Marktchancen für Biokraftstoffe im Non-Road-Bereich

Zwei Versuchsprojekte „erfolgreich abgeschlossen“ – Experte: „Schnee von gestern!“

Wie die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. in einer Medienmitteilung vom 15.02.18 mitteilte, seien soeben Versuche des Lehrstuhls für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren (LKV) an der Universität Rostock mit Biokraftstoffen an Non-Road-Motoren und Abgas-Nachbehandlungs-Systemen erfolgreich abgeschlossen worden. Ergebnis: Biodiesel (B100) könne  in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Flottenbetrieb wesentlich zur Minderung von Treibhausgasemissionen im Bereich Mobilität beitragen. Bio-Treibstoff-Experte Bernhard R. Ahlers hält gegenüber Solarify diese Ergebnisse allerdings für „Schnee von gestern“.

Abgas-Nachbehandlungs-System (v. o.): Diesel-Oxidationskatalysator (DOC), Dieselpartikelfilter (DPF) und selektiver katalytischer Reduktionskatalysator (SCR) – Bild © LKV Uni Rostock

Mit BMEL-Unterstützung sei an der Universität Rostock an einem typischen Motor der Nachweis für die Eignung von Biodiesel für den Betrieb von Serienmotoren der Abgasstufe EU COM IV (non-road) für Industrie- und Landtechnikanwendungen erbracht worden. Im Dauerlauftest auf Basis des NRTC1-Prüfzyklus habe man die Betriebsfestigkeit des Abgas-Nachbehandlungs-Systems (AGN) und des Motors nachgewiesen. Im Ergebnis der Langzeitversuche habe sich gezeigt, dass das Betriebsverhalten von Motor und Einspritzsystem unverändert ist und diese ohne Performance-Einbußen arbeiten. Nach Abschluss des B100-Dauerlaufs von 1.000 Betriebsstunden seien die Emissionsgrenzwerte weiterhin eingehalten worden.

Unter Berücksichtigung der positiven Projektergebnisse habe der Hersteller Deutz bereits im November 2017 seine Euro IV-Traktoren für B100 freigegeben. Es bestehe die Aussicht, dass weitere Hersteller von Traktoren und landwirtschaftlichen Arbeitsmaschinen B100 und Biodiesel-Blends freigeben würden. Da das untersuchte AGN-System prinzipiell auch für Motoren der Abgasstufe EU COM V eingesetzt werde erscheine auch hier eine B100 Freigabe grundsätzlich möglich.

Reduzierung von Kraftstoffablagerungen geprüft

In einem weiteren, vom BMEL und der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV e.V.) geförderten Projekt der Universität Rostock seien am Einspritzprüfstand Maßnahmen zur Reduzierung von Kraftstoffablagerungen (IDID – Internal Diesel Injector Deposits) in modernen Diesel-Injektoren geprüft worden. Dabei wurde nachgewiesen, dass spürbare Verringerungen von Ablagerungen auf Bauteilen möglich sind. Motorenherstellern können nun gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Belagsbildungen an Einspritzkomponenten entwickeln und so die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte verbessern. Wenn diese Erkenntnisse durch Mineralölindustrie und Normungsausschüsse berücksichtigt würden, könnten ablagerungsbedingte Betriebsstörungen und damit verbundene Kosten verringert werden.

Die Ergebnisse beider Biokraftstoffprojekte belegen die Entwicklungsoptionen und Marktchancen von Biokraftstoffen. Sie können dazu beitragen, dass Motorenhersteller und Anwender Vertrauen zurückgewinnen. Dadurch können Marktanteile von Biokraftstoffen im Non-Road-Bereich und im Straßenverkehr gesteigert werden  –  maßgeblicher Beitrag zur Erreichung der Energiewende- und Klimaziele im Verkehrssektor.

ED95: Bessere Alternative

Darauf erwiderte Bio-Treibstoff-Fachmann Ahlers in einer Mail an die FNR: „1.000 Betriebsstunden mit B100 auf dem Prüfstand? Von der Universität Rostock mit Fördergelder der BMEL und der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV e.V.) gefördert? – Das ist Schnee von gestern!“

Der Güter- und Personenverkehr nimmt bekanntlich einen immer größeren Teil der Treibhausgas-Emissionen ein. Was immer wir konsumieren, wird auf unseren Straßen transportiert (erhöhter Transport bedeutet zudem, dass unsere Abhängigkeit vom Öl zunimmt, wo sie doch abnehmen sollte). Daher will die EU Treibhausgasemissionen dadurch reduzieren, dass sie fossil-unabhängige Mobilität fördert. Dafür sei aber „ein großer Wandel in unserer Gesellschaft erforderlich. Es ist nicht realistisch, den Straßentransport auslaufen zu lassen; wir würden jedoch große ökologische Vorteile erzielen, wenn wir fossile Brennstoffe durch Biokraftstoffe ersetzen würden“ (Ahlers).

Seine – schon in den 80ern (von Scania bis heute) entwickelte – Alternative: ED95, einer grünen Kraftstoffalternative für Lkw und Busse: „ED95 besteht aus 95 Prozent Ethanol, zu 5%  Zündverbesserer und Korrosionsinhibitor und hat hohe Energieeffizienz. ED95 ist für denSchwerlastverkehr genauso wirksam wie Biodiesel und im Hinblick auf Kohlendioxid- und Schadstoffemissionen sogar noch besser. Wenn Sie mit ED95 fahren, reduzieren Sie die Kohlendioxidemissionen um bis zu 90 Prozent im Vergleich zu Diesel.“

ED95 ist ein erneuerbarer Biokraftstoff – der Rohstoff, aus dem Ethanol hergestellt wird, als Teil des natürlichen Kreislaufs der Natur. Dazu gehören auch Materialien im natürlichen Kohlenstoffkreislauf, so dass die Produktion des Ethanols das im Boden gebundene Kohlendioxid nicht freisetzt, wie dies bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe der Fall ist. Zudem enthält ED95 so geringe Emissionen von Feinstaub, dass es auch ohne Partikelfilter unterhalb der zulässigen Werte liegt. Ein Übergang von fossilen Brennstoffen zu Ethanol bedeutet sowohl Vorteile für die Umwelt als auch für die Gesundheit.

[note Solarify fragt sich, warum ein deutscher Hersteller (Scania ist VW-Tochter) umweltfreundliche LKW-Motoren für ED95 baut, sie aber hier nicht auf den Markt bringt. Könnte es sein, dass das am Einfluss der nicht nur altruistischen Öl-Lobby liegt? Denn Deutschland ist zu 100% von ausländischen Mineralöl-Konzernen abhängig….]

->Quellen: