Zweiter Blick auf die Sonne

Max-Planck-Projekt Sunrise II

Wabernde Fibrillen, aufblitzende Hitzenester und die Entstehungsorte koronaler Bögen: 13 Artikel, die am 24.03.2017 im Fachjournal Astrophysical Journal Supplement erschienen, bieten einen Überblick über die Ergebnisse des Zweitfluges des ballongetragenen Sonnenobservatoriums Sunrise – so eine Medienmitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS).

Einen einzigartigen Blick auf unser Zentralgestirn hatte das ballongetragene Sonnenobservatorium Sunrise bei seinen beiden Flügen 2009 und 2013: Aus einer Höhe von mehr als 35 Kilometern und mit dem größten Sonnenteleskop ausgerüstet, das jemals den Erdboden verlassen hat, konnte Sunrise erstmals Strukturen mit einer Größe von 50 Kilometern im ultravioletten Licht der Sonne auflösen.

Das Sonnenobservatorium Sunrise wurde von einem Heliumballon auf mehr als 35 Kilometer Höhe getragen – Foto © MPS/S. Solanki

Das Astrophysical Journal Supplement Series widmet den Ergebnissen des Zweitfluges von Sunrise nun insgesamt 13 Artikel. Ergänzt werden diese um vier Arbeiten, die auf jetzt ausgewerteten Daten des Erstfluges basieren. Auf diese Weise zeichnet die Sonderausgabe das bisher umfassendste und detaillierteste Bild der Grenzschicht zwischen der sichtbaren Oberfläche der Sonne und ihrer Atmosphäre im ultravioletten Licht. Die Publikation berichtet unter anderem von heißen Explosionen, wabernden fibrillenartigen Strukturen und den Entstehungsorten gewaltiger Plasmaflüsse. Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), das das Projekt Sunrise leitet, ist an den insgesamt 17 Veröffentlichungen maßgeblich beteiligt.

Viele Geheimnisse der Sonne offenbaren sich nur im ultravioletten Licht, das unser Stern ins All abstrahlt. Da die Erdatmosphäre jedoch ein Großteil dieser Strahlung herausfiltert, ist für Sonnenforscher eine Beobachtungsposition oberhalb dieser Luftschicht wesentlich erfolgversprechender. Das ballongetragene Sonnenobservatorium bietet ohne die immensen Kosten eines Weltraumflugs Zugang zu dieser Position. Getragen von einem riesigen Heliumballon erreicht Sunrise eine Höhe von mehr als 35 Kilometern und lässt so den Großteil der Erdatmosphäre unter sich.

Schon zweimal ist dieses Konzept aufgegangen: Während Sunrise beim Erstflug 2009 Zeuge eines unerwartet langen Aktivitätsminimums der Sonne wurde, zeigte sich unser Stern 2013 von seiner temperamentvolleren Seite: Fast sechs Tage lang hatte Sunrise gute Sicht auf Sonnenflecken und aktive Regionen. Erste Ergebnisse dieses Fluges konnten Forscher des MPS bereits wenige Monate später veröffentlichen. Deutlicher als je zuvor zeigen sich in den UV-Daten feine, nur wenige Kilometer große Strukturen in der unteren Atmosphäre der Sonne wie etwa helle, kurz aufblitzende Punkte und langgezogene sogenannte Fibrillen in der Nähe der Sonnenflecken.

Folgt: Präzisere Messergebnisse als alle anderen ballongetragenen oder weltraumbasierten Sonnenteleskope