Digitalisierung ermöglicht Energiewende – und erfordert neues Denken

Neues Sicherheitskonzept für die Energieversorgung

Um eine stabile und ausfallsichere Energieversorgung in Zukunft gewährleisten zu können, sollte aus Sicht des Digitalverbands Bitkom die Sicherheit des deutschen Energiesystems grundsätzlich neu geregelt werden. Dabei kommt digitalen Technologien eine Schlüsselrolle zu. Entsprechende Vorschläge hat Bitkom in einem aktuellen Positionspapier „Digitalisierung des Energieversorgungssystems – Von der Robustheit zur Resilienz“ zusammengefasst. Es wurde am 01.06.2018 im Vorfeld der ersten Digital Energy Conference des Bitkom veröffentlicht. Die Konferenz findet am 07.06.2018 in Berlin statt.

„Dezentrale Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien statt einiger weniger großer Kraftwerke, komplexere Verteilernetze, eine steigende Stromnachfrage für Elektromobilität und im Wärmesektor sowie die zunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe machen es nötig, dass wir die Sicherheit unserer Energieversorgung völlig neu denken“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Um weiterhin die Sicherheit der Energieversorgung zu garantieren, müssen Digitalwirtschaft und Energiewirtschaft gemeinsam mit der Politik ein Energiesystem aufbauen, das bei Störungen funktionsfähig bleibt und die Störungen selbsttätig behebt.“

Positionspapier – Ausfallsicherheit des Energieversorgungssystems – Von der Robustheit zur Resilienz – Titel © Bitkom e.V.

Traditionell werde die Sicherheit des Energiesystems dadurch sichergestellt, dass es von für die Versorgung wichtigen Teilen wie Leitungen oder Transformatoren, aber auch Kraftwerken immer eines mehr gebe, als bei Höchstlast benötigt würden. Dadurch entstehe eine sogenannte Robustheit des Systems, da bei Ausfall einer Einheit die anderen Einheiten die Versorgung sicherstellten. Künftig müsse das deutsche Energiesystem statt auf Robustheit auf Resilienz ausgerichtet sein, fordert Bitkom. Im Fall einer Störung solle das Energiesystem aktiv so reagieren, dass es seine grundlegende Funktionsfähigkeit beibehalte und nach Beseitigung der Störung selbststätig die volle Leistungsfähigkeit wiedererlange.

„Die alte Energiewelt, aus der das Redundanzprinzip stammt, hat sich grundlegend verändert“, postuliert Robert Spanheimer, Referent Smart Grids & Smart Home Bitkom e.V.. „Wo früher einige wenige große Kraftwerke die Energieversorgung sichergestellt haben, sind nun sehr viele dezentrale Solar- und Windkraftanlagen zum Rückgrat der Stromerzeugung geworden. Zugleich wird Strom verstärkt in Bereichen eingesetzt, wo man Energie vormals in anderer Form bereitgestellt hat, etwa durch die Elektromobilität im Verkehr oder durch Wärmepumpen im Wärmesektor. Eine moderne, sichere Energieversorgung kann nicht darauf aufbauen, Störungen vollständig zu verhindern. In einem zunehmend komplexeren Energienetz können nicht jedes angeschlossene Gerät und jede angeschlossene Anlage hundertprozentig abgesichert werden, stattdessen muss das System so ausgestaltet sein, dass Störungen keine gravierenden Folgen haben.“

Nach Ansicht des Bitkom sind digitale Technologien unerlässlich, um die notwendige Resilienz des Energiesystems herzustellen. So können digitalisierte Netze laufend Daten über das Energiesystem liefern, die automatisiert analysiert werden. Im Falle einer Störung gibt es auf diese Weise in Echtzeit ein Lagebild, auf dessen Grundlage die richtigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Systems eingeleitet werden können.

Die Daten liefern darüber hinaus auch Hinweise auf strukturelle Schwächen des Systems und können so zum Beispiel zeigen, wo ein Netzausbau vordringlich ist. Zugleich lassen sich durch solche Datenanalysen Störungen sogar im Vorfeld erkennen, etwa mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Auf diesem Weg können Maßnahmen eingeleitet werden, bevor überhaupt ein Schaden eintritt.

„Die Energieversorgung ist ein interessantes Ziel für Cyberkriminelle. Mit der Energiewende kommen viele vernetzte Stromerzeuger und Stromverbraucher“, so Rohleder. „Wenn ein Cyberangriff erfolgreich ist, droht im traditionellen System eine Ausbreitung in der Fläche. Ein resilientes System erkennt einen Cyberangriff rasch, verhindert die Ausbreitung und behebt die Störung schnell.“

[note Die erste Digital Energy Conference des Bitkom findet am 07.06.2018 in Berlin statt. Erwartet werden mehr als 250 Teilnehmer und Redner aus Digital- und Energiewirtschaft sowie aus der Politik. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung und einen Livestream der Hauptbühne vom Konferenztag (07.06.2018) gibt es unter: www.energy-conference.de]

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