„Ich hätte gerne weitergemacht“

Barbara Hendricks im Gespräch mit der Süddeutschen

Die ehemalige Umweltministerin Barbara Hendricks sprach mit Nico Fried und Michael Bauchmüller unter anderem darüber, wie schwer es ihr fiel, aufzuhören. Nach nur einer Legislaturperiode musste sie das BMUB, jetzt nur noch BMU, an Svenja Schulze, Genossin aus dem gleichen Landesverband Nordrhein-Westfalen, abgeben. Hendricks erwarb sich in vier Jahren Ansehen u.a. durch Konfliktbereitschaft mit CSU-Minister-Kollegen, durch den Abschluss der COP21 in Paris – ihr eigener Parteivorsitzender aber bremste sie vielfach aus.

Hendricks, Schulze bei BMU-Amtsübergabe – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Sie habe sich „schon früh darauf eingestellt, dass es so kommen kann“. Insofern gehe es ihr „eigentlich ganz gut“. Sie sei jetzt „dabei, so nach und nach mein Leben neu einzurichten“. Dabei war es „lange offen, da hatte ich schon Hoffnung. Ich hätte schon gerne weitergemacht“. Zu ihrer Nachfolgerin Svenja Schulze sagt sie eher bitter: „Das hing wohl mit meinem Landesverband zusammen. Richtig verstehen kann ich das nicht. Aber ich bin sicher, dass Svenja Schulze das gut machen wird.“

Freundschaften seien im Kabinett keine entstanden – jedenfalls nicht „in dem Sinne, dass man sich nach Hause einlädt“. Die Kanzlerin, einmal ihre Vorvorgängerin im BMU, sei zwar nicht immer eine Hilfe gewesen – aber auf der „internationalen Ebene auf jeden Fall. Da hat sie sich wirklich engagiert. Innenpolitisch gab es richtige Auseinandersetzungen über den Klimaschutzplan 2050, mit sehr vielen anderen Ministerien. Da war die Kanzlerin erst am Schluss hilfreich. Bei der Erarbeitung hat uns das Kanzleramt ziemlich allein gelassen.“

Dass die SPD sich mit der Kohle so schwer tut, dass Gabriel sie mehrfach ausbremste, quittiert sie mit der Aussage, die SPD müsse ihre „Strukturwandel-Fähigkeit“ neu unter Beweis stellen. Das sei allerdings im Klimaschutzplan angelegt. Sie glaubt, dass die neue Koalition das „auch hinbekommen“ werde, „da bin ich sicher“.

Und sie schreibt ihren Genossen ins Stammbuch: „Die SPD muss im Prozess ihrer Erneuerung auch diese Frage angehen: Man muss Umwelt-, Klima- und Naturschutz ernster nehmen. Deshalb muss man soziale Interessen ja nicht ignorieren. Das sehen viele Sozialdemokraten so. Aber es wird noch nicht wahrgenommen, dass es das Ziel der ganzen SPD ist. Da müssen wir hin. Das erwarten nicht nur die Jüngeren von uns, sondern auch wertkonservative Mitglieder. Wenn man das bei der ‚Erneuerung‘ nicht beachtet, macht man einen großen Fehler.“

Was nun? Barbara Hendricks will sich jetzt im Bundestag um auswärtige Kulturpolitik und Außenpolitik kümmern – ein anderes Themenfeld. Denn: „Weiter Umweltpolitik machen, als ehemalige Ministerin, das gehört sich nicht.“ Dann will sie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, wo sie für den Bereich Nachhaltigkeit und Entwicklung gewählt worden ist, „mehr machen“.

->Quelle und ganzes Interview: sueddeutsche.de/barbara-hendricks-im-gespraech-du-haeltst-mich-doch-sowieso-fuer-eine-coole-alte