Effizienzlabel für alle Heizungen

Erst für neue und dann auch noch für alte Heizungsanlagen

Ab 26.09.2015 müssen alle neuen Heizungen,  Heizungssysteme und Warmwasserbereiter mit dem neuen Effizienzlabel versehen werden. Damit soll bei neuen Heizungen sichtbar gemacht werden, welche Heizungen effizienter sind. Zusätzlich hat das BMWi am 12.08.2015 verkündet, dass ab 2016 auch für alte Heizungen, die älter als 15 Jahre alt sind, ein Effizienzlabel eingeführt wird. Dieses soll von Heizungsinstallateuren, Schornsteinfegern und bestimmten Energieberater ausgestellt werden. Wird das Label Heizungen im Bestand ein Anreiz für den Austausch sein? Dazu hat Energieblogger Andreas Kühl (energynet.de) zwei Experten befragt.

Effizienzlabel für Heizungen im Bestand soll auch über Energieeffizienz informieren

Zusätzlich zu den Informationen auf dem Effizienzlabel sollen die Eigentümer auf weitergehende Energieberatungen, wie z. B. Heizungschecks oder die Vor-Ort-Beratung sowie auf Förderungen der KfW und des BAFA hingewiesen werden. Ab dem 01.01.2016 sind Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger und bestimmte Energieberater dazu berechtigt, das Energielabel für die Heizung auszustellen und auf die alten Heizgeräte anzubringen. Ab 2017 sind die Schornsteinfeger dazu verpflichtet, diejenigen Geräte, die noch kein Etikett haben, zu etikettieren.

Das Effizienzlabel und die Hinweise auf bestehenden Beratungs- und Förderprogrammen sollen daher dazu führen, die Kenntnisse der Verbraucher über den Zustand ihres Heizkessels zu verbessern und so die Motivation zum Austausch zu erhöhen. Erwartet wird – laut Pressemitteilung des BMWi – damit, die Austauschrate bei Heizgeräten um circa 20 Prozent pro Jahr steigern zu können. Derzeit werden nur drei Prozent der Heizungen im Jahr ausgetauscht. Mehr als ein Drittel der Heizungen in Deutschland ist älter als 20 Jahre alt und würde bestenfalls die Energieeffizienzklasse C erreichen.

Reicht das Effizienzlabel aus, um die Austauschrate bei Heizungen zu erhöhen?

Kühl: „Der Energieausweis von Gebäuden ist nicht akzeptiert auf dem Markt, im Gegensatz zum Energielabel für Haushaltsgeräte. Daher bin ich skeptisch, ob ein Energielabel für Heizungen im Bestand dazu beitragen wird, die Austauschrate zu erhöhen. Was denken andere Experten darüber? Ich habe mir Antworten eingeholt von einem Blogger und einem Journalisten, die sich beide in dem Bereich auskennen.“

Frage: Wie wird der Markt darauf regieren? Wird das Label angenommen und einen Beitrag leisten können zu effizienteren Heizungen?

Martin Schlobach (Blog haustechnikverstehen.de): „Da es das Energielabel bereits bei anderen Geräten wie Kühlschränken, TV-Geräten oder Glühlampen gibt, wird der Kunde aus meiner Sicht das Energielabel ohne größere Probleme annehmen. Ich denke, das Energielabel wird isoliert betrachtet keinen Beitrag zu effizienteren Heizungen leisten. Auch wenn eine Heizungsanlage mit der höchsten Effizienzklasse bewertet wird, spielen Nutzerverhalten, Einstellung der Regelparameter und das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten eine wichtige Rolle. Hier wird weiterhin das Fachwissen der Fachfirmen gefragt und ausschlaggebend für die ‚reale‘ Energieeffizienz sein.“

Gaskessel schneiden im Heizungslabel zu gut ab

Jan Gesthuizen (Zeitschrift Sonne, Wind & Wärme): „Da es sich um eine Pflicht handelt, wird der Markt das Label annehmen müssen, egal ob es dem einzelnen gefällt oder nicht. Aber unabhängig davon, denke ich schon, dass Endkunden das Label begrüßen werden.

Wir Fachleute wissen, dass das Label wenig darüber aussagt, wie effizient die Heizung wirklich ist. Daher kann ich die Kritiker verstehen, die sagen, die sachgerechte Installation sei mindestens so wichtig wie ein effizientes Produkt.

Aber ich finde, die Tatsache, dass das Label die Installationsqualität nicht berücksichtigt, muss nicht schlimm sein. Ein Produktlabel ist für Produkte gemacht, nicht für Dienst-, bzw. Handwerksleistungen. Und zumindest auf dieser Ebene wird das Label sicherlich dazu führen, dass der Endkunde eher die Chance hat, seine Heizung wenigstens ein wenig selber einzusortieren. Bei allen Fehlern, die das Label hat, ist das sicher ein guter Effekt.

Sorge macht mir allerdings, dass Gaskessel viel zu gut wegkommen. Außerdem habe ich den Eindruck, dass bei den Erneuerbaren Energien Wärmepumpen gegenüber Solarthermie und Biomasse (letzte hat ja noch gar kein Label) deutlich besser wegkommen. Zumindest im Bestandsbau sind letztere Technologien oft (natürlich nicht immer) besser geeignet, was das Label aber nicht widerspiegelt.“

Wer soll die Effizienzlabel für Heizungen im Bestand vergeben und bei welcher Gelegenheit?

Schlobach: „Laut Gesetzentwurf sind zur Vergabe des Energielabels Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger, Gebäudeenergieberater des Handwerks und Ausstellungsberechtigte nach § 21 der EnEV berechtigt. Weiterhin wären die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegermeister/innen verpflichtet, Altgeräte ohne Etikett zu etikettieren. Die Kosten für das Anbringen des Etiketts sowie für die Information des Eigentümers und Mieters durch den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegermeister/in, würden nach dem Gesetzentwurf vom Bund getragen.“

Folgt: Energielabel als Zusatzleistung von Installateuren und Energieberatern