Klimawandel: Das Netzwerk der Leugner

Zweifel als Taktik

Mit freundlicher Genehmigung von Christopher Schrader

Der Klimawandel hat – so er denn überhaupt stattfindet – nur natürliche Ursachen. Diese Behauptung feuert eine ganze Riege von Lobbyisten an Medien und Öffentlichkeit ab. Eine Analyse des Hamburger Wissenschaftspublizisten Christopher Schrader in Spektrum der Wissenschaft offenbart ihre Taktik.

Eigentlich ist ein Spenden-TÜV eine feine Sache: Wer Geld für wohltätige Zwecke gibt, bekommt von einer öffentlichen Institution bestätigt, dass die Empfänger es effektiv verwenden. Genau dies allerdings dürfte den Sponsoren der US-amerikanischen Klimaschutzgegner gar nicht recht sein. Schließlich belegen zwei Studien des Soziologen Justin Farrell von der Yale University, welch großen Einfluss manche Firmen mit ihrem Geld auf die Öffentlichkeit, die Presse und sogar die Reden der US-Präsidenten hatten.

Es gebe ein regelrechtes „Ökosystem der Einflussnahme“, sagt Farrell. Ein Konglomerat von Dutzenden Lobbyorganisationen und so genannten Thinktanks verbreitet in den USA Desinformation und Zweifel über etablierte Erkenntnisse der Klimaforschung. „Die Methoden waren so effektiv, dass normale Amerikaner nicht mehr wissen, wem sie noch trauen können“, zitiert ihn die „Washington Post“. Das sei nun der wissenschaftliche Beweis, dass Firmen das Wissen der Öffentlichkeit über den Klimawandel verzerrt hätten, schrieb die Website ThinkProgress.org. Und „Scientific American“ sprach sogar schon von „dark money“, also undurchsichtigen Geldströmen, mit denen die Szene finanziert werde. Der Begriff wird in den USA sonst benutzt, wenn Firmen die Regeln der Wahlkampfspenden umgehen. Kein Wunder, dass die Politik in den USA bislang kaum effektive Maßnahmen zum Klimaschutz beschlossen hat.

Farrell hat eine große Menge von Texten aus der Lobbyistenszene aus dem Internet heruntergeladen und seinen Computer darin nach Mustern suchen lassen. Die knapp 41.000 Dokumente stammen aus den Jahren 1993 bis 2003 und kommen von etwa 160 Organisationen und 4.500 Amerikanern in deren Dunstfeld; zu den wichtigsten und bekanntesten Gruppen gehören das American Enterprise Institute, das Heartland Institute und die Heritage Foundation, alle mit Sitz in Washington. „Die drei standen auch hier im Zentrum“, sagt Farrell. Ihre Strategie ist es, Streit zu säen; das Geld von Konzernen hat sie darin bestärkt. Der Yale-Soziologe beschreibt es so: „Polarisation ist eine effektive Strategie, um Kontroversen zu erzeugen und politischen Fortschritt zu verzögern.“

Folgt: Hoher finanzieller Aufwand