Klimawandel, Klimasensibilität und Verhaltensänderungen

Zwei Artikel in nature und nature climate change

Britischen Forschern ist es gelungen, die sogenannte Klimasensibilität (Equilibrium Climate Sensitivity – ECS) genauer zu bestimmen. Grob definiert gibt die virtuelle Zahl an, wie sehr sich die Atmosphäre (in Grad Celsius) erwärmt, wenn ihr CO2-Gehalt plötzlich auf das Doppelte steigt. Der jüngst bekannt gewordene IPCC-Bericht (siehe solarify.eu/15-grad-report-ipcc-weckruf-fuer-eu-klimaschutz) mit  66 Prozent Wahrscheinlichkeit ein Intervall zwischen 1,5 bis 4,5 Grad, die Briten kommen in ihrer am 17.01.2018 in nature publizierten Studie lediglich auf 2,2 bis 3,4 Grad. Eine weitere Studie in nature climate change hält durch Einsicht hervorgerufene menschliche Verhaltensänderungen für wirksam zur Reduktion des Klimawandels.

nature climate change, Ausgabe Januar 2018

Verringerung der „Equilibrium Climate Sensitivity“ durch globale Temperaturvariabilität

ECS, nach wie vor eine der wichtigsten Unbekannten in der Klimaforschung, wird als die globale mittlere Erwärmung definiert, die eintreten würde, wenn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sofort verdoppelt und das Klima dann mit diesem neuen CO2-Gehalt ins Gleichgewicht gebracht würde. Obwohl eher idealisiert in seiner Definition, hat ECS jedoch weiterhin Bedeutung für internationale Klimaschutzabkommen, denn die werden häufig im Hinblick auf die Stabilisierung der globalen Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Klima formuliert.

Die vom IPCC angegebene „wahrscheinliche“ Bandbreite von ECS liegt jedoch seit mehr als 25 Jahren bei 1,5 – 4,5° C. Die Möglichkeit eines Wertes von ECS am oberen Ende dieser Spanne reduziert die Möglichkeit, 2° C der globalen Erwärmung zu vermeiden, wie es das Pariser Abkommen vorschreibt. Hier stellen Peter M. Cox, Chris Huntingford und Mark S. Williamson von den Universitäten Exeter und Oxford eine neue sich eben abzeichnende Einschränkung für ECS vor, die eine zentrale Schätzung von 2,8° C mit 66 Prozent Vertrauenswürdigkeit (entspricht dem IPCC-Bereich „wahrscheinlich“) im Bereich von 2,2 bis 3,4° C ergibt.

Cox et al. konzentrierten sich auf die Variabilität der Temperatur über die langfristige historische Erwärmung und nicht auf den Erwärmungstrend selbst. Die Forscher verwendeten ein Ensemble von Klimamodellen, um eine Beziehung zwischen ECS und einer theoretisch informierten Metrik der globalen Temperaturvariabilität zu definieren: Diese Metrik der Variabilität kann auch aus Beobachtungsdaten der globalen Erwärmung berechnet werden, was es ermöglicht, engere Beschränkungen auf ECS anzuwenden, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass ECS weniger als 1,5° C beträgt, auf unter 3 Prozent sinkt oder über 4,5° C steigt, auf weniger als 1 Prozent verringert wird.

Verknüpfung von menschlichen Verhaltens- mit Klimamodellen verändert Klimawandel-Projektionen nach unten

Obwohl in Klimamodellen nicht berücksichtigt, kann das wahrgenommene Risiko durch extreme Klimaereignisse zu Verhaltensänderungen führen, die den Ausstoß von Treibhausgasen verändern. Die Autoren Brian Beckage, Louis J. Gross, Katherine Lacasse, et al. verknüpfen in ihrer Untersuchung das sogenannte C-ROADS-Klimamodell mit einem Sozialmodell der Verhaltensänderung, um zu untersuchen, wie Wechselwirkungen zwischen wahrgenommenem Risiko und Emissionsverhalten den prognostizierten Klimawandel beeinflussen.

Das gekoppeltes Klima- und Sozialmodell der Autoren führte zu einer globalen Temperaturänderung von 3,4 – 6,2° C bis 2100 im Vergleich zu 4,9° C allein für das C-ROADS-Modell und führte zu einer Verhaltensunsicherheit, die in ähnlicher Größenordnung wie die physikalische Unsicherheit lag (2,8° C gegenüber 3,5° C). Die Modellkomponenten mit dem größten Einfluss auf die Temperatur waren die funktionalen Reaktionsformen auf Extremereignisse, Interaktionen der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle mit wahrgenommenen sozialen Normen und Verhaltensweisen, die zu einer nachhaltigen Emissionsreduktion führen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Politiken, die die angemessene Zuordnung von Extremereignissen zu Klimawandel und infrastruktureller Eindämmung betonen, den Klimawandel am stärksten reduzieren können.

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