Briten kürzen Solarförderung

Großbritannien will PV-Förderprogramm bis April 2016 vorzeitig beenden – bekanntes Argument

Es ist das gleiche Argument wie in Deutschland, und höchstwahrscheinlich kommt es aus der gleichen Ecke: „Renewable energy subsidies revised to ensure consumers are protected from higher energy bills.“ („Subventionen für Erneuerbare Energien bereinigt um sicherzustellen, dass Verbraucher vor höheren Energie-Rechnungen geschützt werden“.) Damit begründete das britische Ministerium für Energie und Klimawandel (Department of Energy and Climate Change, DECC) seinen am 22.07.2015 angekündigten Plan, die Unterstützung der Solarenergie herunterzufahren.

Keine Förderung mehr für kleine Solarparks und Ende der Vergütungsgarantie für größere Dachanlagen

Weil das Programm für Großanlagen signifikant erfolgreicher als gedacht sei, soll die Förderung mittels Renewable Obligation Certificates (ROCs) für Solarparks mit weniger als 5 MW Leistung ab April 2016 gestrichen werden – ebenso die vorab garantierte Einspeisevergütung für Dachanlagen mit mehr als 50 kW Leistung. Für Projekte, die bis zum 21.07.2015 eine Einspeisevergütungs-Garantie bekommen haben, soll es eine Übergangzeit geben, ebenso für Anlagen, bei denen sich der Netzanschluss unvorhersehbar verzögert.

Diese politische Entscheidung schränkt die Investitionssicherheit ein und wird den Zubau gewerblicher PV-Dachanlagen in England deutlich bremsen. Das DECC hat darüber hinaus angekündigt, das System der Einspeisevergütung noch in diesem Jahr im Rahmen eines Konsultationsprozesses, der mutmaßlich im September beendet sein wird, umfassend zu überprüfen und kündigt weitere Maßnahmen zur „Kostenkontrolle“ an.

Fadenscheinige Rhetorik der Regierung

„Fadenscheinig“ nennt das pv magazine die Begründung der Regierung; Energieministerin Amber Rudd, erst seit Mai im Amt, rechtfertigte die Entscheidung nämlich damit, dass Verbraucher vor höheren Energiekosten geschützt werden sollten. „Meine Prioritäten sind klar“, sagte Rudd. „Wir müssen die Rechnungen für hart arbeitende Familien und Unternehmen so niedrig wie möglich halten und unsere Emissionen auf die kostengünstigste Art und Weise reduzieren.“ Die Kosten für Solartechnologien seien außerdem so stark gesunken, dass die Industrie der Erneuerbaren nach Ansicht von Rudd auch ohne Förderung überleben könne.

[note Solarify meint: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt – wem etwa spontan die ehrenwerten Interessen der fossilen Energiekonzerne einfallen; ein noch größerer Schelm, wem dabei in den Sinn kommt, dass Erneuerbare Energien konkurrenzfähig sind und eine Bedrohung für die Gewinn-Erwartungen derselben Konzerne darstellen; ein veritabler Schuft gar, wem – unvermeidlicherweise – „Hinkley Point C“ durch den Kopf geht. An all das hat Frau Rudd sicher nicht gedacht…]

Solarindustrie verärgert – Atomstrom wesentlich teurer

Die britische Solarindustrie zeigte sich verärgert und warf der Regierung vor, sie bestrafe die Photovoltaik dafür, dass sie billiger, effizienter und erfolgreicher sei als erwartet. Die britische Solar-Trade Association (STA) betonte, dass Solarstrom nur etwa sechs Prozent der im Rahmen der ROC-Regelung gezahlten Fördergelder erhalte. Im Gespräch mit der BBC-Sendung Today sagte STA-Vorstand Jonathan Selwyn, dass die nun beschlossenen Kürzungen einen großen Einfluss auf die britische Solarindustrie haben würden, die im vergangenen Jahr zu den dynamischsten in Europa gehört habe und im Jahr 2015 rasant gewachsen sei. Die Solarförderung erhöhe die Stromrechnung der Verbraucher nur um rund drei Pfund (4.30 Euro) pro Jahr, so Selwyn. Das sei verschwindend gering im Vergleich etwa zur Atomkraft.

Leonie Greene, STA-Abteilungsleiterin für Außenangelegenheiten, nennt die Argumentation der Ministerin widersprüchlich: „Dies ist schädlich für große Solar-Dächer und Solarparks, beide sehr kostengünstige Möglichkeiten der Erzeugung von Solarstrom. Es steht im Widerspruch zu wiederholten Zusagen der Regierung, den kommerziellen Solardach-Markt zu steigern. Die mögliche Abschaffung der Vorab-Garantie für die gesamte Lebensdauer eines einmal errichteten Projekts ist ein echter Schlag für das Vertrauen der Investoren. Es gibt keine Ankündigung im Regierungsprogramm der Konservativen, die Unterstützung der Solarenergie zu beschneiden, so dass wir über diesen Schritt sehr enttäuscht sind. Solar ist die beliebteste Energieform der Nation, wie es eigene Meinungsumfragen der Regierung gezeigt haben.“

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