Grüne fordern Klimawandel-Anpassungsfonds

Zwei Milliarden nötig

Nicht nur auf Zustimmung stieß – wie nicht anders zu erwarten – ein am 04.08.2018 in die Öffentlichkeit gelangter Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen , einen Milliardenfonds zur Anpassung an den Klimawandel einzurichten: „Ich schlage vor, das alle grünen [sic!] in diesen Topf einzahlen. Unglaublich, was in deren Köpfen abgeht,“ war noch einer der gemäßigten Kritik-Kommentare – stärker schon „Klimaschutz als Ersatzreligion“ oder gar „Klima-Nazi“ (eine AfD-Größe). Gleichwohl muss sich Deutschland jenseits von Hitzewellen und Überschwemmungen für weitergehende Klimawandel-Folgen wappnen – der Grünen-Vorschlag nannte Gesundheitsvorsorge, Hitzeschutz in Städten (siehe solarify.eu/natuerliche-kuehlung-gegen-die-hitze-in-der-stadt), Waldbrand- und Hochwasserschutz sowie die Anpassung der Landwirtschaft – für all das solle der Fonds Geld bereitstellen.

Niedrigwasser am Rhein bei Wiesbaden am 03.08.2018 – kein Pegel mehr – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock stellte lakonisch fest: „Man hat die Klimaanpassung in Deutschland ignoriert“. Und: „Dieser Sommer macht klar, so kann es nicht weitergehen“. Sie schätzt den notwendigen Umfang für den Klimawandel-Anpassungs-Fonds auf mindestens zwei Milliarden Euro. Aus ihm sollten Entschädigungen vor allem an Menschen gezahlt werden, deren Existenz durch extreme Wetterereignisse bedroht sei, heißt es in einem Konzept der Partei.

Diese Forderung gefiel Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. „Der Klimawandel schreitet voran. Wir müssen uns in Zukunft darauf einstellen, dass die Sommer sehr heiß und niederschlagsarm werden“, sagte er dem Handelsblatt. Landberg will einen Aktionsplan entwickeln, damit sich Städte und Gemeinden künftig besser auf solche Hitzeperioden vorbereiten können.“ Dazu schlug er konkret eine Optimierung der Wasserversorgung vor, zusätzliche Speicherkapazitäten, mehr Grün in der Stadt sowie den Anbau von für den Klimawandel besser geeigneten Pflanzen in Grünanlagen und in den kommunalen Wäldern. Das setze natürlich zusätzliche Mittel voraus, Mittel von Bund, Länder und Kommunen gemeinsam.

Auch wenn im Einzelfall schwer oder gar nicht zu belegen sein dürfte, ob ein Wetterereignis Folge des Wandels war oder nicht, werden nach Einschätzung von Klimaforschern sämtliche Extremwetterereignisse, also nicht nur Hitze und Dürre, sondern auch Kälte und Unwetter wie Stürme, Hagel und Starkregen als Folge der Erderwärmung zunehmen. Jedenfalls sei das Land „nicht wirklich gerüstet“, schreiben die Grünen in ihrem Konzept für den Fonds, über den Dutzende von Medien einem Bericht der Deutschen Presseagentur folgend am 04.08.2018 berichten.

Das Geld dafür solle aus höheren Steuern auf fossile Energieträger wie Kohle, Heizöl und Erdgas kommen, vor allem aber aus der CO2-Bepreisung kommen: ein Mindestpreis für CO2-Ausstoß vor allem für den Energiesektor wird schon länger diskutiert. Die Grünen sehen darin vor allem einen Anreiz, die für den anthropogenen Klimawandel mitverantwortlichen Fossilen weiter herunter zu fahren.

[note 2017 zweitwärmstes Jahr seit den Aufzeichnungen – Nun ist es amtlich. Hatte die WMO schon zu Beginn der COP23 (am 06.11.2017 – siehe: solarify.eu/2017-eines-von-drei-heißesten-jahren-seit-1881) einen Bericht der meteorologischen Abteilung der Vereinten Nationen (WMO) veröffentlicht, demzufolge 2017 eines der drei heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen (1881) zu werden drohte, bestätigte sich das kurze Zeit später: 2017 war den ersten vollständigen Datensätzen vom Copernicus Climate Change Service (C3S) und dem European Weather Centre (ECMWF) zufolge das zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (siehe: solarify.eu/2017-drittwaermstes-jahr-seit-den-aufzeichnungen).

Auch der Jahresbericht der US-Klimabehörde NOAA für 2017, an dem mehr als 500 Forscher aus 65 Ländern mitgearbeitet haben, bestätigt inzwischen, die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen im späten 19. Jahrhundert. Der über 300 Seiten starke Report fasst die wichtigsten weltweiten Klimatrends von 2017 zusammen (Nach spiegel.de/klimawandel-2017-war-drittwaermste-jahr-seit-messbeginn).

Ein vom ECMWF erstellter Datensatz zeigt, dass die globale Durchschnittstemperatur der Oberflächenluft 14,7°C überschritten hat, das machte 2017:

  • ca. 0,1° C kühler als das wärmste Jahr der Geschichte, 2016, und wärmer als das vorhergehende zweitwärmste Jahr 2015;
  • zum wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, das nicht durch eine El Niño-Erwärmung im tropischen Pazifik beeinflusst wurde;
  • ca. 0,5° C wärmer als der klimatologische Referenzzeitraum 1981-2010;
  • schätzungsweise 1,2° C wärmer als der vorindustrielle Wert des 18. Jahrhunderts.]

->Quellen: