Die Großen im Minus: Von 170 Mio. bis 7 Mrd.

E.ON mit „Ergebnis im Rahmen der Erwartungen“ – RWE: „Ertragsziele für 2015 erreicht“ – trotzdem keine Dividende

Der größte deutsche Energiekonzern E.ON hat 2015 ein Minus von sieben Milliarden Euro eingefahren, will aber trotzdem 50 Ct Dividenden zahlen. Konkurrent RWE streicht dagegen die Ausschüttung an die Aktionäre, trotz vergleichsweiser moderater Verluste von „nur“ 17o Millionen. Während E.ON zu Jahresbeginn das Kohle- und Gasgeschäft („Uniper“) abgespalten hat, will RWE das am 01.04.2016 tun (Name noch unbekannt). Beide berichteten von ihren Bilanz-Pressekonferenzen.

Auch bei E.ON wackelt die Dividende – für 2016

Relativ bitter klingt die erste Zeile der E.ON-Mitteilung: „E.ON hat das Geschäftsjahr 2015 mit einem operativen Ergebnis im Rahmen der Erwartung abgeschlossen.“ Der Absturz liege vor allem an den im Herbst vorgenommenen 8,8 Milliarden Wertberichtigungen bei den konventionellen Kraftwerken. Die Gewinnaussichten von Atom, Kohle, Öl und Gas waren aufgrund des Preisverfalls im Stromgroßhandel in den Keller gerauscht. Konzernchef Johannes Teyssen erklärte: „Wir haben in einem sehr schwierigen Marktumfeld ein ordentliches operatives Ergebnis abgeliefert. Unsere Kennzahlen spiegeln wider, dass sich die Branche in einem grundlegenden strukturellen Umbruch befindet, der sich in diesem Jahr ungebremst fortsetzt. Die strategische Ausrichtung von E.ON und Uniper auf zwei Energiewelten ist die richtige unternehmerische Antwort auf diesen Umbruch, der Weg wird aber härter und länger als erwartet.“

Dennoch liege das EBITDA (minus 10% gegenüber 2014) mit 7,6 Milliarden Euro am oberen Rand der Erwartungen, es sei nachhaltiger Konzernüberschuss von  1,6 Milliarden (Vorjahresniveau) erzielt worden; allerdings stehe unter dem Strich ein erheblicher Konzernfehlbetrag. Positiv für Teyssen: die wirtschaftliche Netto-Verschuldung habe um 5,7 Milliarden Euro gesenkt werden können – auf  27,7 Milliarden Euro. Für 2016 werde ein EBITDA zwischen 6,0 und 6,5 Milliarden Euro erwartet. Aufgrund der deutlichen Verschlechterung der Situation überprüfe das Unternehmen die Annahmen über die Entwicklung von E.ON und Uniper kritisch. Vor allem der frei verfügbare Cashflow werde vor dem Hintergrund der angespannten Marktsituation gegenüber den Annahmen geringer ausfallen, künftige Investitionen und Dividenden müssten dies reflektieren.

Das Management von E.ON und Uniper will Ende April seine Überlegungen zu den Unternehmenszielen angesichts dieser neuen Herausforderungen vorstellen. Mit der Einladung zur Hauptversammlunmg am 08.06.2016 werde E.ON der Öffentlichkeit einen Spaltungsbericht vorstellen. Am 08.06.2016 werden die Aktionäre dann über die rechtliche Abspaltung von Uniper entscheiden. Im Anschluss soll die Börsennotierung von Uniper erfolgen – und im Laufe des Jahres eine Anpassung der Prognosen – E.ON befürchtet, dass die Prognose dann deutlich niedriger liegen wird.

RWE: Erneuerbare Energien-Ergebnis mehr als verdoppelt 

Auf der Suche nach dem Positiven stellte RWE-Chef Terium das Ergebnis der Erneuerbaren Energien heraus: Das habe sich gegenüber 2014 von 186 auf 493 Millionen Euro mehr als verdoppelt – rund 1 GW neue Windparks hätten dazu beigetragen. Allerdings sank das operative Konzernergebnis 2015 um 1,6 Prozent auf 7,0 Milliarden Euro. Unter dem Strich standen am Ende minus 170 Millionen Euro (2014 waren es noch plus 1,7 Milliarden Euro).

RWE setzt jetzt auf Erneuerbare: Im Januar hatte man den Aufbau eines eigenen Geschäftsfeldes für große PV-Projekte für die Regionen Mittlerer Osten, Nordafrika und Türkei verkündet. Zum „schrittweisen Markteintritt im Bereich der Photovoltaik“ beteiligte sich RWE in einem Konsortium gemeinsam mit dem chinesische Solarmodulhersteller Jinko an der Ausschreibung für eine 800-MW-PV-Anlage in Dubai.

Als Begründung für die Streichung der Dividende, die in zahlreichen Kommunen in NRW Haushaltskrisen auslösen wird, nannte Terium die „tiefe Krise in der konventionellen Stromerzeugung“. Andererseits seien die Nettoschulden um fast ein Fünftel auf 25,1 Mrd. Euro gesunken.  Ausschlaggebend dafür sei der erfolgreiche Verkauf von RWE Dea gewesen, der inklusive Zinsen auf den Verkaufspreis mit 5,3 Mrd. Euro zu Buche geschlagen habe, sowie 1,4 Mrd. Euro „aus weiteren Desinvestitionen“. Zudem habe sich „die Anhebung der Diskontierungssätze für Pensionsrückstellungen als Folge der Entwicklung der Marktzinsen schuldenmindernd ausgewirkt“.

Das laufende Effizienzsteigerungsprogramm habe einen nachhaltigen „Ergebniseffekt von 1,6 Mrd. Euro erreicht, 100 Mio. Euro mehr als geplant“. Zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der operativen Schlagkraft legen den Schwerpunkt auf die konventionellen Stromerzeugung und das britische Vertriebsgeschäft, das umfassend restrukturiert werden soll. Insgesamt wird ein Ergebniseffekt von 2,5 Mrd. Euro (bisher: 2,0 Mrd. Euro ) angestrebt, der 2018 (bisher: 2017) in voller Höhe zum Tragen kommen soll.

Folgt: RWE-Neuaufstellung im Zeitplan