„Nicht mal für die Umwelt“

FAS: „Die Tücken der E-Mobilität: Elektro wagen?“ (Lesehinweis)

„Der Abgesang auf den Verbrennungsmotor läuft. Elektroantrieb gilt als die Zukunft“, schreiben Holger Appel und Lukas Weber in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Doch es folgt des große „Aber“: Denn noch sei der E-Antrieb „nicht besser als der Verbrenner – nicht mal für die Umwelt“.

Sogar eine mehr als 100 Jahre alte Idee tauge noch für den Wahlkampf – wenn es die Leute nur gern hören wollten. Derzeit überschlügen sich die Politiker, „den Tod des Verbrennungsmotors auszurufen – obwohl der inzwischen so weit entwickelt ist, dass er im Vergleich zu früher kaum noch Schadstoffe ausstößt. Das bedeutet dann ja wohl, wenn nicht künftig gesegelt werden soll, den Umstieg auf das Elektroauto“. Dann sondern die Autoren eine teils ironische Liebeserklärung ans E-Auto ab, die wir uns hier sparen wollen.

Indirekt kritisieren sie dann die Physikerin im Kanzleramt dafür, dass ihr die bis heute ungelösten Probleme der E-Mobilität anscheinend nicht bekannt seien („vor allem, wenn diese Physik studiert haben“). Erstes dieser Problem ist laut Appel/Weber ein Versorgungsproblem: Ein Liter Benzin oder Diesel wiege weniger als ein Kilo, aber „es stecken mehr als 11 kWh Energie“ drin. Für die gleiche Menge Strom brauche man einen Akku, der mindestens 60 kg schwer sei. Ergebnis: Der Reichweitenvorteil des Verbrenners. Hybride finden die beiden „bestenfalls überflüssig“, denn die „kombinieren die Vorteile des Elektromotors mit denen eines Verbrenners. Bedauerlicherweise kombinieren sie auch die Nachteile“.

Die Brennstoffzelle tauge ebenso wenig als Lösung, denn die sei „schrecklich teuer und braucht Wasserstoff, der zu 90 Prozent aus fossilen Energieträgern hergestellt wird; ihn mit ‚Überschussstrom‘ bereiten zu wollen ist keine Lösung, weil es Überschussstrom in großen Mengen gar nicht gibt“. Appel/Weber vermissen eine gescheite Antwort in irgendeinem Parteiprogramm „auf die schlichte Frage, wie der Mehrbedarf durch den Verkehr und die Umstellung auf die Erneuerbaren zugleich gestemmt werden soll“.

Dann kommen die beiden Autoren auf „wissenschaftliche Studien, deren Bekanntheit höher sein könnte“. So habe sich die schwedische Energieagentur die Batterieherstellung genauer angeschaut und eine Klimabilanz aufgestellt.Über die hat Solarify bereits berichtet: Siehe solarify.eu/e-autos-umweltfreundlich?

Daher lesen wir weiter im Artikel der FAS – und stoßen auf durchaus Bekanntes wie: stundenlange Ladezeiten, fehlende Ladestationen ( es gebe zwar rund neun Millionen Straßenlaternen, deren Nachrüstung sei aber zu teuer), „fummelige Stecker“, „herumliegende Strippen und dürftige Heizleistungen“. Schließlich minderten alternde Batterien („das Teuerste am Auto“) den Wiederverkaufswert – letztendlich sei auch ein Diesel nicht teurer im Verbrauch.

Appel/Webers Zwischenfazit: Elektromobilität sei „deshalb immer noch etwas für Avantgardisten, die nicht auf den Euro schauen müssen“. Um schließlich optimistisch zu enden: „Es tut sich …etwas, auch bei den deutschen Autobauern. Das macht Hoffnung, dass das Elektroauto bald für viele Zwecke tauglich sein könnte. Neben dem Verbrennungsmotor, der uns noch einige Jahrzehnte begleiten wird.“

[note Solarify meint: Alles, was die FAS-Autoren anführen, sollte keineswegs so gedeutet werden, dass wir weiter sorglos Benzin und Öl verbrennen dürften – damit muss so schnell wie möglich Schluss sein – zugunsten eines Mixes aus Wasserstoff, Strom, Designer Fuels, Methanol, LNG, LPG, etc. – den Ausbau der Erneuerbaren Energien in sehr viel schnellerem Tempo vorausgesetzt.]

->Quelle:  faz.net/elektroautos-nicht-sauberer-als-verbrenner