Nationaler Mindestpreis für CO2-Emissionen „großer Unsinn“

„Wir halten das System stabil“

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RWE-KKW Niederaußem – Foto © Franziska Vogt, Agentur Zukunft für Solarify

Ein etwas erstaunlicher Satz in der WELT: „RWE-Chef Rolf Martin Schmitz warnt vor neuen politischen Angriffen auf konventionelle Kraftwerksbetreiber“. Konventionelle Betreiber? Politische Angriffe? Das machte Solarify neugierig, deshalb hier Zitate aus einem Interview von Daniel Wetzel mit Schmitz in WELT-N24 – darin spricht der Chef von Europas größtem CO2-Emittenden „über die gesellschaftliche Akzeptanz des Kohleausstiegs und seinen Konzern als ‚Eckpfeiler‘ der Energiewende“.

Deutschlands größter Kraftwerksbetreiber RWE sehe sich „auch nach der Aufspaltung neuen politischen Angriffen auf die Kohleverstromung ausgesetzt“, so der WELT-Autor offensichtlich überrascht. Schmitz erklärt ihm dann, warum er CO2-Mindestpreise für „großen Unsinn“ hält – „und welche Rolle seine Kraftwerke in der Energiewende noch spielen können“.

Auf die Frage, wie viele RWE-Kohlenmeiler einen Mindestpreis für CO2, dessen Einführung die Bundesregierung offenbar eben prüfe, „noch überleben“ würden, wo sich RWE doch 2016 „unter dem Druck der Energiewende aufgespalten“ habe, erwidert Schmitz „ganz unverblümt: Ein nationaler Mindestpreis für CO2-Emissionen ist großer Unsinn. Die CO2-Menge, die wir noch ausstoßen können, wird ja schon vom europäischen Emissionshandel begrenzt. Der Emissionshandel erfüllt die bis 2020 gesetzten Ziele voll und ganz. Und er wird auch alle CO2-Minderungsziele bis 2030 und darüber hinaus voll und ganz erfüllen. Jeder nationale Mechanismus, der da noch obendrauf gepackt wird, ist nur eine Geldabschöpfungsmaschine, die für den Klimaschutz keinen Zusatznutzen bringt.“

Er halte nationale Sondermaßnahmen für kontraproduktiv. Denn in Brüssel werde gerade über eine starke Verknappung der CO2-Berechtigungen verhandelt: Demnach sollen die Emissionserlaubnisse (statt wie bisher jährlich nur um 1,74 Prozent) künftig um 2,2 oder gar um 2,4 Prozent abnehmen. Laut Schmitz bedeutet das, dass alle beteiligten Branchen in 45 Jahren CO2-frei sein würden – zur Mitte des Jahrhunderts „völlig dekarbonisiert“. Das sei „auch völlig okay so“. Es wolle ihm „einfach nicht in den Kopf, warum wir zusätzlich nationale CO2-Mindestpreise einführen sollen, die keinerlei zusätzlichen Klimaschutzeffekt haben, aber alles teurer machen. Ganz offensichtlich haben solche Pläne nichts mehr mit Klimaschutz zu tun.“

Den Hintergrund sieht Schmitz im politischen Symbol Kohleausstieg. Der solle nämlich „ohne Rücksicht auf volkswirtschaftliche Kosten durchgesetzt werden“. Und logischerweise droht der RWE-Boss mit schwindender gesellschaftlicher Akzeptanz dafür – „irgendwann“, wenn beim Klimaschutz nicht auf Effizienz und Kosten geachtet werde.

Aus dem Stichwort Versorgungssicherheit leitet Schmitz nach wie vor Bedeutung für fossile RWE-Kraftwerke ab: Weil – im Rahmen der Sektorkopplung, wenn also Verkehr und Wärme auch auf Ökostrom umgestellt werden sollten – die Stromnachfrage gewaltig steigen werde, würden große Backup-Kapazitäten gebraucht (bis zu 60 GW). Das könnten Speicher oder flexible Gaskraftwerke, sein. RWE werde dann den „Partner für Sicherheit“ spielen, der helfe, den Übergang sinnvoll zu gestalten: „Und wir sind der Eckpfeiler, der das System stabil hält, wenn immer mehr wetterabhängige, regenerative Energien ins Netz drängen.“

Und Schmitz demonstriert „Gewissheit, dass wir noch lange gebraucht werden“. Allerdings verwende man den Slogan „VoRWEg gehen“ nicht mehr. , wenn Sie das meinen. Wir glauben aber, dass die Erfahrung, das Know-how und die großtechnischen Back-up-Kapazitäten der RWE das Gelingen der Energiewende maßgeblich absichern können.

->Quelle und weiterlesen: welt.de/RWE-Wir-halten-das-System-stabil