Stickoxid-freier Selbstzünder?

Bosch präsentiert sauberen Diesel

Während viele den Dieselmotor bereits als Auslaufmodell sehen, sagt Bosch jetzt: Wir haben den Diesel sauber bekommen – zumindest, was die Stickoxide angeht. Was steckt dahinter? „Der Diesel hat Zukunft. Heute wollen wir die Debatte um das Ende des Diesels endgültig ad acta legen.“ Mit diesen markigen Worten verkündete Bosch-Chef Volkmar Denner am 25.04.2018 bei der Bilanzvorlage des Unternehmens einen entscheidenden Durchbruch in der Diesel-Technik. Die neuen Bosch-Entwicklungen können die Hersteller einer Medienmitteilung zufolge dabei unterstützen, die Stickoxid-Emissionen von Fahrzeugen so drastisch zu senken, dass sie schon heute künftige Grenzwerte einhalten.

Die neue Bosch-Technik unterbiete mit Rekordwerten auch im Realbetrieb (Real Driving Emissions) die aktuellen und ab 2020 gültigen Grenzwerte für Stickoxid-Emissionen. Der Clou: Die Bosch-Entwickler haben vorhandene Technik weiter verfeinert. Zusätzliche Komponenten, die die Kosten erhöhen würden, sind nicht erforderlich. „Wir verschieben die Grenzen des technisch Möglichen. Mit der neuesten Bosch-Technik wird der Diesel emissionsarm und bleibt bezahlbar“, sagte Denner. Der Bosch-Chef forderte in diesem Zusammenhang, für den Klimaschutz die Kohlendioxid-Belastungen des Straßenverkehrs transparenter zu machen. Dazu müssten künftig auch der Verbrauch und damit der CO2-Ausstoß unter Realbedingungen auf der Straße gemessen werden.

[note Am 11.01.2018 hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ein drittes Ermittlungsverfahren gegen den Bosch eingeleitet – der Vorwurf: Beihilfe zum Betrug. In den USA sind weitere Klagen gegen Bosch im Zusammenhang mit dem Dieselskandal anhängig. Ermittelt werde gegen Unbekannt wegen Beihilfe zum Betrug im Zusammenhang mit möglichen Manipulationen der Abgasnachbehandlung bei Audi, so ein Justizsprecher. Der Name Bosch ist in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Manipulationen immer wieder gefallen. Denn die Stuttgarter haben die Dieseltechnologie forciert und infolgedessen einen großen Marktanteil. Alle bedeutenden Autohersteller stehen in der Bosch-Kundendatei. Auch im VW-Abgasskandal in den USA kam die illegale Motorsteuerung von Bosch (Nach stuttgarter-nachrichten.de/weiteres-ermittlungsverfahren-der-dieselskandal-laesst-bosch-nicht-los).]

Gegenüber dem SWR sagte ein Bosch-Mitarbeiter mit Hinblick auf Deutschlands schmutzigsten Abgas-Messpunkt am Stuttgarter Neckartor sogar: „Mit dieser Technologie wird sich in Zukunft das Stickoxid-Thema am Neckartor erledigt haben.“ Und Motoren-Entwickler Andreas Kufferath am Rande einer Presse-Vorführung: „Wir denken, dass es mit diesen positiven Ergebnissen eigentlich keine Kritik am Diesel bezüglich Emissionen mehr geben kann“. Bosch will mit einem neuen Diesel-Abgassystem jetzt schon die Stickoxid-Grenzwerte der Zukunft unterbieten: Dafür habe Bosch mehrere Mittelklasse-Diesel gekauft und die Motoren mit eigener Technik verändert. Kein einziges revolutionäres Bauteil stecke in den Autos, sagt Kufferath. Allerdings steckten viele Jahre harte Ingenieursarbeit dahinter. Bosch sorgt vor allem dafür, dass die Abgase nicht zu schnell abkühlen und greift dazu in die Motorsteuerung ein, um einzelne Bauteile besser auf Temperatur zu halten. Dazu kommt noch das bekannte AdBlue. Der neue Diesel soll nicht einmal teurer werden. Bei einer Testfahrt für den SWR blieb der Motor in der Tat unterhalb der Grenzwerte.

Natürlich sind diese Werte mit Vorsicht zu genießen, so Javan Wenz aus der SWR-Wirtschaftsredaktion: „Wir können das Messverfahren bei der Probefahrt nicht überprüfen. Aber die neue Charme- und Transparenzoffensive rund um den Diesel zeigt: Die Bosch-Konzernführung ist nervös. Diesel-Fahrverbote drohen. Das Image des Antriebs scheint ruiniert, die Zulassungen sinken rasant.“ Jetzt könnte der Diesel – mit der richtigen Technologie – wieder eine Zukunft haben, sagt Bosch. Allerdings nur für Neuwagen. Ältere Diesel mit der Technik nachzurüsten, sei laut Bosch nicht möglich.

Folgt: Stickoxid-Rekordwert 13 mg/km