„Transparente Dialoge für sachorientierte, nachvollziehbare und angemessene Lösungen“

Neue ESYS-Analyse „Partizipation und Kommunikation in der Energiewende“

Bürgerinitiativen und Klimaschutzdemonstrationen zeigen: Bürger wollen die Energiewende mitgestalten und sich in Planungs- und Entscheidungsprozesse einbringen. Doch wie müssen Kommunikations- und Partizipationsverfahren für eine effektive, faire und sozialverträgliche Energiewende gestaltet werden? Das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) hat in seiner Analyse „Partizipation und Kommunikation in der Energiewende“ verschiedene Instrumente untersucht.

Beispiel Bürgerdialog: Stuttgart 21 (Umbau des Hauptbahnhofs) – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Herausgeber (Bettina Oppermann und Ortwin Renn) und Autoren (Bettina Brohmann und Frank Brettschneider) empfehlen, Bürger zu „Alltagsexperten“ zu machen, Mindeststandards für deren Beteiligung festzulegen und unabhängige Energiemediatorinnen und -mediatoren zur Verhandlungsschlichtung auszubilden.

Proteste gegen den Ausbau von Stromtrassen und Windparks und viele weitere technische Großprojekte, wie „Stuttgart 21“ zeigen: Technische Lösungen allein reichen nicht aus, um den Umbau des Energiesystems voranzubringen. Bürgerinnen und Bürger wollen die Energiewende mitgestalten und sich in Planungs- und Entscheidungsprozesse einbringen. Doch welche Kommunikations- und Partizipationsverfahren tragen dazu bei, die Energiewende effektiv, fair und sozialverträglich zu gestalten? Das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) hat in seiner Analyse „Partizipation und Kommunikation in der Energiewende“ verschiedene Instrumente untersucht.

Brohmann und Brettschneider empfehlen, bei Entscheidungen über neue Technologien, Anlagen oder Netzen frühzeitig transparente Dialoge mit allen Beteiligten zu führen. Nur so könne die Politik sachorientierte, nachvollziehbare und angemessene Lösungen finden.

Die ESYS-Fachleute schlagen unter anderem vor:

  • Alle Planungsprozesse müssen klar und verständlich gestaltet werden, damit auch Laien diese nachvollziehen können.
  • Für eine gerechte Energiewende gilt es, breite Schichten der Bevölkerung einzubinden. Um einen Querschnitt der Bevölkerung zu erreichen, sollten die Teilnehmenden per Losverfahren ausgewählt werden.
  • Bürgerinnen und Bürger sollten verstärkt in Plattformen und „Runde Tische“ zum Austausch von Daten und Wissensbeständen eingeladen werden.
  • Werden unabhängige Institutionen wie Bürgerfonds oder Vermittlungsagenturen aufgebaut, könnten sie Mindeststandards für die Bürgerbeteiligung verlangen, um deren Qualität zu sichern.
  • Neutrale Vermittlerinnen und Vermittler tragen dazu bei, effiziente und verhältnismäßige Lösungen zu erzielen. Mit den Mitteln aus einem Fonds könnten unabhängige Energiemediatorinnen und -mediatoren ausgebildet werden, die in Verhandlungen zwischen Konfliktparteien schlichten.
  • Um Bürgerinnen und Bürger anzuregen, energiesparende Investitionen zu tätigen, muss die Städtebauförderung vorausschauend planen. Indem bezahlbarer Wohnraum bereitgestellt wird, können einzelne Bevölkerungsgruppen von den Kosten der Energiewende entlastet werden.

Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam) und Mitglied der Leopoldina, dazu: „Die Energiewende verändert den Alltag der Bürger. Bei Entscheidungen über neue Technologien, Anlagen oder Netze muss die Politik zwischen konkurrierenden Zielen und Werten abwägen. Nur wenn ihre Lösungsansätze sachorientiert, nachvollziehbar und angemessen sind, wird die Bevölkerung die Energiewende unterstützen. Dafür brauchen wir einen frühzeitigen, transparenten Dialog mit allen Beteiligten“. Renn hat die Arbeitsgruppe „Partizipation und Kommunikation“ in dem von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der Akademien der Wissenschaften initiierten Projekt „Energiesysteme der Zukunft“ geleitet.

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