholische Bischöfe weitgehend klima-resistent

DUH-Dienstwagencheck: Katholische Bischöfe und Kardinäle verweigern Papst Gefolgschaft beim Klimaschutz

Kirchenoberhäupter der evangelischen Kirche fahren überwiegend mit sparsamen Dienstlimousinen – Essener Bischof Overbeck erneut mit der spritdurstigsten Motorkutsche negativer Spitzenreiter – Acht „Rote Karten“ gehen ausschließlich an katholische Bischöfe und Malteser Hilfsdienst.

Wie jedes Jahr bewertet die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) auch 2014 zum Nikolaustag, mit welchen Dienstwagen die 52 obersten Manager in göttlichem Auftrag unterwegs sind. Dabei beurteilte sie Motorisierung, Spritverbrauch und CO2-Emissionen der personengebundenen Fahrzeuge. Die Entscheidung von Papst Franziskus, den Wagenpark seines Vorgängers aufzulösen und auf sparsamere und weniger prunkvolle Fahrzeuge umzusteigen, ignorierte die überwiegende Anzahl seiner katholischen Statthalter in Deutschland. Alle von der DUH verteilten „Roten Karten“ gingen an Vertreter seiner Kirche.

Papst Franziskus: „Das geht doch nicht!“

Papst Franziskus hatte bereits vor über einem Jahr angehenden Priestern gesagt: „Mir tut es weh, wenn ich einen Priester oder eine Schwester mit dem neuesten Automodell sehe: Das geht doch nicht!“ Das Fahrrad sei ein angemessenes Fortbewegungsmittel. Wenn es denn ein Auto sein müsse, dann doch bitte ein bescheidenes Modell. Während sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. noch eine Phaeton-Luxuslimousine mit einem 12-Zylinder-Motor bevorzugte ist Papst Franziskus inzwischen demonstrativ von seinem R4 auf einen CO2-sparsamen Ford Focus umgestiegen.

Protestantische Bischöfe vorne

Bei den protestantischen Kirchenleitern setzte sich hingegen der Trend zu „Grünen Karten“ erfreulicherweise fort: Die Mehrzahl ist mit klimaverträglicheren Motorschlitten unterwegs. Die Zahl der „Grünen Karten“ stieg von 14 auf 24, während die Zahl der „Gelben Karten“ geringfügig von 20 auf 19 sank. Insgesamt gab es 2014 nur acht „Rote Karten“ – das sind fünf weniger als im Vorjahr.

„Die Botschaft von Papst Franziskus zu mehr Bescheidenheit und Umweltschutz gerade auch beim Fahrzeugpark ist bei seinen deutschen Statthaltern ganz offensichtlich nicht angekommen. Interessant ist, dass in dieser Frage die protestantischen Kirchenleiter dem neuen Papst näher stehen. Wir fordern die katholischen Kirchengemeinden und die Pastoren auf, ihre Bischöfe zum Verzicht auf klimaschädliche Protzlimousinen zu bewegen“, fordert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Positiver Spitzenreiter ist, wie auch schon vor zwei Jahren, Landesbischof Jochen Bohl von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, dessen Mercedes Benz E300 B BlueTEC Hybrid 99 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Damit hat er sich im Vergleich zum Vorgängerfahrzeug noch einmal um zehn Gramm verbessert.

Die „dunkelrote“ Karte gab es für den Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen. Sein Dienstwagen, ein VW Phaeton, liegt mit 224 g CO2/km etwa 70 Prozent über dem geltenden EU-Klimaschutzgrenzwert. Er verweigert damit dem Heiligen Vater am deutlichsten die Gefolgschaft.

„Der Essener Bischof Overbeck hat immer noch nicht verstanden, dass auch die obersten Manager mit göttlichem Auftrag irdische Klimaschutzregeln zu befolgen haben“, so Resch weiter. Die Auskunft verweigerten in diesem Jahr erneut die Bistümer Augsburg, Mainz und Regensburg und sahen dafür rot. Die Bistümer Görlitz und Essen antworteten im Gegensatz zum Vorjahr.

