E.ON mit ambivalentem Minus-Zwischenergebnis

Entsprechend widersprüchliche Einordnungen

E.ON erzielte im ersten Quartal des Jahres 10,5 Milliarden Euro Umsatz, ein bereinigtes EBIT von gut einer Milliarde Euro (rund 34 Prozent unter dem Vorjahreswert) und einen bereinigten Konzernüberschuss von rund 0,5 Milliarden Euro  – und nennt das in einer Medienmitteilung vom 10.05.2017 „im Rahmen der Erwartungen“. Finanzvorstand Marc Spieker versicherte, man sei „im Zielkorridor unserer Prognose für das gesamte Geschäftsjahr“; die Kapitalstruktur sei „deutlich verbessert“, denn man habe die Nettoverschuldung um 1,6 Mrd. Euro reduziert. Allerdings musste E.ON einräumen: „Im ersten Quartal 2017 ging der Umsatz um etwa sieben Prozent auf rund 10,5 Milliarden Euro zurück.“

Symbolfoto Strompreise – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

E.ON setze auf sein starkes Kerngeschäft und stärke das nachhaltige Ergebnisprofil der neuen E.ON durch neue Kundenlösungen. Der Essener Konzern propagiert jetzt „dezentrale Energieerzeugung, Energieeffizienz und Energiemanagement“. Die gestartete Solarkampagne wird als „sehr erfolgreich“ verkauft: „Mit Batteriespeichern, der SolarCloud und seit einigen Tagen auch mit dem innovativen Tool Google Sunroof.“ (siehe: solarify.eu/evu-riese-entdeckt-erneuerbare)

Allerdings liege der bereinigte Konzernüberschuss „mit rund 525 Millionen Euro um rund 20 Prozent unter dem Vorjahreswert“. Es sei „gelungen, die Verschuldung zu senken und das Eigenkapital zu stärken“, und zwar von 26,3 Ende 2016 auf 24,7 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals. Der einst größte deutsche Versorger hatte nach hohen Abschreibungen auf die abgespaltene „schmutzige“ Uniper 2016 einen Nettoverlust von 16 Mrd. eingefahren.

Andere sehen es anders – Remmers über E.ON-Google: „Werden es nicht hinkriegen“

Karl-Heinz Remmers teil den Optimismus nicht – in seinem Blog Neue Energiewelt – Solarpraxis schreibt er: „…die Chancen sind alle da. Es sind sogar verdammt große Chancen und gute Perspektiven. Dennoch werden E.ON und Google es nicht hinkriegen, damit in den kommenden Jahren genug Futter vor allem natürlich für E.ON zu verdienen.“ Und Remmers sieht die Schuld bei der Politik. „Keine politische und technische Rahmenbedingung passt bisher über den ersten Tag hinaus. Dazu muss die Politik gescheite Ideen aus einer komplexen Welt präsentiert bekommen und weiter dazu gedrängt werden, sich zu bewegen und endlich zu gestalten. Von allein wird das nicht passieren. Die Energiewirtschaft mäandert weiter munter hin und her – mit immer höheren Gesamtkosten, negativer Stimmung“.

Manager-Magazin (MM) titelt gar: „Rekordverlust – Eon-Chef Teyssen muss um Vertragsverlängerung bangen“

Wieder einmal ist die Energiewende schuld – das Manager-Magazin stellvertretend für viele andere: „Die Folgen der Energiewende haben beim Versorger E.ON zum höchsten Verlust der Firmengeschichte geführt.“ Die billigen Erneuerbaren Energien hätten „die Preise im Großhandel kaputt gemacht“, dazu seien die Belastungen durch den Atomausstieg gekommen.

