EEG-Umlage steigt 2020 um 5,5 Prozent

Eine Kilowattstunde wird um 0,351 Cent teurer

Die „EEG-Umlage“ genannte Sonderabgabe zur Förderung des Ökostroms wird – laut einer Mitteilung der Bundesnetzagentur – im kommenden Jahr wieder steigen, meldet der strom-report. Die Abgabe klettert 2020 von aktuell 6,405 Cent auf den neuen Wert von 6,756 Cent je Kilowattstunde [kWh]. Das ist ein Anstieg von 5,5 Prozent und entspricht 0,351 Cent pro Kilowattstunde. Der neue EEG-Umlagesatz gilt ab 01. 01.2020.

PV-Park bei Landshut, Bayern – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Kostentreiber

Grund für den Anstieg der EEG-Umlage ist der abnehmende Überschuss auf dem EEG-Konto und steigende Kosten. Diese entstehen durch die zunehmende Menge Ökostroms aus neuen Offshore-Windparks, die im kommenden Jahr ans Stromnetz angeschlossen werden.

Die Mehrkosten

Verbraucher zahlen die EEG-Umlage direkt über den Strompreis, der aktuell bei fast 30,43 Cent je Kilowattstunde liegt – inklusive 21% EEG-Umlage. Sollten die Versorger die Erhöhung in vollem Umfang an die Kunden weitergeben, zahlt eine Familie mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 14,64 Euro mehr [inkl. MwSt.]. Die jährliche Belastung für alle deutschen Privathaushalte stiege durch die Preiserhöhung um 501 Millionen Euro. Die Mehrwertsteuereinnahmen würden durch die Preiserhöhungen um 80 Millionen Euro im kommenden Jahr steigen, denn der Staat bekäme für jede verbrauchte Kilowattstunde zusätzlich 0,07 Cent.

Die Entwicklung der EEG-Umlage 2011–2020

Mit der EEG-Umlage wird die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gefördert. Die Betreiber von Ökostrom-Anlagen erhalten für jede eingespeiste Kilowattstunde einen gesetzlich festgelegten Betrag. Die Höhe der EEG-Umlage errechnet sich aus der Differenz zwischen dem Marktpreis an der Strombörse und dem Vergütungspreis für den Strom, den die Anlagenbetreiber erhalten. Das EEG-Konto war 2019 das ganze Jahr über im Plus [Stand 08: 2,93 Mrd. €], doch der Kontostand sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,13 Milliarden Euro. Verbraucher zahlen die EEG-Umlage direkt über den Strompreis, der aktuell bei etwas über 30 Cent je Kilowattstunde liegt. Die EEG-Umlage hat daran einen Anteil von 21%.

Mehrkosten für private Verbraucher

Geben die Versorger die Kosten an ihre Stromkunden weiter, erhöht sich die Stromrechnung eines 3-Personen-Haushaltes um 14,62 Euro im Jahr [inkl. MwSt]. Die jährliche Belastung für alle deutschen Privathaushalte würde dadurch um eine halbe Milliarde Euro steigen [501 Mio. € inkl. MwSt.].

Mehrwertsteuer auf EEG-Umlage

Die Mehrwertsteuer von 19% wird auf den Nettopreis der EEG-Umlage aufgeschlagen. Jeder Anstieg des Nettopreises führt so unvermeidlich auch zu einer höheren Mehrwertsteuer. Die Mehreinnahmen für den Staat durch die Preiserhöhungen lägen bei 80 Millionen Euro. An jeder Kilowattstunde verdiente der Staat dann zusätzlich 0,07 Cent.

Wer zahlt die EEG-Umlage?

Einer der größten Preistreiber der EEG Umlage für Haushalts- und Gewerbekunden sind die gewährten Industrierabatte in Milliardenhöhe. Die Kosten der EEG-Umlage sollen grundsätzlich von allen Stromverbrauchern gezahlt werden, doch in den letzten Jahren wurden immer mehr Unternehmen von der Zahlung der EEG-Umlage befreit.

Fell: Kein Automatismus für Strompreis

In vielen Berichterstattungen werde die Steigerung der EEG-Umlage mit einer gleichwertigen Strompreiserhöhung gleichgesetzt, so wie bei einer Meldung der ARD. „Dieser scheinbare Automatismus ist aber nicht gegeben“, so der Energieexperte Hans-Josef Fell: „Meist wirkt sich eine Steigerung der EEG-Umlage senkend auf die Börsenstrompreise aus. Die Beschaffungskosten vieler Stromverkäufer an der Strombörse könnten – wie in der Vergangenheit – sogar sinken. Leider geben dann viele Stromverkäufer die gesunkenen Strombeschaffungskosten aber nicht an die Stromkundschaft weiter, sondern erhöhen ihre Gewinne, verschweigen aber ihre Gewinnerhöhungen und schieben den ’schwarzen Peter‘ dann den Erneuerbaren Energien zu. So wird bewusst immer wieder der falsche Eindruck erzeugt, dass mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien die Strompreise steigen würden. Woraus dann die politische Forderung abgeleitet wird, den Ökostromausbau zum Schutze der Geldbeutel der Stromkund auszubremsen. So geht das Spiel der Atom- und Kohlekonzerne in Verbindung mit der Politik von Union, SPD und FDP nun seit über einem Jahrzehnt. Der Verlierer ist der Klimaschutz.“

