„Jahr der Entscheidungen“

„Das Parlament“ mit Themenausgabe Klimaschutz

Wissenschaftler schlagen Alarm: Die ersten sechs Monate des Jahres waren die wärmsten auf unserem Planeten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880. Um durchschnittlich 0,85 Grad Celcius lagen die Temperaturen über dem damaligen Durchschnitt. In der Folge schmilzt das Eis in der Arktis immer schneller. Die Wochenzeitung der Bundeszentrale für Politische Bildung Das Parlament erschien soeben mit einer Themenausgabe zum Klimaschutz unter dem Titel „Jahr der Entscheidungen“. Der Hauptbeitrag stammt von IASS-Direktor Klaus Töpfer – die Grünen-Abgeordnete Bärbel Höhn dämpft die Erwartungen an den Pariser Klimagipfel. Solarify dokumentiert in Ausschnitten.

Klaus Töpfer: Jahr der Entscheidungen – Für die Zukunft des Planeten werden 2015 wichtige Weichen gestellt (Originaltext leicht gekürzt)

Es war eine der wichtigsten Botschaften der Klimaverhandlungen 2014 in Lima: Über der Diskussion um Ziele und Zeitpläne dürfen wir das Handeln nicht vergessen. Wenn Ende dieses Jahres in Paris erneut Klimaverhandlungen stattfinden, dann sollten sie in erster Linie dazu führen, Prozesse für nachhaltige Entwicklung und global wirksamen Klimaschutz mit Nachdruck voranzutreiben. Es müssen überprüfbare Wege für den Kampf gegen den Klimawandel aufgezeigt und verlässlich in Angriff genommen werden. Ein erster wichtiger Schritt dahin ist die Selbstverpflichtung der Staaten zur Emissionsminderung („Intended Nationally Determined Contributions“, INDCs).

Insgesamt ist das Jahr 2015 ganz entscheidend für die künftige Entwicklung der Menschheit. Denn in diesem Jahr haben auch die Anfang dieses Jahrtausends von den Vereinten Nationen verabschiedeten „Millennium Development Goals“ (MDGs) ihr Zieljahr erreicht. Das Auslaufen der MDGs verpflichtet die Weltgemeinschaft, sich neue Zielmarken zu setzen. Im Zuge der Vorbereitungen auf die Konferenz Rio+20 im Jahre 2012 wurde einmal mehr klar: Entwicklung kann nur dann dauerhaft erfolgreich sein, wenn sie nachhaltig ist, wenn sie weder auf Kosten der sozialen Verantwortung in der Gesellschaft, noch zu Lasten der Umwelt und ihrer Leistungen für wirtschaftliche Entwicklung einerseits und in ihrer Verantwortung für die Schöpfung andererseits geht. Sehr eindeutig hat dies der früher Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, formuliert: „Wohlstand, aufgebaut auf der Zerstörung der Umwelt, ist kein wirklicher Wohlstand, bestenfalls eine kurzfristige Milderung der Tragödie. Es wird kaum Frieden, wohl aber noch mehr Armut geben, falls dieser Angriff auf die Natur anhält.“

Auch und gerade die hoch entwickelten Länder sind aber weit von einer Nachhaltigkeit ihres Wirtschaftens und Konsumierens, ihrer Lebensstile und Anforderungen an die Gaben von Natur und Umwelt entfernt – und weit entfernt von der Bewahrung der Schöpfung. In seiner Enzyklika „Laudato Sì“ hat Papst Franziskus diese Fehlentwicklung in den Industrieländern mit großer Offenheit und Klarheit und nicht zuletzt mit dem klaren Auftrag zur Umkehr herausgearbeitet.

Folgt: Konkrete Utopie