Grüner Investitionsschub in Europa durch deutsche Energiewende

Zwölf Empfehlungen für Green Growth und eine erfolgreiche Energiewende – Abschlussbericht von BMBF-Projekt

Die Energiewende gilt als eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Bis zum Jahr 2050 wollen Deutschland und die EU den Energiebedarf hauptsächlich aus Erneuerbaren Energien decken und die Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent reduzieren. Dieses Ziel scheint auf deutscher Ebene gefährdet. Denn obwohl die Erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr 30 Prozent zur deutschen Stromerzeugung beitrugen, sind die Emissionen leicht angestiegen – unter anderem aufgrund der hohen Kohleverstromung. Ein vom BMBF gefördertes Forschungsprojekt von Germanwatch und Global Climate Forum unter dem Titel „Investitionsschub durch die deutsche Energiewende“ analysierte, welche Rahmenbedingungen zu ändern sind, um Investitionen in grüne Geschäftsmodelle zu stärken.

[note Seit 2013 fördert das BMBF mit ca. 30 Mio. Euro 33 Forschungsverbünde, die sich mit der Gestaltung der Energiewende in Deutschland beschäftigen. In diesen Projekten sollen zukunftsfähige Lösungen für aktuelle Probleme erarbeitet werden, um die Transformation des Energiesystems umwelt- und gesellschaftsverträglich zu bewältigen. Mit dem Forschungsprojekt „Grüner Investitionsschub in Europa“ haben Germanwatch und das Global Climate Forum zusammen mit ihren Praxispartnern und weiteren Stakeholdern folgende Fragestellungen bearbeitet:

  1. Welches sind die Haupthindernisse für Investitionen in die Energiewende in Bezug auf politische Rahmensetzung und gesellschaftliche Akzeptanz? Was wären geeignete Maßnahmen zur Überwindung dieser Hindernisse?
  2. Wie kann die Koordination von Erwartungen im nationalen und internationalen Rahmen dazu beitragen, bzw. wie können diese Erwartungen so in Resonanz geraten, dass neue ökonomisch und ökologisch nachhaltige Geschäftsmodelle für die Energiewende bzw. green growth entstehen?
  3. Ist mangelnde Investitionssicherheit ein wesentliches Hindernis für die Energiewende?
  4. Inwieweit gefährdet die Finanz- und Wirtschaftskrise die Energiewende?
  5. Inwiefern und wie kann die Energiewende einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise leisten?

Methodische Basis des Projektes waren Ansätze der Stakeholder-basierten Forschung. Zusammen mit den Praxispartnern aus Real- und Finanzwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft wurden die für die Beantwortung der Forschungsfragen relevanten Stakeholder identifiziert. Der Dialog mit diesen Stakeholdern fand in Form von Einzelinterviews, Fokusgruppen und Workshops statt und zielte auf praxisnahe Ergebnisse für die verschiedenen Stakeholdergruppen. ]

Diese Umbrüche in den verschiedensten Sektoren stellen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor große Herausforderungen: Geschäftsmodelle müssen neu ausgerichtet und neue Technologien entwickelt beziehungsweise implementiert werden (s.a. solarify.eu/was-kostet-die-energiewende). Für eine nachhaltige Dekarbonisierung, Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende, bedarf es zudem hoher öffentlicher und privater Investitionen. Das schwache europäische Wirtschaftswachstum und der damit einhergehende Investitionsrückstand erschweren dies. Zugleich liegen hier aber auch Chancen für Unternehmen, mit grünen Geschäftsmodellen neue Märkte zu erschließen. Zudem treten neue Akteure auf den Plan, etwa bedingt durch Digitalisierungsprozesse.

Im Zuge einer veränderten Akteurslandschaft entstehen neue Spielräume für Kooperationen, die grünes Wachstum ermöglichen und damit auch die Energiewende voranbringen können. Eine Vielzahl von Studien legt nahe, dass die Hemmnisse für die Transformation vor allem mit politischen Rahmenbedingungen zusammenhängen. Daher hat dasGrüner Investitionsschub in Europa - Titel © GERMANWATCH Forschungsprojekt „Investitionsschub durch die deutsche Energiewende“ analysiert, welche Rahmenbedingungen im Sinne der Transformation angepasst werden müssen, um Investitionen in grüne Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Weiterhin wurden Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz erörtert. Dafür haben wir in den vergangenen drei Jahren mit zentralen Akteuren1 der Energiewende gesprochen – im Rahmen von Fokusgruppen, Interviews sowie Workshops und Konferenzen. In erster Linie sind dies die Akteure des Energiesektors, die sich im Zuge der Energiewende an die ökologisch notwendigen Umstrukturierungen anpassen müssen. Zusätzlich zu den klassischen Playern – den Energieerzeugern und den (Übertragungs-)Netzbetreibern – sind aber auch die Informations- und  Telekommunikationsbranche (IKT-Branche) sowie kapitalstarke Investoren gefragt.

Die Expertise der IKT-Branche wird vor allem bei der Umsetzung des Demand Side Managements und entsprechender Smart Grids benötigt. Institutionelle Investoren können bei der Finanzierung von grüner Infrastruktur – von Windparks bis hin zu Stromnetzen – eine Lücke schließen, die sich aufgrund der vergleichsweise schlechten wirtschaftlichen Situation der meisten großen Energieerzeuger sowie der staatlichen Zurückhaltung bei Investitionen aufgrund von Haushaltskonsolidierung und Krisenbewältigung aufgetan hat.

Folgt: Die 12 Empfehlungen