Seuchen aus dem Permafrost drohen

BBC: Bakterien und Viren tauen auf

Bakterien und Viren, die seit Jahrhunderten in Eis und Permafrost eingeschlossen waren, leben aufgrund der Erderwärmung wieder auf. Der Klimawandel lässt Böden auftauen, die seit Tausenden von Jahren gefroren waren, mit der Folge, dass sie alte Viren und Bakterien freisetzen, die wieder lebendig werden, nachdem sie lange schlafen gelegen haben. Das berichtete soeben das Internet-Portal BBC Earth.

Im Laufe der Geschichte existierten Menschen nebeneinander mit Bakterien und Viren. Von der Beulenpest bis zur Pocken haben unsere Vorfahren ihnen die Geschichte hindurch widerstanden, und als Reaktion darauf haben die Keime immer neue Wege entwickelt, um uns zu infizieren. Wir hatten seit fast einem Jahrhundert Antibiotika, seit Alexander Fleming das Penicillin entdeckt hat. Als Antwort darauf haben Bakterien mit der Entwicklung der Antibiotikaresistenz reagiert.

Doch was würde passieren, wenn wir plötzlich tödlichen Bakterien und Viren ausgesetzt wären, die seit Tausenden von Jahren abwesend waren, oder denen wir noch nie zuvor begegnet sind? Wir könnten es herausfinden. Im August 2016 starb in einer abgelegenen Ecke der sibirischen Tundra namens Yamal-Halbinsel ein 12-jähriger Junge, und mindestens zwanzig mit Milzbrand infizierte Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Was war geschehen? Vor mehr als 75 Jahren war ein Rentier an Milzbrand gestorben und sein gefrorener Kadaver im gefrorenen Permafrostboden eingeschlossen worden. Dort verblieb er bis zu einer Hitzewelle im Sommer 2016, als der Permafrost auftaute. Das gab die Rentierleiche frei, und ansteckende Milzbrandbakterien gelangten in nahe gelegenes Wasser und Böden und dann in die Nahrungsmittelkette. Mehr als 2.000 Rentiere, die in der Nähe weideten, wurden infiziert, was dann zu einer kleinen Zahl von menschlichen Krankheitsfällen führte. Nun herrscht die Angst, dass das kein Einzelfall bleiben könnte.

Nachdem sich die Erde erwärmt, wird immer mehr Permafrostboden auftauen. Unter normalen Umständen tauen oberflächennahe Permafrostschichten jeden Sommer etwa 50 cm tief auf. Aber jetzt erreicht die globale Erwärmung allmählich ältere Permafrostschichten. Gefrorener Permafrostboden ist aber der perfekte Ort für Bakterien, wo sie über sehr lange Zeiträume lebendig bleiben können, vielleicht sogar eine Million Jahre. Das bedeutet, dass schmelzendes Eis möglicherweise die Büchse der Pandora voller Seuchen öffnet.

Folgt: Acht Millionen Jahre altes Bakterium wiederbelebt