Solarify dazu: „Immer wieder die alte, falsche Leier: Nicht die Energiewende trieb die Zahlen der bemitleidenswerten EVU in den Keller, sondern die unbestrittene Tatsache, dass die Herrschaften dieselbe schlicht verschlafen hatten – in  schwer erträglicher Arroganz.“

„Einer der höchsten Verluste der deutschen Unternehmensgeschichte“

Laut MM hat Konzernchef Johannes Teyssen im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 10.05.2017 in Essen versprochen, ab jetzt gehe es aufwärts: „Die Bilanz des Übergangsjahres 2016 ist eine Zäsur, die den Weg von E.ON in die neue Energiewelt frei macht“. Die Schulden E.ONs seien zuletzt auf den Rekordstand von 26,3 Mrd. gestiegen – dem gegenüber ein Eigenkapital von lediglich 1,3 Mrd. gestanden habe. Durch die Trennung von den restlichen 47 Prozent an Uniper ab 2018, durch Entlassungen und mögliche Dividendenkürzungen soll es E.ON wieder besser gehen; 2017 soll die Ausschüttung gar wieder von 21 auf 30 ct angehoben werden. Dennoch fragt das Manager-Magazin: „Bleibt Teyssen?“ Denn der habe nach 2011, 2014 und 2015 bereits den vierte Milliardenverlust seiner Amtszeit (seit 2010)  eingefahren – diesmal gar einen der höchsten in der deutschen Unternehmensgeschichte: „Nun dürfte der Druck auf den 57-Jährigen steigen.“

Handelsblatt: „E.ON endlich wieder ohne Verlust“

Fast jubelnd begründet das Handelsblatt das E.ON-Ergebnis: „Die Trennung von Uniper hatte zwar einen gigantischen Verlust von 16 Milliarden Euro eingebracht. Alle Altlasten seien jetzt aber abgearbeitet, versprach Teyssen. Eon habe bilanziell ‚reinen Tisch‘ gemacht. Tatsächlich verbuchte E.ON im ersten Quartal 2017 wieder einen Gewinn. Unter dem Strich stand ein Nettoergebnis von 735 Millionen Euro. Der fiel aber um 42 Prozent niedriger aus als im ersten Quartal des Vorjahres, das noch weitgehend unbelastet von Abschreibungen war.“

n-tv bescheinigte der E.ON-Aktie dagegen: „Der Kurs befindet sich weiterhin in einem Abwärtstrend. Damit könnte sich die Kursschwäche mittelfristig fortsetzen.“

„Nach dem atemberaubenden Niedergang der letzten Jahre“ forderten nun Aktionärsgesellschaften laut Focus-Online von Teyssen „Erfolge“. Das Geschäftsmodell der neuen E.ON sei kein „Selbstläufer“, sagte ein Portfoliomanager, die mehr als vier Millionen Anleger vertritt; denn er sehe auch wegen des aggressiven Wettbewerbs kaum Wachstumsmöglichkeiten in den drei Kerngeschäftsfeldern von E.ON. Er forderte vielmehr den E.ON-Chef auf, die Kosten unter Kontrolle zu halten, und sich nicht in teure „Akquisitionsabenteuer“ zu stürzen.  Anstelle eines Neustarts sehe er eher „viele Jahre des Übergangs“, sagte ein anderer. Und ein Dritter zweifelte an der Aufspaltung – ob es nicht besser gewesen wäre, diese Gelder direkt in die erneuerbaren Energien zu investieren.

„So grün ist E.ON noch nicht“

In die gleiche Kerbe hieb das Online-Portal OnVista mit dem Titel: „E.ON-Chef Teyssen strapaziert Geduld der Aktionäre“ steht dort als Titel über einem Reuters-Bericht, der so beginnt: „E.ON-Chef Johannes Teyssen gerät nach dem Rekordverlust 2016 bei den Aktionären unter Druck. ‚Herr Teyssen, Ihre bisherige Bilanz als Vorstandsvorsitzender ist durchwachsen, in sieben Jahren schrieb E.ON nur drei Mal schwarze Zahlen'“, habe ein Anlegervertreter den E.ON-Chef angegriffen. Der habe bisher den Nachweis vermissen lassen, dass die jetzige Strategie die richtige sei, kritisierte ein anderer: „Bei Ihnen ist es der dritte Strategieschuss. Der muss jetzt sitzen.“ Und er prangerte es als „Geburtsfehler“ an, dass E.ON die deutschen AKW behalten habe: „So ganz grün ist E.ON noch nicht.“ Teyssen habe vor einem Jahr die Aufspaltung als Befreiungsschlag bezeichnet: Erst einmal sei das ein „Schlag ins Kontor gewesen.

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