Klimawandel erreicht Fluggesellschaften

Exotischer CO2-Rekord für Ryan Air – aber andere emittieren schneller mehr

„Am meisten CO2 stoßen in Europa Kohlekraftwerke aus. 2018 tauchte mit Ryanair erstmals eine Fluggesellschaft in der Liste der 10 größten Emittenten auf. Umweltschützer sind empört, Ryanair verteidigt sich.“ So die FAZ am 02.04.2019 gewohnt trocken. Die Welt macht es etwas blumiger: „Ryanair ist jetzt die neue Kohle“, so  ihr Titel. Ryanair ist zwar der größte fliegende Luftverschmutzer, seine Emissionen wachsen aber nicht mal am schnellsten – das Klimaproblem erreicht den gesamten Luftfahrtsektor.

Acht Fluggesellschaften haben ihre CO2-Emissionen auf Flügen innerhalb Europas im vergangenen Jahr schneller erhöht als Ryanair: Die Billigfluggesellschaften Jet2, Wizz Air, EasyJet, Vueling sowie Norwegian und die nationalen Fluggesellschaften TAP, Finnair und Lufthansa übertrafen alle die in Dublin ansässige Fluggesellschaft, die 2018 nach offiziellen, diese Woche veröffentlichten EU-Daten ihren Titel mit den höchsten Emissionen auf europäischen Strecken behielt. Dass die Emissionen von Eurowings im gleichen Zeitraum um 83% stiegen, ist weitgehend auf die Zusammenführung der Emissionen mit Air Berlin und germanwings zurückzuführen.

Europäischer Luftfahrt-Umweltbericht 2019

Kerosin-Besteuerung

Die europäische Umweltorganisation Transport & Umwelt (T&E) nennt die unkontrollierten Emissionen des Luftverkehrs, sichtbar in den Top 10 der wachsenden Umweltverschmutzer, ein Problem für den gesamten Luftfahrtsektor, den die Regierungen im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln unbesteuert und unterreguliert gelassen haben. Die Emissionen aus Flügen innerhalb Europas machen nur 40% des Problems aus – die restlichen 60% stammen von Flügen zu Zielen außerhalb Europas, die völlig unreguliert sind (EASA Environment Report, 2019).

Andrew Murphy, Aviation Manager bei T&E: „Die Emissionen der Fluggesellschaften boomen, nicht nur bei Billigflügen. Nationale Fluggesellschaften und Billigfluggesellschaften profitieren alle davon, dass sie keine Kraftstoffsteuer und Mehrwertsteuer entrichen, während andere zahlen. Regierungen und die EU müssen aufwachen, angefangen bei einer Steuer auf Kerosin und sauberen Treibstoff, welche die Fluggesellschaften zwingt, auf emissionsfreien Flugturbinentreibstoff umzusteigen.“

Luftfahrtbehörden unterschätzen Ausmaß des Emissionswachstums

Darüber hinaus unterschätzen die Luftfahrtbehörden in ihren Planungen immer wieder das Ausmaß des Emissionswachstums. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) erwartete im vergangenen Jahr einen Anstieg der CO2-Emissionen auf Flügen innerhalb Europas um 3,3%, aber offizielle Daten zeigen, dass sie um 4,9% gestiegen sind – oder 1,1 Megatonnen CO2 mehr als erwartet.

Anstatt die Emissionen des Luftverkehrs zu besteuern und zu regulieren, verfolgen die Regierungen ein umstrittenes UN-Ausgleichssystem für den Luftverkehr, das es ermöglichen wird, die Emissionen des Luftverkehrs weiter zu erhöhen. Es bestehen ernsthafte Zweifel an der ökologischen Wirksamkeit von CO2-Kompensationen. Die Fluggesellschaften können noch mehr CO2 ausstoßen, indem sie sehr billige Kompensationen kaufen – wo sie in Umweltprojekte wie ein später zusammengebrochenes Staudammprojekt investieren, anstatt ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Andrew Murphy: „Es ist nicht verwunderlich, dass die Emissionen aus dem Luftverkehr weiter steigen, da die Regierungen zwei Jahrzehnte lang versucht haben, Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Jetzt ist es an der Zeit, diese gescheiterte Klimapolitik aufzugeben und sich stattdessen auf bewährte Maßnahmen zu konzentrieren – die Besteuerung von Kerosin und dessen endgültige Ersetzung durch emissionsfreie Kraftstoffe.“

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