Aufsteiger von Rot auf Grün: Hofmann (Würzburg), Burger (Freiburg), Feige (Magdeburg) und Wölki (Köln)

Als besonders erfreulich bezeichnete die DUH den Aufstieg einzelner Befragter von einer „Roten Karte“ in 2013 auf eine „Grüne Karte“ bei der diesjährigen Erhebung.

  • Einen solchen Sprung machte Bischof Friedhelm Hofmann aus der Diözese Würzburg. Im letzten Jahr noch in einem Fahrzeug mit einem Ausstoß von 159 g CO2/km unterwegs und dafür mit einer „Roten Karte“ bewertet, erhielt er in diesem Jahr die „Grüne Karte“ für seinen Mercedes Benz E 300 mit 107 g CO2/km.
  • Positiv zu bewerten sind auch die Entwicklungen in der Erzdiözese Freiburg: Erzbischof Stefan Burger hat das mit einer „Roten Karte“ beurteilte Fahrzeug seines Vorgängers Robert Zollitsch gegen einen Ford Mondeo Turnier mit einem CO2-Ausstoß von 128 g CO2/km getauscht und erhält dafür die „Grüne Karte“.
  • Auch Bischof Gerhard Feige aus dem Bistum Magdeburg verbessert sich von rot (163 g/km) auf grün (124 g/km).
  • Kardinal Woelki, der erst vor kurzem von Berlin zurück ins Erzbistum Köln wechselte, hat sich offenbar des Wagens seines Vorgängers Kardinal Meisner entledigt und damit den Sprung von einer „Roten Karte“ für den Vorgänger auf eine „Grüne Karte“ geschafft (129 g/km).
  • Ebenfalls bewertet wurde die Gesamtflotte der jeweiligen Kirchenleitung. Die beste Flotte hinsichtlich des Klimaschutzes weist demnach die Evangelisch-lutherische Landeskirche auf mit einem Durchschnittswert von 99 g CO2/km. Schlusslicht ist das Bistum Görlitz.

Interessant ist ein Blick auf die Entwicklung der Spritverbräuche und damit verbunden die Klimagasemissionen über die vergangenen vier Jahre hinweg: Im Durchschnitt verbesserte sich der -Ausstoß der bischöflichen Dienstlimousinen seit Beginn der Abfrage im Jahr 2011 von damals 172 g auf 135 g CO2/km. Auffällig ist auch, dass die katholischen Oberhäupter den evangelischen Kollegen beim Klimaschutz weiter hinterherfahren. Betrug der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Dienstwagen evangelischer Kirchenoberhäupter im Jahr 2011 noch 169 g CO2/km, so liegt er in diesem Jahr mit 125 g CO2/km unter dem aktuell gültigen EU-Grenzwert – eine Verbesserung um 26 Prozent. Die katholischen Bischöfe verbesserten ihren Durchschnittswert nur um 18 Prozent – von 174 g CO2/km im Jahr 2011 auf nun 143 g CO2/km.

Hintergrund: Die DUH befragte 47 Kirchenvertreter beider Konfessionen sowie fünf Repräsentanten christlicher Hilfsorganisationen. Bewertungsgrundlage ist der Grenzwert von 130 g CO2/km für Neuwagenflotten. Eine „Grüne Karte“ bekommt, wer diesen einhält oder unterschreitet. Überschreitungen werden mit einer gelben oder roten Karte bewertet. Letztere erhält auch, wer die Auskunft verweigert. Abgefragt wurden ebenfalls die Dienstwagen der kirchlichen Hilfsorganisationen Diakonie Deutschland e.V., der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., des Bischöflichen Hilfswerks Misereor e.V., des Deutschen Caritasverbands e.V. sowie des Malteser Hilfsdienst e.V. Während Johanniter, Diakonie und Misereor jeweils eine „Grüne Karte“ für glaubwürdiges Klimabewusstsein erhalten, sah der Malteser Hilfsdienst rot, weil er die Auskunft verweigerte.

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