Dabei hätten die Erneuerbaren Energien von 2011 bis 2018 sogar dazu geführt, dass die Stromkunden niedrigere Strompreise als ohne den Ökostromausbau hätten zahlen müssen. Volkswirtschaftlich betrachtet, hätten die Erneuerbaren Energien sogar wegen vermiedener externer Schadenskosten und vermiedener fossiler Subventionen sogar noch wesentlich höher Kosten vermieden. Jede zusätzliche Kilowattstunde aus Wind und Sonne spart der Gesellschaft demnach ab 2020 Kosten in Höhe von rund 9,7 Ct/kWh, wie eine eine Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace Energy nachgewiesen habe.

Fell: „Es wird Zeit, dass auch die großen Medien wie die ARD die wahren Hintergründe in diesem bösen Spiel aufdecken und nicht nur die täuschende Lesart der Atom- und Kohlekonzerne wiedergeben. Ökostrom senkt die Strompreise und ist der wichtigste Beitrag zum Klimaschutz. Medien wie die ARD und viele andere, die immer wieder anderes behaupten, sind somit die maßgeblichen Verursacher dafür, dass es in Deutschland keinen Klimaschutz mehr gibt und die Strompreise gleichzeitig immer weiter steigen.“

„Wechsel zu Ökostromanbieter – klares Signal für die Energiewende“

„Der geringe Anstieg der Umlage um 0,351 Cent muss nicht automatisch zu höheren Stromkosten bei Privathaushalten führen. Zudem ist ein Wechsel des Stromanbieters möglich, um Kosten zu sparen. Dabei gibt es fast immer eine kostengünstige Ökostromalternative zum örtlichen Grundstromtarif. Wer jetzt in einen solchen Tarif wechselt, profitiert einerseits von kostengünstigen Erneuerbaren Energien und gibt andererseits ein klares Signal für die Energiewende“, so Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).

Der BEE weise zudem erneut darauf hin, dass bei einer stärkeren CO2-Bepreisung im Stromsektor die EEG-Umlage deutlich sinken würde. Das BEE-Konzept zur CO2-Bepreisung im Stromsektor sehe außerdem die gleichzeitige Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum vor, was die Stromkosten zusätzlich senken würde. Darüber hinaus dränge der BEE darauf, die Industrieprivilegien der Besonderen Ausgleichsregelung über den Bundeshaushalt zu finanzieren, was zusätzlich umlagesenkend wirke, so Peter weiter.

Die CO2-Bepreisung setze an der Marktverzerrung an, die bislang Erneuerbare Energien gegenüber fossilen benachteilige. „Erneuerbare Energien tragen über den Merit-Order-Effekt seit Jahren zu niedrigen Börsenstrompreisen bei. Mit einer Erholung der Börsenstrompreise über eine höhere CO2-Bepreisung sinkt die EEG-Umlage.“ Zudem führten technologische und Effizienzfortschritte zu deutlich niedrigeren Stromgestehungskosten in modernen Erneuerbare-Energien-Anlagen, die damit weiterhin günstiger würden.

Der mit dem Klimaschutzprogramm 2030 beschlossene CO2-Preis in Höhe von 10 Euro ab 2021 beginne allerdings zu spät und entfalte im Stromsektor keine zusätzliche Lenkungswirkung, da er nur für den Wärme- und Verkehrssektor vorgesehen sei. „Da die Bundesregierung beim CO2-Preis den Stromsektor außen vor lässt, ist jetzt die EU gefragt. Die neue EU-Kommission sollte im Rahmen ihres 100-Tage-Programms Vorschläge für eine deutlich höhere CO2-Bepreisung im Stromsektor auf den Tisch legen. Dies ist für den Klimaschutz unerlässlich und würde zugleich zu einer schnellen Senkung der EEG-Umlage beitragen“, resümiert die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V..

Bundesminister Peter Altmaier: „Über eine steigende EEG-Umlage kann sich ein Wirtschaftsminister nicht freuen. Trotz dieses Anstiegs ist es aber so, dass wir seit nunmehr sechs Jahren eine stabile Entwicklung haben. Die Reformen, die wir in den letzten Jahren umgesetzt haben, machen den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich günstiger. Es ist aber auch so, dass wir einen Kostenrucksack aus den ersten Jahren mit uns herumtragen. Nachdem die EEG-Umlage in den letzten zwei Jahren gesunken war, steigt sie jetzt wieder etwas an. Das bekräftigt mich in meinem Kernanliegen: Die Strompreise müssen bezahlbar bleiben. Deshalb haben wir im Zuge der jüngsten Beschlüsse zur Klimapolitik eine schrittweise Senkung der EEG-Umlage ab 2021 beschlossen. Damit entlasten wir die Strompreise sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die kleinen und mittleren Unternehmen.“

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