PIK-Studie fordert Maßnahmen gegen Überschwemmungen

Auch in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur muss viel getan werden

Die Untersuchung basiert auf umfassenden Computersimulationen, bei denen vorhandene Daten zu Flüssen aus einer Vielzahl von Quellen verwendet werden. „Diese Daten liegen zwar nicht für jeden Fluss in den entlegensten Winkeln unseres Planeten in höchster Präzision vor, aber sie sind hinreichend gut für all jene Orte, an denen viele Menschen leben, wo viele finanzielle Werte gebunden sind, und wo das Hochwasserrisiko erheblich ist – wir wissen also genug über die Orte, auf die es ankommt“, erklärt Willner. Daten über Veränderungen von Niederschlägen, Verdunstung und Wasserkreisläufen stammen aus dem weltweit größten Projekt zum Vergleich von Modellen zur Klimawirkung (ISIMIP),koordiniert von Katja Frieler am PIK. Die räumliche Auflösung der neuen Studie ist etwa zehnmal höher als bei gängigen Computersimulationen des Klimas.

„Wir waren überrascht, dass selbst in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur der Anpassungsbedarf so groß ist“, sagt Co-Autor Anders Levermann, Leiter der globalen Anpassungsforschung am PIK und Forscher am Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York. „In der Studie nehmen wir an, dass die Menschen das Schutzniveau, das sie heute haben, behalten wollen – sie wollen nicht, dass es schlechter wird. Folglich muss in Ländern mit einem recht guten Schutzniveau viel getan werden, um den Standard aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Menschen aufgrund von Überschwemmungen tatsächlich ihre Häuser verlassen müssen.“

Jenseits der Zwei-Grad-Grenze wird Anpassung schwierig

Die Zunahme der Hochwasserrisiken in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten wird durch die Menge an Treibhausgasen verursacht, die wir bereits in die Atmosphäre gebracht haben; die Entwicklung innerhalb dieses Zeitraums hängt also nicht davon ab, ob wir die globale Erwärmung begrenzen.

„Wenn wir allerdings die vom Menschen verursachte Erwärmung nicht auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen, dann werden bis zum Ende unseres Jahrhunderts die Hochwasserrisiken vielerorts in einem solchen Maße ansteigen, dass Anpassung schwierig wird“, erklärt Levermann. „Um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, müssen klimabedingte Risiken ernst genommen und sehr schnell Geld für Anpassung bereitgestellt werden. Wenn wir jetzt handeln, können wir uns gegen die Risiken der nächsten zwei Jahrzehnte absichern. Weiter fortschreitender Klimawandel muss jedoch durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen begrenzt werden, um Veränderungen zu vermeiden, die unsere Anpassungsfähigkeiten übersteigen. Solange wir Kohle, Gas und Öl verbrennen, steigt die Temperatur unseres Planeten und die Gefahr nimmt zu.“

„Die Ergebnisse sollten eine Warnung für die Entscheidungsträger sein“, so Levermann weiter. „Wenn wir das Thema zu ignorieren, werden die Folgen verheerend. Wir müssen jetzt beides tun: Anpassung an den bereits verursachten Klimawandel und Begrenzung zukünftiger Erwärmung. Nichtstun wäre gefährlich.“

taz-Redakteur Malte Kreuzfeldt weist darauf hin, dass „Überflutungen schon heute zu den häufigsten und verheerendsten Naturkatastrophen gehören, meinen nicht nur Wissenschaftler“. Zu dieser Feststellung komme auch die weltgrößte Rückversicherung Munich Re: Durch Wetterkatastrophen verursachte Schäden erreichten nach Angaben des Unternehmens im  vergangenen Jahr einen neuen Rekord. Allein Hurrikan „Harvey“, der Ende August zu sintflutartigen Regenfällen in der Region um Houston geführt habe, habe Schäden in Höhe von 85 Milliarden Dollar verursacht. Die Gesamtschäden infolge von Naturkatastrophen aller Kategorien seien mit 330 Mrd. Dollar fast doppelt so hoch wie der inflationsbereingte Durchschnitt über 10 Jahre gewesen, habe die Munich Re kürzlich gemeldet (siehe auch solarify.eu/naturkatastrophen-jahresbilanz).

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