„Knapp sind nicht die Erneuerbaren Energien, knapp ist die Zeit“

Gedenkschrift für Hermann Scheer – „Die Umwandlung von Sonnenlicht zu Strom ist die wichtigste Zukunftstechnologie der Menschheit“

Zur Würdigung der Lebensleistung von Hermann Scheer haben EUROSOLAR und die Hermann-Scheer-Stiftung eine Gedenkschrift mit Beiträgen von Weggefährten Hermann Scheers verfasst. Die in dem Buch zusammengefassten Blickwinkel auf das Lebenswerk Scheers entstanden größtenteils unmittelbar nach seinem Tod, etwa in Form von Nachrufen, die am 01. 11. 2010 im Rahmen der Gedenkfeier im Berliner Museum für Komunikation verlesen wurden.

Hermann Scheer – Foto © EUROSOLAR

Vorwort von Nina Scheer

„Mit der Erinnerung an Hermann Scheer eng verknüpft ist der Gedanke an ein unermessliches Lebenswerk. Es ist gekennzeichnet von Themenvielfalt, Kreativität, Mut zu Unerprobtem, Konzepten und Lösungswegen für drängende Herausforderungen unserer Zeit – und es ist heute aktueller denn je. Die Zukunftsfestigkeit seines Werkes lässt sich besonders deutlich an der Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Deutschland, mit weltweiter Ausstrahlungswirkung, erkennen.

Die Einführung Erneuerbarer Energien in Deutschland gelang durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das EEG, international auch als „Scheer’s law“ bekannt, dient als Hebel zur Öffnung eines von atomar- fossiler Monopolwirtschaft geprägten Energiemarktes. Es ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass die Vorreiterfunktion ein wichtiger gestalterischer Mechanismus ist, der globale Nachahmeffekte auszulösen vermag.

Hermann Scheer steht für das Ziel einer weltweiten Vollversorgung durch Erneuerbare Energien. Neben der Problematik des Klimawandels war er schon früh überzeugt, dass bereits aus Gründen der fossilen Ressourcenverknappung, diese die wohl einzige Möglichkeit sei, die Menschheit vor sozialen Verwerfungen und Kriegen um die letzten fossilen Reserven zu bewahren sowie die Zivilisationen auf einen gerechten, menschenwürdigen und die Umwelt erhaltenden Weg zu führen.

Hermann Scheer steht aber auch für den Weg, wie eben dieses Ziel schnell und ökonomisch sinnvoll zu erreichen ist: Er erkannte, dass ein gesellschaftlicher Wandel durch und mit den Menschen vor Ort gelingt. Er erkannte die Dimension der gesellschaftlichen Teilhabe als Motor und Beschleunigungsfaktor für diese Entwicklung und dass die von der fossil-atomaren Energieversorgung geprägten Strukturen für die Erneuerbaren Barrieren und Umwege darstellen. Er erkannte, dass eine dezentrale Energieversorgung durch Erneuerbare Energien auch in Deutschland zu 100 Prozent möglich ist.

1988 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Irm Scheer-Pontenagel EUROSOLAR, die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien, unterstützt von vielen weiteren engagierten Akteuren. Die Energiewende bedurfte eines politischen gesellschaftlichen Aufbruchs. Im Rahmen des hier gestärkten zivilgesellschaftlichen Engagements wurden unter anderem Initiativen für die „Energiewende“, die „Solare Weltwirtschaft“, die „Energieautonomie“ und den „Landwirt als Energie- und Rohstoffwirt“ aufgebaut und gebündelt, , Begriffe, die für Hermann Scheer teilweise zu Buchtiteln wurden.

Folgt: IRENA-Gründer