Claudia Kemferts Apologie der Energiewende

„Was jetzt zu tun ist“

Am Ende des Buches listet Kemfert in einem Handlungskatalog unter dem Titel „Was jetzt zu tun ist“ eine ganze Latte von Vorschlägen auf:

Klima- und energiebewusste Bürgerinnen und Bürger und Verbraucherinnen und Verbraucher können und sollten jetzt dringend

  • genau hinschauen, um Wissenschaft und Propaganda voneinander zu unterscheiden: sich informieren. Dinge hinterfragen. Quellen prüfen. Wissenschaftlich fundierte Argumente sammeln und weitertragen.
  • Populismus mit  und ausgewogenen Argumenten begegnen.
  • zeitfressende Debatten vermeiden, sobald klar wird, dass die Gegenseite nicht auf rationalem Boden argumentiert und nicht dorthin zurückkehren wird.
  • sich der Konsequenzen des eigenen Tuns und Nichttuns bewusst werden, ob es um den Umgang mit Energie, eine klimaschonende Lebensweise oder um das politische Engagement geht.
  • die Meinung sagen. Überzeugungen verteidigen. Sichtbar werden.
  • klima- und energiepolitische Petitionen unterschreiben.
  • Ablenkungsmanöver im Wahlkampf durchschauen und zur Bundestagswahl gehen.
  • nicht länger zugucken, sondern selbst aktiv werden. Auf die Straße gehen. Demonstrieren. Mitglied in einer Partei werden und sich für eine dezentrale, intelligente Energiewende engagieren. Sich nicht von Lobbyisten beirren lassen.
  • sachliche wissenschaftliche Informationen an Freunde, Verwandte und Kollegen weitergeben.
  • die eigenen Privilegien hinterfragen.
  • Ökostrom beziehen. Am besten von einem echten Ökostromanbieter, der ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen anbietet. Oft ist das billiger als der Grundstromtarif, den viele Verbraucher nutzen, die noch nie den Stromanbieter gewechselt haben.
  • Energie sparen. Das Zuhause energieeffizient gestalten und bis zu 1000 Euro im Jahr sparen.
  • Mitglied in einem Bürgerwindpark oder einer Energiegenossenschaft werden. Die eigenen Depots dekarbonisieren und prüfen, was die Rentenversicherung mit dem eigenen Geld anstellt.
  • zum Stromproduzenten werden. Eine Solaranlage auf dem Dach oder Balkon betreiben oder ein Blockheizkraftwerk im Keller.
  • eine nachhaltige Verkehrswende unterstützen. Das eigene Auto stehen lassen, abschaffen oder Carsharing betreiben. Öffentliche
  • Verkehrsmittel, Fahrrad oder Bahn nutzen. Wenn es nicht anders geht, beim nächsten Autokauf ein klimaschonendes Fahrzeug oder E-Auto anschaffen.
  • nur fliegen, wenn es nicht anders geht. Die Emissionen für Flüge ausgleichen.
  • regionale Produkte und saisonale Lebensmittel kaufen. Die Ernährung sollte weder Umwelt noch Klima schädigen. Mehr Gemüse essen.

Klima- und energiebewusste Beschäftigte in der Erneuerbare Energien-Branche oder anderen Energiewende-Branchen können und sollten jetzt dringend

  • die positive Wirkung der Energiewende kommunizieren und für die Energiewende werben.
  • sich in einer Gewerkschaft oder einer Partei engagieren.
  • eine eigene politische Lobby bilden.
  • für ihre Interessen kämpfen.
  • als wachsende Berufsgruppe sichtbar werden.

Klima- und energiebewusste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können und sollten jetzt dringend

  • den Elfenbeinturm verlassen und wissenschaftliche Fakten einer breiten Öffentlichkeit verständlich machen.
  • in persönliche Gespräche gehen, aber auch in die. Medien und in populäre Veranstaltungsformate.
  • sich nicht auf Schaukämpfe einlassen, sondern echte Fragen stellen und echte Antworten geben.
  • den Diskurs nicht nur den Medienmachern und selbst ernannten Experten überlassen .

Klima- und energiebewusste Unternehmerinnen und Unternehmer können und sollten jetzt dringend

  • das Unternehmen konsequent auf Nachhaltigkeit ausrichten.
  • in Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen investieren.
  • den Mitarbeitern helfen, Energie zu sparen.
  • das Energiesparen belohnen.
  • gegen die Privilegien von Unternehmen protestieren, die in fossile Energien investieren oder diese nutzen.
  • . die eigenen Privilegien hinterfragen.
  • die wirtschaftliche Macht und die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten nutzen.
  • soziales Engagement für Klimaschutz unterstützen.
  • Finanzpartner überprüfen und Bankgeschäfte dekarbonisieren.

Klima- und energiebewusste Politikerinnen und Politiker können und sollten jetzt dringend

  • sich nicht von rückwärtsgewandten Lobbyisten beirren lassen.
  • für energiepolitischen Konsens auf lokaler, überregionaler wie globaler Ebene streiten.
  • die Wissenschaft verteidigen und unterstützen.
  • die politische Macht und die Gestaltungsmöglichkeiten nutzen.
  • rausgehen, zuhören und fordern. Eine offene Debattenkultur pflegen, Belege einfordern und nicht per Anbiederung auf Stimmenfang gehen.
  • finanzielle Anreize schaffen, damit Klimaschutz für Verbraucher und die Wirtschaft attraktiv ist.
  • das EEG und den Emissionshandel retten.
  • Stromkunden entlasten. Regelungen schaffen, damit die niedrigen Börsenstrompreise an die Verbraucher weitergegeben werden.
  • die Börsenstrompreise stabilisieren und einen überdimensionierten Netzausbau verhindern.
  • für eine nachhaltige Verkehrswende und Elektromobilität kärnpfen.
  • bei einem klaren Energiewende-Kurs bleiben. Keine Rückschritte erlauben, keine Privilegien für die fossile Energieweit verteilen.
  • den Ausbau der erneuerbaren Energien so sehr vorantreiben, dass konventionelle Kraftwerke überflüssig werden!
  • den Kohleausstieg konsequent vorantreiben. Rahmenbedingungen für einen konsequenten Kohleausstieg schaffen.
  • einen Mindestpreis für CO2 festlegen, der klimapolitische Wirkung hat.
  • klare Entscheidungen treffen und dabei bleiben. Unternehmen einen konsequenten Klimakurs vorgeben. Unternehmen für Investitionen in den Klimaschutz belohnen.
  • Energieeffizienzmaßnahmen und Klimaschutz aller Art belohnen.
  • auf Abwrackprämien für alte Kraftwerke verzichten.

[note Solarify erlaubt sich neben dem Lob für die verdienstvolle Faktensammlung und Diskussion eine kleine Anmerkung: Wie schon die (ebenfalls lobesvollen) Kritiker des vorletzten Buchs „Kampf um Strom“ anmerkten, täte auch dem aktuellen Buch ein Literaturverzeichnis, bzw. ein Anhang mit weiterführenden Quellenhinweisen gut. Vielleicht bei künftigen Auflagen, die dem Buch zu wünschen wären.]

->Quellen: