So wird Big Oil zu Ende gehen

Mehr als 965.000 Kilometer mit einer einzigen Batterie

Die Auswirkungen hieraus sind riesig und müssen immer wieder betont werden. Vor zehn Jahren, als ich meinen Prius kaufte, war es üblich, dass Freunde fragten, wie lange wohl die Batterie halten würde – ein Batteriewechsel bei 160.000 Kilometern würde den Wert einer verbesserten Kraftstoffeffizienz leicht zunichte machen. Aber heute gibt es anekdotische Geschichten von Prius, die nachweislich mehr als 965.000 Kilometer mit einer einzigen Batterie gehalten haben. Die Geschichte der  Teslas geht ähnlich. Tesloop, ein auf Tesla orientiertes  Mietfahrzeug-Unternehmen, hat bereits sein erstes Modell S mehr als 320.000 Kilometer gefahren und nur 6% Verlust der Akkulaufzeit festgestellt. Eine Batterielebensdauer von 1.600.000 Kilometern könnte sogar erreichbar sein.

Diese erhöhte Lebensdauer hat direkt niedrigere Betriebskosten zur Folge: Die Verlängerung des Lebens eines E-Autos um den Faktor 3-4 bedeutet ein Drittel oder ein Viertel weniger Kosten im Vergleich zu einem Benzinfahrzeug. Besser noch, die Kosten für die Umstellung von Benzin auf Strom weitere Einsparungen von etwa einem Drittel oder einem Viertel.. Elektrofahrzeuge brauchen zudem keine Ölwechsel, Luftfilter oder Zahnriemenersatz; der 320.000- Kilometer-Tesloop hat noch nie die Bremsen ersetzt. Die bedeutendsten Reparaturkosten für ein Elektrofahrzeug sind abgenutzte Reifen.

Unterstrichen: Die Gesamtkosten für den Besitz eines Elektrofahrzeugs sind über die gesamte Lebensdauer etwa ein Drittel oder ein Viertel der Kosten für ein Benzinfahrzeug. Natürlich wird ein Auto mit 800.000 Kilometer Laufleistung 40-50 Jahre halten. Und es scheint absurd zu erwarten, dass eine Einzelperson in ihrem Leben nur ein einziges Auto besitzen soll. Natürlich wird eine Person nicht nur ein Auto besitzen. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass dank Software eine Person gar keins besitzen wird.

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Das Problem der E-Auto-Ökonomie: Ein Euro, der heute mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7% am Aktienmarkt investiert wird, wird in 40 Jahren 12 Euro wert sein. Mit anderen Worten,  beträgt der Wert dieses 40. Jahres der Fahrzeugnutzung heute etwa ein Zwölftel des ersten. Der Verbraucher hat einfach wenig Anreiz, sich darum zu kümmern, ob ein Fahrzeug 40 Jahre lang hält oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt wird das Auto überholte Technologie haben, ineffizienten Betrieb und wahrscheinlich eine Schicht von Rost. Niemand will, dass sein Auto seine Ehe überlebt.

Aber diese Investitionslogik sieht ganz anders aus, wenn man ein Fahrzeug berufsmäßig fährt. Ein  Taxifahrer in New York fährt durchschnittlich knapp 300 Kilometer pro Schicht (gut in der Reichweite einer modernen E-Auto-Batterie) oder vielleicht 80.000 Kilometer pro Arbeitsjahr. Bei dieser Nutzungsrate hält das gleiche Fahrzeug etwa 10 Jahre. Ökonomie und soziale Akzeptanz werden besser.

Wenn nun das Fahrzeug im Besitz einer Taxi-Gesellschaft ist und von mehreren Fahrern genutzt wird, können sich die Meilen pro Jahr vielleicht noch einmal verdoppeln. Jetzt wird das Kapital in fünf Jahren abgeschrieben, nicht in zehn. Dies ist aus Sicht eines Unternehmens ein völlig normaler Anlagehorizont. Eine Flotte kann von einem Elektrofahrzeug in einer Weise profitieren, wie es ein Einzelbesitzer nicht kann. Die bedeutendsten Fahrkosten verursacht immer noch der Fahrer. Aber das ist auch im Begriff, sich zu ändern. Selbstfahrende Taxis werden in diesem Jahr in Pittsburgh, Phoenix und Boston sowie Singapur, Dubai und Wuzhen, China, getestet.

Und das ist disruptiv für Big Oil: Selbstfahrende Fahrzeuge können die Kapitaleinsparungen aus der verbesserten Lebensdauer von E-Autos mit den Einsparungen  kombinieren, die dadurch entstehen, dass man keine Fahrer mehr braucht. Die Kosten für elektrische Selbstfahrer werden sehr niedrig sein, es wird billiger sein, eine Fahrt zu bestellen, als das eigene Auto zu fahren.

Folgt: Beispiel Digitalkamera