Zellulose-Ethanol-Anlage in Rumänien

Clariant-sunliquid baut Groß-Bioraffinerie in Craiova

Das Schweizer Spezial-Chemieunternehmen Clariant hat – so eine Medienmitteilung der Tochter sunliquid – im Südwesten Rumäniens am 12.09.2018 mit dem Bau der ersten Großanlage mit einer jährlichen Produktionskapazität von 50.000 Tonnen zur Produktion von Cellulose-Ethanol aus Pflanzenreststoffen begonnen. Das Pilotprojekt wurde u.a. vom und  das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm gefördert.

Acker mit Strohballen – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Mit dem traditionellen ersten Spatenstich hat Clariant in Podari bei Craiova im Südwesten Rumäniens den Bau der ersten sunliquid®-Großanlage zur Produktion von Zellulose-Ethanol aus Agrarreststoffen begonnen. Dabei kommt erstmals die selbst sunliquid®-Technologie im industriellen Maßstab zum Einsatz. Das Projekt stellt das größte industrielle Engagement eines internationalen Unternehmens in dieser Region dar. Bei voller Kapazitätsauslastung wird die neue Anlage pro Jahr ca. 250.000 Tonnen Weizen- und anderes Getreidestroh, das von lokalen Landwirten bezogen wird, zu 50.000 Tonnen Zellulose-Ethanol verarbeiten. Im Prozess entstehende Nebenprodukte werden zur Erzeugung erneuerbarer Energie verwendet. Ziel ist die Unabhängigkeit der Anlage von fossilen Energiequellen. Daher ist das entstehende Zellulose-Ethanol ein praktisch treibhausgasneutraler, fortschrittlicher Biokraftstoff.

Die Vorzeigeanlage belegt nach eigenen Angaben des Unternehmens „die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der sunliquid®-Technologie im großtechnischen Maßstab und erfüllt damit gleichzeitig eine wichtige Aufgabe als Referenzanlage für die weltweite Vermarktung der sunliquid®-Lizenzen“.

[note Der Bio-Treibstoff-Experte Bernhard R. Ahlers sieht das Clariant-Großvorhaben kritisch: Oft heiße es im Zusammenhang mit dem Schweizer Chemiekonzern Clariant: „Agrarabfall, der massenweise vorhanden und den Bauern ein Last ist“. Ahlers sieht das anders: „‚Stroh zu Treibstoff‘, bzw. ‚Stroh zu Gold‘, so wird das Verfahren oft beworben. Es ist übrigens schon 2002 von der 2011 von Clariant übernommenen Süd-Chemie entwickelt worden. Der ‚Agrarabfall‘ Stroh ist keineswegs ein Abfallprodukt. Es ist Futtermittel und Dünger. Wird Stroh von den Feldern komplett entfernt, müssen seine Düngeeigenschaften (unterpflügen/verbrennen) durch Kunstdünger ersetzt werden. Der Preis des Strohs wird grob anhand von Marktpreisen für diverse Düngesorten (NPK) berechnet. Aktuell (37. KW) betragen die Verkaufspreise (lose Ware im arithmetischen Bundesmittel) ab Hof ohne MwSt: 101,38 Euro/Tonne. (Anlage). Siehe auch: solarify.eu/treibstoff-aus-agrarabfaellen-im-grosmasstab. Betrachtet man noch die Energiebilanz (Fünf Tonnen Stroh für 1.200 Liter Bioethanol), werden die Kosten für den ‚Clariant-Treibstoff‘ weit über den der Fossilien-Treibstoffe liegen.“]

Die Entscheidung für Craiova  sei sowohl aufgrund der gesicherten regionalen Versorgungslage mit dem Ausgangsmaterial Stroh als auch wegen der dort vorhandenen logistischen und industriellen Infrastruktur gefallen. Für die Region biete der Bau der Anlage eine ganze Reihe von Vorteilen. So könnten Bauern den bisher kaum zu nutzenden Agrarreststoff Stroh erstmals industriell vermarkten. Beim Bau der Anlage würden mehrere Hundert Arbeitskräfte aus Betrieben beschäftigt, die soweit wie möglich aus der näheren Umgebung kommen sollen. Nach Fertigstellung würden rund 300 dauerhafte Arbeitsplätze in Gewerbebetrieben im Umland geschaffen, die für die Unterstützung des Standortes und für Transport und Lagerung des Strohs sorgen. In der Anlage selbst würden 100 bis 120 Mitarbeiter beschäftigt. Clariant plane, die Stellen mit Arbeitnehmern aus der Region zu besetzen, die dafür in den Laboren in Planegg bei München und der Pilotanlage in Straubing in Bayern ausgebildet werden sollen.

[note sunliquid® – ein nachhaltiger und fortschrittlicher Biokraftstoff – Zellulose-Ethanol ist laut sunliquid ein fortschrittlicher, nachhaltiger und nahezu klimaneutraler Biokraftstoff, der aus Pflanzenreststoffen hergestellt wird, etwa aus Weizen- und Maisstroh, das von Landwirten angeliefert wird. Das Stroh wird in Zellulose-Zucker umgewandelt. Die anschließende Fermentation des Zellulose-Zuckers ergibt schließlich Zellulose-Ethanol. Dank der Verwendung von Pflanzenreststoffen kann durch Zellulose-Ethanol die aktuelle Produktion von Biokraftstoffen auf neue Rohstoffe erweitert und gleichzeitig die Leistung und das Umweltprofil verbessert werden. Zellulose-Zucker können außerdem als Baustein für die künftige Produktion von biobasierten Chemikalien verwendet werden. Die sunliquid®-Technologie biete ein vollständig integriertes, auf etablierter Prozesstechnologie aufbauendes Design. Innovative Technologiemerkmale, wie die chemikalienfreie Vorbehandlung, die integrierte Produktion von rohstoff- und prozessspezifischen Enzymen sowie die gleichzeitige C5- und C6-Zucker-Fermentation gewährleisteten optimale Wirtschaftlichkeit.]

->Quellen: