Zwei Prognosen: Wechselrichter sinken – Heimspeicher steigen

Wood Mackenzie erwartet weitere Konsolidierung im Wechselrichtermarkt

Die Analysten von Wood Mackenzie prognostizieren bis 2024 weiter sinkende Einnahmen auf dem globalen Markt für Photovoltaik-Wechselrichter, auch wenn die Lieferungen voraussichtlich steigen werden. Die politischen Veränderungen in China haben den Preisdruck erhöht, was zu einer stärkeren Konsolidierung des Photovoltaik-Sektors beitragen wird. Die Analysten erwarten gleichzeitig die Verfünffachung des europäischen Marktes auf eine installierte PV-Heimspeicherkapazität von 6,6 GWh bis 2024 – berichten am 09.08.2019 und auf pv magazine global und pv ma gazine. Beide Analysen kosten je 3.990 US-Dollar.

Wechselrichter und Li-Ionen-Batterie am Berliner Effizienzhaus Plus– Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Preisdruck und starker Wettbewerb werden Wood Mackenzie Power & Renewables zufolge zu einer weiteren Konsolidierung in der globalen Photovoltaik-Wechselrichterindustrie führen. Das Beratungsunternehmen erwartet in seinem neuen Bericht „The global PV inverter and MLPE landscape 2019: Prices, forecasts, market shares and vendor profiles“, dass der Wert des globalen Wechselrichtermarktes bis 2024 weiter sinkt, obwohl die Auslieferungen weiter wachsen werden.

„Die Gesamteinnahmen der fünf größten globalen Photovoltaik-Wechselrichteranbieter sind im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gesunken“, so die Analysten. Chinas Wende bei der Solarförderung Ende Mai 2018 hat den Preisdruck in der Branche verstärkt. „Der Preisdruck auf dem Wechselrichtermarkt ist ziemlich konstant, aber 2018 gab es einen besonderen Druck auf die Anbieter“, analysiert Wood Mackenzie.

Infolgedessen haben die chinesischen Wechselrichter-Hersteller begonnen, in weitere Überseemärkte zu expandieren. Dies hat die Verkaufspreise sinken lassen, während die chinesischen Hersteller ihren Anteil am Weltmarkt von 22 Prozent im Jahr 2017 auf 28 Prozent im vergangenen Jahr gesteigert haben. „Chinesische Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihre Marktanteile in Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten ausgebaut“, sagten die Analysten weiter.

Den größten Umsatzrückgang in den nächsten fünf Jahren erwarten die Hersteller von Zentralwechselrichtern und dreiphasigen Geräten. Photovoltaik-Unternehmen, die Mikroinverter, einphasige Stringwechselrichter, DC-Optimizer und hybride Speicherwechselrichter herstellen, können ihren Umsatz steigern. Allerdings die Größe der jeweiligen Märkte, die sie mit ihren Produkten adressieren, werde sehr begrenzt bleiben.

Konsolidierung noch nicht abgeschlossen

Die Autoren des Berichts sehen im Verkauf des ABB-Wechselrichtergeschäfts an den italienischen Hersteller Fimer und den Ausstieg von Schneider Electric aus dem Großwechselrichtergeschäft die Bestätigung für die erschwerten Rahmenbedingungen. „Andere Unternehmen reagieren auf den Preisdruck, indem sie ihre IoT-Plattformen ausbauen oder Akquisitionen tätigen, um zusätzliche Dienstleistungen anzubieten“, fügten die Analysten. Bestes Beispiel dafür sei Solaredge, das versucht, durch eine Reihe von Akquisitionen ein umfassendes Smart Energy-Unternehmen zu werden. „Der Markt wird in Zukunft aufgrund des Preisdrucks voraussichtlich eine weitere Konsolidierung erfahren, insbesondere wenn es den Unternehmen nicht gelingt, ihre angebotenen Leistungen zur Aufrechterhaltung der Profitabilität zu erweitern.“

Huawei, Sungrow und SMA waren die drei größten Wechselrichter-Anbieter bezogen auf die Lieferungen im vergangenen Jahr, erklärte Wood Mackenzie in einem Bericht im Mai. Seit 2016 liegen sie auf den ersten drei Plätzen. Die Analysten erklärten weiter, dass der gemeinsame Marktanteil der fünf größten Wechselrichterhersteller – ergänzt durch Power Electronics und ABB – ihren gemeinsamen Marktanteil im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit sechs Jahren gesunken ist. Deckten sie 2017 noch 62 Prozent der globalen Nachfrage, waren es 2017 nur 56 Prozent.

