ifo-Studie über E-Autos stark umstritten

Viel und heftige Kritik an der vom ifo-Institut veröffentlichten Studie

Laut einer Studie des Ifo-Instituts von Hans-Werner Sinn, Christoph Buchal und Hans-Dieter Karl verursacht ein Elektroauto deutlich mehr CO2 als ein Diesel. Mit diesem Befund steht die Untersuchung ziemlich allein da (siehe: solarify.eu/e-autos-als-co2-schleudern). Entsprechend gibt es scharfe Kritik an den Autoren der Studie. Konkret wurde untersucht, wie sich Mercedes C 220d und der neue Tesla Model 3 in Sachen CO2-Ausstoß schlagen. Das für die meisten Experten verblüffende Ergebnis: Der CO2-Ausstoß des Elektromotors liege „im günstigen Fall um etwa ein Zehntel und im ungünstigen Fall um ein gutes Viertel über dem Ausstoß des Dieselmotors“.

E-Mobilität – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Zu den Kritikpunkten zählt unter anderem – so Max Sonnenburg am 23.04.2019 in der Autozeitung -, dass die Messwerte des Dieselfahrzeugs von Laborwerten stammten und nicht auf der Straße gemessen worden seien. Des Weiteren sei bei der Studie nicht der Energieaufwand berücksichtigt worden, der bei der Gewinnung und Herstellung von Dieseltreibstoff anfalle. Auch, dass ein Tesla Model 3 mit 487 PS (in der Performance-Version mit 75-kWh-Akku) mit einem verhältnismäßig schwachem Mercedes C220 Diesel mit lediglich 194 PS verglichen wurde, wecke Zweifel an der Studie.

Elektroauto: Andere Studien bescheinigen weniger CO2-Ausstoß

Jörn Brien auf t3n digital pioneers: „Interessanterweise war das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI vor etwa einem Monat zu einem genau entgegengesetzten Ergebnis gekommen. Die Studie „Die aktuelle Treibhausgasemissionsbilanz von Elektrofahrzeugen in Deutschland“ ergab, dass ein batteriebetriebenes Elektroauto in Deutschland deutlich weniger CO2-Emissionen verursacht als Diesel und Benziner. Die Studie bescheinigte dem Elektroauto konkret ‚bis zu 28 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als ein Oberklasse-Diesel, bis zu 42 Prozent weniger als ein Kleinwagen-Benziner’“.

Kein Wunder, dass sich umgehend teils scharfe Kritik an den Studienergebnissen artikuliere. Hauptkritik, etwa des Schweizer Ökonomen und Beraters Roger Rusch: Sinn und das Ifo-Institut hätten ihren Berechnungen die Verbrauchswerte nach dem NEFZ-Modell zugrundegelegt. Diese Werte hätten mit der Realität nicht viel zu tun. Zudem würden sie das E-Auto viel schlechter dastehen lassen als Diesel oder Benziner. Moderne Studien würden mit den Standards WLTP oder EPA rechnen. Zudem habe das Ifo-Institut die Daten der mittlerweile widerlegten sogenannten „Schweden-Studie“ (solarify.eu/e-autos-umweltfreundlich) aufgewärmt. „Im konkreten Fall der Ifo-Studie ist es so, dass der reale Verbrauch des Model 3 (EPA: 16.3kWh) 8% über dem NEFZ-Wert von 15 liegt, der reale Verbrauch des MB C 220d (Spritmonitor: 6.5L) jedoch 45% über dem NEZF-Wert von 4.5L -> Zack, schon haben wir 1/3 tieferen CO2-Wert pro km!“, kommentiert Rusch am 18.04. auf seinem Twitteraccount.

Beim Diesel Best-, beim E-Auto Worst-Case-Szenarien angesetzt

Auch die in der Ifo-Studie angenommenen Werte der Batterie-Lebensdauer halten laut Brien einer genaueren Betrachtung der Experten nicht stand. Die angebliche Lebensdauer eines Tesla-Akkus sei um den Faktor 10 zu niedrig angesetzt. Außerdem werde in der Studie nicht erwähnt, dass die Batterien danach noch als Stromspeicher eingesetzt werden könnten, wie auch der Wirtschaftswoche-Redakteur Stefan Hajek betont, der die Studie seziert und kritisiert hat. Sein Fazit: „Im Kern hat Sinn beim Diesel stets Best-Case-Szenarien, beim E-Auto aber Worst-Case-Szenarien angesetzt“.

Nicht erwähnt wurde laut den Branchenkennern in der Ifo-Studie der deutlich geringere Material- und Wartungsaufwand eines Elektroautos. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Ifo-Studie die Themen Stickoxide und Feinstaub, die ja insbesondere für Dieselfahrzeuge ein Problem sind, komplett außer Acht gelassen haben soll. Das abschließende Urteil zu der Studie des Automotive-Experten Don Dahlmann lautet entsprechend: „Zum einen stimmen die Daten nicht, zum anderen will die Studie so den Eindruck vermitteln, ein Diesel sei in Sachen Umweltbelastung besser, als ein E-Auto.“

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