Der (Braun-)Kohleausstieg Berlins

CO2-Schleuder HKW Klingenberg geht vom Netz

„Im Juli 2016 haben wir mit der ersten Coal and Boat für die Abschaltung des Braunkohlekraftwerks Klingenberg in der Rummelsburger Bucht demonstriert. Ein knappes Jahr später haben wir unser Ziel erreicht: Am 24.05.2017 geht der Braunkohleblock im Heizkraftwerk Klingenberg vom Netz.“ Stolz klingt die Mitteilung von „kohleausstieg-berlin.de„. Der Erfolg  wurde aber erst möglich mit der neuen rot-rot-grünen Koalition im Roten Rathaus. Und: Klimaschützer fordern, zehn Jahre früher (als wie geplant 2030) auszusteigen und kritisieren Umstellung auf Gas – der Ausbau Erneuerbarer Energien sollte entschiedener vorangetrieben werden.

Berlin will als erstes Bundesland den Kohleausstieg gesetzlich terminieren: Der rot-rot-grüne Senat brachte am 18.05.2017 einen entsprechenden Gesetzesentwurf im Abgeordnetenhaus ein. Nicole Allé kommentiert das in einerm sehr informativen Artikel im Portal energiezukunft.de so: „Mit dem Kohleausstieg hat die Berliner Landesregierung ein Thema zu einem ihrer Leitprojekte gemacht, das auf Bundesebene nicht gerne angepackt wird. Im Kohleland NRW wurde die Kohleverstromung mit der Wahl sogar wieder verfestigt. Berlin will nun Modellstadt werden und ein Signal für die anderen Bundesländer setzen.“ Doch den Verfechtern der Erneuerbaren Energien geht es viel zu langsam: Das Berliner Energiewendegesetz sieht vor, dass Berlin erst 2050 „klimaneutral“ wird.

[note Das Kraftwerk Klingenberg ist ein 1926 von der Berliner BEWAG (heute Vattenfall) in Betrieb genommenes thermisches Kraftwerk im Berliner Ortsteil Rummelsburg. Die technischen Komponenten wurden seit den 70er-Jahren komplett ersetzt. Seitdem wurde vor allem Lausitzer Braunkohle in Form von Kohlenstaub verfeuert – das HKW war als wichtiger Fernwärme-Erzeuger starker CO2-Emittent.]

Mit dem Ende der Braunkohle-Verstromung im HKW Klingenberg ist die Braunkohle in Berlin Geschichte. Aber nur die Braunkohleverbrennung – Steinkohle wird noch bis 2030 oder länger verbrannt werden: In den HKW Reuter West und Moabit (Foto).

Das Vattenfall-Kraftwerk Reuter West in Berlin stößt laut UBA 2,6 Millionen Tonnen CO2 im Jahr aus, allerdings soll ein kohlebefeuerter Reuter-Block 2020 durch eine Power-to-Heat-Anlage ersetzt werden – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Durch das Ende der Braunkohle-Verstromung im HKW Klingenberg (bei seiner Eröffnung 1926 das größte und modernste in Europa) sollen 600.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden. Damit sinkt die CO2-Emission nach Angaben von inforadio etwa auf die Hälfte. Jetzt soll der Meiler mit umfangreichen Modernisierungen auf Erdgas umgerüstet werden. Als Ende der technischen Lebenszeit für die gesamte Anlage wird 2025 angegeben.

Nicht Gas statt Kohle, sondern Erneuerbare Energien!

Nicole Allé weiter: „Das Kohlekraftwerk Klingenberg des schwedischen Energieriesen Vattenfall ist eines von noch sechs Kohlekraftwerken insgesamt, das bereits am 24. Mai abgeschaltet und auf Gasbetrieb umgestellt wird. ‚Der Kohleausstieg in Berlin darf nicht gleichbedeutend sein mit dem Einstieg in die verstärkte Nutzung von fossilem Erdgas oder Biomasse‘, warnt die Vorsitzende des BUND Berlin Christine Kühnel. Zielsetzung müsse eine umfassende Dekarbonisierung von Strom und Wärme und eine Energieversorgung auf Basis von 100 Prozent Erneuerbaren Energien sein.“

Die bisher in Klingenberg verfeuerte Braunkohle stammte aus Brandenburger Tagebauen. Klimaschützer fordern nun, alle laufenden Kohlekraftwerke auch in Brandenburg schnell abzuschalten – und die Planung neuer Tagebaue in der Lausitz einzustellen – dafür 100 Prozent Erneuerbare Energien in Berlin und Brandenburg. „Wir senden damit auch ein Signal in die Lausitz, dass dort der Strukturwandel, den wir wollen und der für die Menschen entscheidend ist, eher früher als später kommen muss“, sagt Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel.

Folgt: Keine Blutkohle-Importe fördern