Photovoltaik-Heimspeicher in Europa am Wendepunkt – Wirtschaftlichkeit in Deutschland und Italien in Sicht

Im Gegensatz zur Tendenz bei den Wechselrichtern erwarten die Analysten von Wood Mackenzie bis 2024 eine Verfünffachung des europäischen PV-Heimspeicher-Marktes auf eine dann installierte Speicherkapazität von 6,6 GWh. Deutschland als Vorreiter hat den Weg für einen größeren Einsatz privater PV-Heimspeicher in Europa geebnet und Spanien könnte der nächste große Markt werden. Hierzulande wird die Wirtschaftlichkeit der Heimspeicher nach der Analyse 2022 erreicht sein, in Italien bereits 2021.

Wood Mackenzie erwartet, dass sich die installierte Kapazität von PV-Heimspeichern in Europa bis 2024 auf 6,6 GWh verfünffachen wird. In dem Jahr werde sich der jährliche Zubau auf 0,5 GW/1,2 GWh gegenüber den aktuellen Installationen in der Region mehr als verdoppeln, heißt es im aktuellen Bericht Europe Residential Energy Storage Outlook 2019.

Dabei sehen die Analysten die deutsche Politik als maßgeblichen Treiber für die wachsende Nachfrage. „Deutschlands weltweit führender Vorstoß in den privaten Speichermarkt hat es Europa ermöglicht, den Titel des größten privaten Speichermarktes weltweit zu erringen“, sagte Rory McCarthy, Senior Research Analyst bei Wood Mackenzie. „Vor dem Hintergrund des deutschen Erfolgs beginnt sich der Markt für private Photovoltaik-Heimspeicher in anderen europäischen Ländern zu entwickeln, insbesondere dort, wo Marktstrukturen, steigende Strompreise und schwindende Einspeisevergütungen ein günstiges Umfeld für den Einsatz schaffen.“

Lange Zeit sei die Wirtschaftlichkeit der PV-Heimspeicher eine große Herausforderung gewesen, so der Analyst weiter. Aktuell befinde sich die Branche aber „inmitten eines wirtschaftlichen Wendepunktes“. „Die großen europäischen Märkte Deutschland, Italien und Spanien bewegen sich in Richtung Netzparität für Photovoltaik-plus-Speicher im Heimbereich – also wenn die Kosten pro Kilowattstunde Strom aus dem Netz die Kosten pro Kilowattstunde des Photovoltaik-plus-Speichersystems abdecken“, erklärte McCarthy.

„Unsere Modellierung zeigt positive ökonomische Effekte – Barwerte (NPVs) und interne Renditen (IRRs) – in Italien bis 2021 und in Deutschland bis 2022.“ Obwohl diese beiden Länder beim Einsatz von privaten Speichersystemen führend seien, sei zu erwarten, dass sich der Trend in ganz Europa ausbreitet. Der Kauf eines PV-Heimspeichers von einem emotionalen Kauf zu einer soliden Investitionsentscheidung werde, so der Analyst. Entscheidend für die baldige Wirtschaftlichkeit der Systeme sei vor allem die rasch sinkenden Speicherkosten und die steigenden Stromrechnungen der Privathaushalte. „Bei anhaltender Senkung der Systemkosten gehen wir davon aus, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das Marktwachstum weiter verbessern werden“, erklärt der Analyst.

Der wirtschaftliche Wendepunkt in Großbritannien und Frankreich sei noch weiter entfernt als in Italien und Deutschland. Die Märkte dort würden derzeit noch durch hohe Systemkosten sowie ungünstige oder nicht vorhandene Rahmenbedingungen behindert. Wood Mackenzie geht derzeit davon aus, dass in beiden Ländern die Wirtschaftlichkeit bis 2024 – dem betrachteten Analysezeitraum – nicht erreicht wird. Spanien wird dagegen als aufstrebender Markt betrachtet. Die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen für PV-Eigenverbrauch durch die neue Regierung werde auch die Nachfrage nach privaten Dachanlagen wieder beleben und in der Folge den Weg für PV-plus-Speicher ebnen.

Insgesamt sehen die Analysten die Notwendigkeit, noch innovativere Geschäftsmodelle zu entwickeln. Sie müssten helfen, die hohen Vorlaufkosten für die Endkunden zu absorbieren und Heimspeicher zu einem Massenprodukt für alle zu machen, die an der europäischen Energiewende teilhaben wollen. „Steigende Strompreise und der Wunsch der Verbraucher, in einem ökologisch nachhaltigeren Haushalt zu leben, können ausreichen, um den Business Case für Privatkunden über die Linie zu bringen“, sagte McCarthy.

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