Rolle der Bürger bei der Energiewende

Neue ESYS-Analyse

Die Zustimmung der Bevölkerung zur Energiewende hängt mit davon ab, ob der Umbau des Energiesystems sozialverträglich, gerecht und akzeptabel gestaltet wird. Wie das gelingen kann, zeigt eine neue Analyse des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) beleuchtet unter dem Titel „Aspekte der Energiewende aus sozialwissenschaftlicher Perspektive“ die Rolle der Bürger und Verbraucher bei der Umsetzung der Energiewende und fasst wichtige Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung zusammen.

Der Umbau der Energieversorgung in Deutschland zu einem versorgungssicheren, bezahlbaren und nachhaltigen System ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Genauso wichtig wie technische Innovationen und materielle Investitionen ist dabei der Blick auf die gesellschaftlichen Aspekte der Energiewende. 80 Prozent weniger Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2050; Stromtransport von den Windkraftanlagen an der Küste zu den Verbrauchszentren in Süddeutschland; Halbierung des Primärenergieverbrauchs: Diese energiepolitischen Ziele lassen sich nur erreichen, wenn die Bürger sie nicht nur mittragen, sondern als Verbraucher und Investoren auch unterstützen.

Ortwin Renn, neuer wissenschaftlicher Direktor des IASS-Potsdam, stellt als Herausgeber gemeinsam mit Kollegen aus der Perspektive der Verhaltensökonomik Anreize vor, mit denen Verbraucher zum Energiesparen motiviert werden können.

Renn im Vorwort: „Die Autoren diskutieren aus raumplanerischer, psychologischer, sozial- und politikwissenschaftlicher Perspektive zentrale Herausforderungen der Energiewende. Ausgangspunkt ist das Individuum, das einerseits als Nutzer von Energie, andererseits aber auch zunehmend als Erzeuger und Innovator von Energieprozessen auftritt. Denn das Individuum beeinflusst mit Meinungsbildung, Nachfrageverhalten und Veränderung seines Lebensstiles in einem erheblichen Umfang die Energieversorgungsstrukturen. Darüber hinaus greifen die Autoren besonders kontrovers diskutierte Themen auf: die Frage der Kommunikation und Beteiligung bei der Planung und beim Bau von Energieanlagen sowie die komplexen Steuerungsprobleme, die mit einer sozialverträglichen Umsetzung der Energiewende verbunden sind.
Um alle diese Aspekte darzustellen, haben die Autoren für die Aufarbeitung ihrer Thesen eine induktive Vorgehensweise gewählt. Anhand ausgewählter Forschungsschwerpunkte und der dazu verfügbaren empirischen Daten werden Einsichten vermittelt, die für das Gelingen der Energiewende besondere politische Bedeutung erlangen. Hierdurch wollen wir die wissensbasierte Grundlage für gut begründete politische Entscheidungen zum Thema ‚Energiewende‘ erweitern.“

Am Beispiel der sogenannten „Energiearmut“ infolge erhöhter Energiepreise erörtern die Autoren mögliche Folgen energetischer Sanierungen für die Stadtentwicklung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Einbindung von Anwohnern und Betroffenen in Planungs- und Entscheidungsprozesse der Energiewende durch eine offene Chancen-Risiko-Kommunikation sowie transparente Beteiligungsverfahren.

Publikation: Renn, Ortwin (Hrsg.): Aspekte der Energiewende aus sozialwissenschaftlicher Perspektive (Analyse aus der Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft), München 2015. ISBN: 978-3-9817048-4-6

Quellen: