EMIL am Synchrotron BESSY II eingeweiht

Schlögl und der Hamburger

robert-schloegl-bei-fuehrung-durch-emil-foto-gerhard-hofmann-agentur-zukunft-fuer-solarifyProf. Robert Schlögl (Direktor Anorganische Chemie am FHI und Gründungsdirektor des CEC – im Foto bei der sich anschließenden Führung) betonte: „EMIL ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Verständnis von Elektrodenmaterialien in der Wasserspaltung“. Bessy solle Elektronen für EMIL so beschleunigen, dass sie auch durch „dickere“ Grenzflächen dringen könnten – 3 bis 5000 Elektronenvolt seien dazu nötig. Schlögl illustrierte die Möglichkeiten von EMIL mit einem treffenden Bild: „Stellen Sie sich einen Hamburger vor, da kommt zuerst die obere, äußere Kruste, dann Brötchen, dann die obere Sauce, dann Fleisch, dann die untere Sauce – die Frage ist jetzt: wie kann man die untere Sauce untersuchen, ohne das Fleisch wegzunehmen?“ Grenzschichten seien zudem oft nicht voneinander getrennt – „bei EMIL, BESSY und CAT können wir das getrennt voneinander betrachten“. Man könne stets gleichzeitig arbeiten: Einmal die Reaktion der Materialien selbst ablaufen lassen, zweitens die beteiligten und entstehenden Substanzen massenspektrografisch analysieren.

robert-schloegl-erlaeutert-beim-rundgang-hoch-komplexe-versuchsanordnungen-foto-gerhard-hofmann-agentur-zukunft-fuer-solarifyIm Rahmen der darauf folgenden Besichtigung erläuterte Schlögl die Arbeitsweise der einzelnen EMIL-Bestandteile in situ: Er hob neben den HZB-Kollegen vor allem die Leistung der FHI- und CEC-Mitarbeiter hervor; bis auf ein paar Schrauben, Muttern und Rohre musste das meiste von Hand entworfen, vorgezeichnet und in den Werkstätten der Institute hergestellt werden.

Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, wissenschaftliche Geschäftsführerin des HZB, hatte zuvor die Bedeutung von EMIL im Rahmen der HZB-Strategie 2020+ hervorgehoben: „Mit EMIL können wir unsere Expertise in der kombinatorischen Materialsynthese ausbauen, neue Energie-Materialien und neue Funktionalitäten herstellen, analysieren und optimieren. Das entspricht der Strategie des HZB, seine Forschung auf Energie-Materialien zu konzentrieren und dazu die besonderen Chancen zu nutzen die die Synchrotronstrahlung von BESSY II bietet.“

Prof. Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, erwartet von EMIL „Energieforschung auf hohem Niveau, aufbauend auf Kompetenz und auf die Anwendung gerichtet“. Ganz wichtig sei die Rekrutierung – von ihr hänge der Forschungserfolg ab; bemerkenswert viele Nachwuchswissenschaftler forschten am HZB. Und die Kontakte nach draußen: „Wir pflegen Partnerschaften mit vielen Spielern im System, national und international“. Entscheidend aber sei die Unterstützung durch die Zuwendungsgeber – EMIL sei dafür ein wunderbares Beispiel. Die Voraussetzungen seien hervorragend für einen Leuchtturm in der Forschungslandschaft der Energiewende – „ein guter Tag für die Energieforschung in Deutschland“, so Wiestler.

Prof. Ferdi Schüth, MPG-Vizepräsident und Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr, sieht in EMIL „eines der besten Beispiele für die gute Zusammenarbeit zweier Wissenschaftsorganisationen“. Für die MPG sei es von zentraler Bedeutung, „dass eine ganze Reihe von Max-Planck-Instituten, das CEC an prominenter Stelle, aber auch das FHI, oder das Stuttgarter MPI für Festkörperforschung am EMIL arbeiten wollen – auch mein eigenes, die Kohlenforschung. Einblick in die Arbeitsweise eines Katalysators erhält man eben nur dann, wenn man ihn sich unter Reaktionsbedingungen anschaut. Ich bin sicher, dass ich mir selbst hier manches anschauen werde. EMIL macht Deutschland als Forschungsstandort attraktiver“. Wenn man bei einer Schiffstaufe einem Schiff wünsche, es möge immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel haben, dann wünsche er EMIL: „Immer eine Handvoll Elektronen im Ring!“

Prof. Bernd Rech, Leiter des Helmholtz-Instituts für Silizium-Photovoltaik, nannte als einen wichtigen Vorteil von EMIL dessen Forschungsbeschleunigung: 10 bis 100mal schneller könne man jetzt messen und analysieren. „Wir hoffen, neue Funktionalitäten zu erreichen, in der Nanotechnologie, zum Beispiel beim Quantencomputing. Wir können neue Materialien erzeugen. Etwa nanostrukturierte Thermoelektrika für mehr Effizienz, denn zahlreiche Anwendungen bräuchten viel Strom: etwa IT-Rechenzentren. Die „alten und neuen Freunde von der Max-Planck-Gesellschaft“ hieß Rech „herzlich willkommen“.

Prof. Klaus Lips vom HZB und Axel Knop-Gericke vom CEC erläuterten die Funktionsweise von EMIL – Prof.Chuck Fadley vom Davis Physics Department der University of California und Chairman des International EMIL Advisory Comittee, stellte jüngste Methoden und Versuchsanordnungen samt Ergebnissen vor (siehe: fadley.physics.ucdavis.edu).

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