Erstmals Blockchain eingesetzt

GrünStromJetons machen Ökostromverbrauch sichtbar

Dass der persönliche Ökostromtarif am tatsächlichen Strommix aus der Steckdose nichts ändert, hat sich herumgesprochen. Dieser Umstand sorgt bei vielen umweltbewussten Verbrauchern für Ernüchterung. Eine neue Lösung schafft jetzt Abhilfe. Sie ermöglicht es, den Verbrauch von Grünstrom zuverlässig nachzuweisen und direkt zu steuern. Sogenannte GrünStromJetons belegen die tatsächliche Nutzung von Ökostrom.

Weitere Informationen und Demonstrator

Nachhaltigkeit durch zielgerichteten Verbrauch?

Ökostromtarife funktionieren nach dem Prinzip, dass der Energielieferant genau so viel Grünstrom am Markt einkauft, wie der Kunde an Strom verbraucht. Hierbei spielt die physikalische Herkunft des vom Kunden genutzten Stroms keine Rolle. Der Verbrauch wird anhand eines standardisierten Lastprofils rechnerisch über den Tag verteilt. Entsprechend speist das Energieunternehmen zeitgleich die benötigte Menge Ökostrom ins Netz ein. Das Standardlastprofil bildet jedoch nur eine repräsentative Stromverwendung ab. Die individuelle Nutzung bleibt außer Betracht. Deshalb war ein zielgerichteter Verbrauch des jeweils physikalisch vorhandenen Strommixes bisher nicht möglich.

Hier setzt GrünStromJeton an, eine von der Stadtwerke Energie Verbund SEV GmbH, Discovergy GmbH, Sunride GmbH und blog.stromhaltig Ltd unterstützte Blockchain-Software. Die von Thorsten Zoerner entwickelte Idee beruht technisch auf der Nutzung eines SmartMeters, zur stundengenauen Erfassung des Stromverbrauchs, sowie der Ethereum Blockchain, an die diese Verbrauchsdaten übermittelt werden. Die Ethereum Blockchain fungiert dabei als eine kryptographisch geschützte dezentral verteilte Peer-to-Peer Datenbank. GrünStromJetons sind somit der unmittelbare und unwiderrufliche Nachweis des konkreten individuellen Verbrauchs von umweltfreundlich produziertem Strom. Grünstrom Jetons sind tauschbar und handelbar und können von deutschen Versorgungsunternehmen, ohne zusätzliche Investitionen in ihre IT-Infrastruktur, eingesetzt werden.

“Lösungen auf Basis der Blockchain-Technologie sind einfach da, egal ob man diese nutzt oder nicht.” meint Zoerner und ergänzt “das spart nicht nur Zeit, sondern erlaubt auch den Aufbau von ganz neuen Geschäftsmodellen und Tarifstrukturen”.

Hintergrund: Die Strom-DAO (Decentralized Autonomous Organization)

Zoerner erläutert auf blog.stromhaltig.de: „Die Strom-DAO („Das Tao der DAO“) nutzt die Blockchain-Technologie, um die konkreten Aktionen dezentral zu koordinieren und die Entwicklung eines ganz neuen Stromproduktes voran zu treiben. Schaut man auf einem der Vergleichsportale für Stromtarife, findet man für den Postleitzahlenbereich 69256 insgesamt 477 Tarife. Egal welcher dieser Tarife vom Stromkunden ausgewählt wird, kommt der gleiche Strom aus der Steckdose. Man könnte annehmen, dass lediglich der Preis als Entscheidungselement dient. Wäre dies so, dann gäbe es keine 64 Anbieter unter dieser Postleitzahl. Der Marketing-Mix enthält eben auch andere Bestandteile: Manche Anbieter bieten Cashbacks an oder investieren in besonders nachhaltige Erzeugung. Promotion oder Werbung ist wichtig, wenn man mehr Kunden gewinnen will. Die Abfall-Versorgung-Rhein-Neckar (AVR) scheint aktuell auf ein Listing bei Verivox zu verzichten, dafür wird auf den Müllautos Werbung gemacht. Müllauto oder Verivox – beides kostet den Anbieter zunächst Geld. Ob der Kunde dies möchte, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht wollen Kunden lieber ein Mitspracherecht, bei der Wahl der Erzeugung – oder der Abrechnung von bezogenem Grünstrom, oder bei der Möglichkeit, mit Bitcoins & Co die Rechnung zu bezahlen. Mit der Strom-DAO wird ein anderer Weg beschritten. Anstelle einen Stromtarif zu definieren und die Marketingstrategie vorzuschreiben, wird es den Kunden selbst überlassen, wie sich die neue Marke entwickelt. Innovation in der Ausgestaltung des Produktes und seiner Vermarktung ist dadurch nicht mehr auf den Einfallsreichtum einer kleinen Gruppe beschränkt, sondern kann auf viele Stimmberechtigte verteilt werden. Die Stimmen gibt es im eigens für die Strom-DAO eingerichteten Online-Shop oder bei den bekannten Blockchain-Börsen. Wie auch bei anderen Stromtarifen tickt im Hintergrund der Strom-DAO ein Dienstleister, der sich um die eigentliche Stromlieferung kümmert. Dieser Dienstleister versendet die Stromrechnung, kümmert sich um die Marktprozesse und alles weitere, was im Hintergrund abgewickelt werden soll. Die Strom-DAO und ihre Mitglieder haben die Aufgabe den Marketing-Mix zu gestalten.“

Folgt: Der Grünstrom-Index zeigt den tatsächlichen Ökostromanteil