Klimawandel forderte bisher 600.000 Tote

Bericht des UNISDR für COP21 vorgelegt

Mehr als eine halbe Million Menschen sind seit der ersten Klimakonferenz (COP1) 1995 infolge des Klimawandels ums Leben gekommen – mehr als vier Milliarden wurden verletzt, obdachlos oder waren auf Nothilfe angewiesen – Tendenz steigend. Dies geht aus dem am 23.11.2015 veröffentlichten Bericht “The Human Cost of Weather Related Disasters” (Die menschlichen Kosten der Wetterkatastrophen) des UN-Büros für Katastrophenvorsorge („UN Office for Disaster Risk Reduction – UNISDR„) hervor.

In den vergangenen zwanzig Jahren sind laut einer Pressemitteilung 90 Prozent der 6.457 registrierten großen Katastrophen von Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen, Dürren und anderen wetterbedingten Ereignisse verursacht worden. Der Bericht solle unterstreichen, warum beim kommenden Klimagipfel COP21 in Paris ein neues Abkommen erreicht werden müsse, schreibt das UNISDR.

In den vergangenen zehn Jahren seien rund 3.400 solcher Ereignisse gezählt worden, 14 Prozent mehr als in den zehn Jahren zuvor und fast doppelt so viele wie im Zeitraum von 1985-1995. „Die Welt zahlt einen hohen Preis“, sagte UNISDR-Chefin Margareta Wahlström mit Blick auf die Klimaerwärmung, „Wetter und Klima sind Hauptursachen für Katastrophenrisiken“. Die fünf Länder mit der höchsten Zahl an Katastrophen sind die USA (472), China (441), Indien (288), die Philippinen (274) und Indonesien (163).

Vor allem Stürme sind lebensgefährlich

„Die volkswirtschaftlichen Schäden sind eine wichtige Herausforderung für viele der am wenigsten entwickelten Länder, die gegen Klimawandel und Armut gleichzeitig kämpfen“, fuhr Wahlström fort. Dabei sei der wirtschaftliche Schaden durch die Katastrophen bisher unzureichend erfasst. Die UN-Organisation schätzt, dass – Erdbeben und Tsunamis eingerechnet – jährlich 250 bis 300 Milliarden Dollar negativ zu Buche schlugen. Die häufigsten wetterbedingte Katastrophen seien Überflutungen. Fast die Hälfte aller Ereignisse gehe auf deren Konto. Für Leib und Leben gefährlich seien vor allem die Stürme. 242.000 Menschen seien seit 1995 durch Starkwinde ums Leben gekommen.

Bericht und Analyse des UNISDR und des belgisch-basierten Zentrums für die Epidemiologie-Erforschung von Katastrophen (CRED)  zeigen auch Datenlücken auf: Die wirtschaftlichen Verluste durch Wetterkatastrophen seien wesentlich höher als die offiziell genannten 1.785 Billionen Euro, 71 Prozent aller Verluste durch Naturgefahren über den Zeitraum von zwanzig Jahren. Nur 35 Prozent der Aufzeichnungen enthalten Informationen über wirtschaftliche Verluste.

Das UNISDR schätzt die tatsächlichen Kosten der jährlichen Verluste durch Katastrophen – einschließlich Erdbeben und Tsunamis – auf 235 bis 285 Mrd. Euro. „Auf lange Sicht wird eine Vereinbarung bei der COP21, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der Schäden und Verluste durch Katastrophen leisten“, erklärte Wahlström. „Denn jetzt muss das bestehende Risikoniveau reduziert und die Schaffung neuer Risiken vermieden werden, indem sichergestellt wird, dass öffentliche und private Investitionen risikobewusst getätigt werden und Menschen und Wirtschaftsgüter nicht Naturgefahren aussetzen, etwa in Überschwemmungsgebieten, gefährdeten flachen Küstenregionen oder an anderen für die menschliche Besiedlung ungeeigneten Orten . “

Wahlström erinnerte daran, dass die Entwicklung im März 2015 mit der Annahme des Sendai Framework for Disaster Risk Reduction (Sendai Rahmenplan für Katastrophenvorsorge) begann – einer von der UN-Vollversammlung beschlossene, auf 15 Jahre angelegte, freiwillige, nicht bindende Vereinbarung, die erkennt, dass der Staat die Hauptrolle einnimmt, um Katastrophenrisiken zu reduzieren, dass allerdings die Verantwortung mit anderen Akteuren, einschließlich lokalen Regierungen, dem Privatsektor und anderen Beteiligten geteilt werden sollte – mit dem Ziel, eine deutliche Reduzierung der Katastrophenverluste, einschließlich Mortalität, Anzahl der betroffenen Personen, wirtschaftlicher Verluste und Schäden an kritischen Infrastruktureinrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser zu unterstützen.

CRED-Leiterin Debarati Guha-Sapir sagte, Klimawandel, Klimaschwankungen und Wetterereignisse bedrohten die Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs), vor allem der Beseitigung der Armut. „Wir müssen die Treibhausgasemissionen verringern und andere Risikofaktoren wie ungeplante Stadtentwicklung, Umweltzerstörung und Lücken in den Frühwarnungen bekämpfen. Dies alles erfordert, dass die Menschen über die Risiken Bescheid wissen und dass die Institutionen zur Katastrophenvorsorge gestärkt werden.“

Hauptdaten des Berichts

  • Asien hält mit 332.000 Toten und 3,7 Milliarden Betroffenen den Löwenanteil an Katastrophenauswirkungen. Die Zahl der Todesopfer in Asien schließt 138.000 durch den Zyklon Nargis verursachte Todesfälle ein, der 2008 Myanmar traf.
  • Insgesamt wurden zwischen 2005 und 2014 im Durchschnitt 335 Wetterkatastrophen pro Jahr gezählt, eine Steigerung von 14% gegenüber den von 1995 bis 2004 erfassten und fast doppelt so viele wie die zwischen 1985 bis 1995.
  • Den Tribut, den Katastrophen von der Gesellschaft forderten, zeigen andere Daten aus der CRED-Datenbank (EM-DAT): 87 Millionen Häuser wurden beschädigt oder während der Laufzeit der Umfrage zerstört.
  • Auf Überschwemmungen entfielen 47% aller Wetterkatastrophen von 1995 bis 2015, diese trafen 2,3 Milliarden Menschen und töteten 157.000. Stürme waren die tödlichste Art von wetterbedingten Katastrophen, sie verursachten 242.000 oder 40% der globalen wetterbedingten Todesfälle – 89% davon in Ländern mit niedrigerem Einkommen.
  • Hitzewellen waren schuld an 148.000 der 164.000 aufgrund extremer Temperaturen ums Leben Gekommenen. 92% der Hitzetoten starben in Ländern mit hohem Einkommen, auf Europa entfielen 90%.
  • Dürren betreffen Afrika mehr als jeden anderen Kontinent. So berichtet EM-DAT 136 Ereignisse zwischen 1995 und 2015, darunter 77 Dürren allein in Ostafrika. Der Bericht empfiehlt, mehr Daten über indirekte Todesfälle durch Trockenheit zu sammeln.

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