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Vernetzung reduziert Flexibilitätsanforderungen

Die Ergebnisse zeigen, dass eine engere Vernetzung der Stromsysteme von Frankreich, der Schweiz, von Österreich, den Benelux-Staaten und von Deutschland die Flexibilitätsanforderungen reduziert, die ansonsten mit den Schwankungen der Wind- und Solarstromproduktion einhergehen. Der Effekt ist so stark, dass die Schwankungen bei der Produktion von Windstrom über Zentralwesteuropa insgesamt gesehen nur noch die Hälfte der Summe der Schwankungen in den einzelnen Ländern beträgt. Die enger vermaschten Stromnetze ermöglichen es, regionale Wetterunterschiede und damit einhergehende Unterschiede bei der Windstromerzeugung großräumig auszugleichen. Eine im Rahmen der Studie erstellte Animation verdeutlicht diesen Mechanismus.

Die verstärkte Integration verhindert zudem, dass Strom aus Erneuerbaren Energien an Tagen mit viel Wind und Sonne ungenutzt verworfen werden muss, weil Erzeugungsüberschüsse in einer Region geringere Erzeugungsmengen in anderen Regionen ausgleichen. Im Vergleich zu Stromsystemen, die nicht miteinander gekoppelt sind, kann die ansonsten nötige Abregelung in 90 Prozent der Fälle vermieden werden. Zugleich steigt auch der monetäre Wert von Strom aus Erneuerbaren Energien.

Flexible Kraftwerke und Stromspeicher werden wichtiger

Gleichwohl reduziert eine engere Vernetzung der zentralwesteuropäischen Stromsysteme den Flexibilitätsbedarf nicht auf null: Flexible Kraftwerke (Pumpspeicher, Gaskraftwerke) und Stromspeicher werden wichtiger, um Backup- und Ausgleichsfunktionen zu übernehmen, hingegen werden Kraftwerke, die im unflexiblen Dauerbetrieb arbeiten, nur noch zu einem Bruchteil benötigt werden. Die Betriebsweise des Kraftwerksparks ändert sich insofern grundlegend: Viele konventionelle Kraftwerke werden künftig innerhalb sehr kurzer Zeit auf Änderungen bei der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien reagieren müssen. Dies betrifft der Studie zufolge insbesondere den deutschen Kraftwerkspark.

„Die Studie zeigt, dass alle Länder in Zentralwesteuropa von einem Zusammenwachsen der Stromsystem profitieren können“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor vonAgora Energiewende. „Eine verstärkte Integration stabilisiert das Stromsystem insgesamt, sie reduziert die Kosten und ermöglicht den Einsatz von mehr Erneuerbaren Energien. Insofern muss – neben dem Netzausbau – eine stärkere Ausrichtung der  europäischen Strommarkt-Regularien an dem Paradigma der Flexibilität ein Kernelement der Energieunion sein.“

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