Batterieproduktion zu riskant – oder Herausforderung

Bosch gibt Pläne für eigene Batteriezellfertigung vollständig auf – sonnen macht das Gegenteil

Die Robert Bosch AG stuft eine eigene Batterieproduktion als zu riskant ein. Aus wirtschaftlichen Gründen habe man sich daher gegen den Aufbau einer eigenen Zellfertigung entschieden, so eine Medienmitteilung vom 28.02.2018. Denn allein die Anfangsinvestitionen würde sich demnach auf rund 20 Milliarden Euro belaufen. Der Zukauf von Batteriezellen reiche aus und es brauche keine eigene Fertigung.  Der Stuttgarter Konzern will aber trotzdem m ab 2020 entstehenden Massenmarkt für Elektromobilität Marktführer werden. Das Batterie-Unternehmen sonnen GmbH greift dagegen weit aus – bis nach Südaustralien.

„Für Bosch ist es wichtig, die Zelle technisch zu verstehen, fertigen müssen wir sie nicht“, sagte Bosch-Geschäftsführer Rolf Bulander, er ist auch Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions.

Weil aktuell etablierte Fahrzeughersteller ihre Fahrzeugpaletten um zahlreiche, elektrifizierte Modelle erweiterten und parallel Start-ups mit neuen Elektromobilitäts-Konzepten in den Markt einträten, trage die Elektromobilitäts-Strategie von Bosch dieser dynamischen Marktentwicklung Rechnung – mit dem Ziel, Bosch elektrisches Fahren alltagstauglicher und bereit für den Massenmarkt zu machen. Die Strategie, die Bosch auf diesem Weg verfolge: Die Energieeffizienz von Elektrofahrzeugen erhöhen, durch System-Know-how alle Komponenten des Antriebsstrangs intelligent verbinden und Elektromobilität durch standardisierte Komponenten skalierbar und bezahlbar machen. Über das Fahrzeug hinaus entwickle Bosch zudem Lösungen für die Ladeinfrastruktur. Das kürzlich vorgestellte „system!e“ werde mit internetbasierten Services wesentlich die Alltagstauglichkeit des elektrischen Fahrens steigern.

Ausbau des Batteriegeschäfts – „Center of Competence“ für Technologieentwicklung

Bosch wird die Zellen für Hybrid- und Elektroauto-Batterien weiterhin mit Zellzulieferern konzipieren und von diesen beziehen. Aus diesem Grund beendet das Unternehmen die zur Bewertung einer eigenen Zellfertigung durchgeführten Forschungsaktivitäten im Bereich aktueller und künftiger Zell-Technologien. Das im Bereich der Lithium-Ionen-Technologie tätige Gemeinschaftsunternehmen Lithium Energy and Power GmbH & Co. KG (LEAP) wird beendet. Das im Bereich der Festkörperzell-Technologie forschende Tochterunternehmen Seeo soll veräußert werden. Das in den vergangenen Jahren aufgebaute, umfangreiche Know-how im Bereich der Batteriezellen wird Bosch in einem Center of Competence weiterentwickeln. Eine mittlere dreistellige Zahl von Mitarbeitern wird zudem, wie teilweise bisher auch, im Bereich Batteriesysteme tätig sein. Sie werden Batteriemanagementsysteme und 48-Volt-Batteriesysteme entwickeln und Zellen spezifizieren. „Bosch ist schon heute in der Lage, einzelne Komponenten in Gesamtsysteme zu integrieren. Wir bauen hocheffiziente 48-Volt-Batteriesysteme und entwickeln attraktive Batteriemanagement-Systeme“, erklärt Mathias Pillin, der bei Bosch die Elektromobilitätsaktivitäten verantwortet. Von der Technologieentwicklung des Center of Competence profitieren neben Automotive-Anwendungen auch Produkte anderer Bosch-Unternehmensbereiche wie Haushaltsgeräte und Elektrowerkzeuge.

Technisches Potenzial vorhanden – wirtschaftliche Risiken hoch

Unabhängig von der jetzt getroffenen Entscheidung sieht Bosch großes technisches Potenzial in der Festkörper-Technologie. „Auf der technischen Seite haben wir sehr gute Entwicklungsfortschritte erzielt. Die Festkörper-Technologie ist der richtige Pfad“, so Pillin weiter. Die jetzt getroffene Entscheidung, Zellen auch künftig zuzukaufen, ist das Ergebnis einer intensiven wirtschaftlichen Prüfung. Im Zuge dieser Bewertung hat sich gezeigt, dass die Investition in eine Industrialisierung von sowohl weiterentwickelten als auch künftigen Zelltechnologien zu risikobehaftet ist.

Risikobehaftete Investition im Gesamtinteresse des Unternehmens nicht vertretbar

Berechnungen hätten ergeben, dass sich alleine die Anfangsinvestition in eine wettbewerbsfähige und marktrelevante Zellfertigung auf rund 20 Milliarden Euro beliefe. Mit dieser Summe ließen sich Fertigungskapazitäten von rund 200 Gigawattstunden aufbauen. Das entspräche einem Marktanteil von 20 Prozent und damit einer führenden Marktposition.

Zu den hohen Anfangsinvestitionen kämen Betriebskosten in Milliardenhöhe. Zudem entfielen drei Viertel der Herstellkosten auf Materialkosten. In nur einem geringen Anteil der Wertschöpfung könnten also Wettbewerbsvorteile erarbeitet und ausgespielt werden. Es bleibe mit Blick auf die dynamischen und nur schwer vorhersagbaren externen Marktfaktoren offen, ob und wann sich diese Investition für Bosch rechnen würde. Eine solch risikobehaftete Investition sei damit im Gesamtinteresse des Unternehmens nicht vertretbar.

Folgt: Bosch besitzt Kompetenz im ganzen „Ökosystem Elektromobilität“