Januskopf Australien?

Fossile und Erneuerbare boomen gleichermaßen

Die Erneuerbaren werden in Australien mit atemberaubender Geschwindigkeit ausgebaut, wovon „wir hier gegenwärtig nur träumen können“, schreibt Hans-Josef Fell in seinem neuen Newsletter.  Das zeigten Forschungsergebnisse von Andrew Blakers und  Matthew Stocks (Australian National University). Andererseits enthüllt das australische Portal reneweconomy, dass die australische Regierung nach wie vor fossile Brennstoffe aktiv fördert – dass sie gar im Ausland gezielt den Kohleabsatz bewirbt.

Australien setzt weiter auf fossile Brennstoffe – Foto ©  Solarify

Am 23.09.2019 veröfffentlichte reneweconomy neue Dokumente, die zeigen, „wie sehr die australische Regierung ihre Position als weltweit führender Händler für fossile Brennstoffe offen übernommen hat“. Die neuen Dokumente, die von der im Rahmen einer Informationsfreiheitsanfrage erhalten worden seien, zeigten, dass australische Regierungsbeamte andere Länder offen dazu auffordern, den Einsatz australischer Kohle zu erhöhen. Der Kohleexport sei im Mittelpunkt der Treffen australischer Beamter mit Offiziellen in Vietnam und Bangladesch gestanden und wie stets sei darauf abgezielt worden, die Nachfrage nach Kohle zu steigern, während traditionelle Kunden wie China anderswo suchten.

Am 27.10.2019 prangerte reneweconomy an, trotz der zugesagten Emissionsreduzierungen stiegen die Emissionen Australiens weiter an. Aber bei der New Yorker UN-Generalversammlung habe Premierminister Scott Morrison die Kritik zurückgewiesen, indem er behauptet habe, dass „Australien heute die höchsten Pro-Kopf-Investitionen in saubere Energietechnologien aller Zeiten“ habe. Der Premierminister wiederholte die Behauptung später zu Hause in der Fragestunde. Doch, so eine Recherche von reneweconomy: „Der Anspruch des PM auf erneuerbare Energien ist falsch, auch wenn er aus eigenen Quellen schöpft.“

Andererseits ist Australien laut Fell trotz politischer Verhinderungsmaßnahmen auf dem besten Weg, weltweit „Erneuerbaren-Superstar“ zu werden. Denn das Land habe „absehbar die höchste Pro-Kopf-Zuwachsrate an Wind- und Solarenergie“, wenn wie zu erwarten bis 2020 insgesamt 16-17 GW an Neuinstallationen umgesetzt würden. Dadurch könnten die Emissionen in Australien nach einem aktuellen Emissionshöhepunkt von rund 540 Mt CO2-Äquivalenten in den Jahren 2020-2023 bis vier Prozentpunkte zurückgehen, danach vermutlich mehr. Ob die Emissionsreduktionen im erhofften Maß gar noch gesteigert werden könne, hänge aber auch von der Regierung ab, die den Bau einer angemessenen Stromübertragung und -speicherung erleichtern müsse, betonen die Forscher.

2018: Unter neuem Regierungschef Morrison Australien wieder Kohle-freundlicher

Australiens neuer Premierminister will es zwar nicht Donald Trump gleichtun und aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen – aber seine Politik macht es unwahrscheinlich, dass das Land sein Emissionsminderungsziel erreichen wird. Auch die laufenden Handelsgespräche mit der EU könnten davon abhängen, wie sich die australische Klimapolitik weiter entwickelt. Sam Morgan schilderte am 31.08.2018 in EURACTIV.com, wie auch in Australien politisches Machtkalkül und das Schielen auf die nächsten Wahlen das politische Bemühen abschwächt, die in Paris vereinbarten Klimaziele doch noch zu erreichen. (Nach solarify.eu/australiens-abkehr-von-paris)

Die Rechnungen des australischen Forschungsteams zeigen allerdings laut Fell, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien von wesentlicher Bedeutung „für die Reduzierung von Treibhausgasen und für den Klimaschutz insgesamt ist“. Wenn der Erneuerbaren-Ausbau in Australien mit der bisherigen Geschwindigkeit voranschreitet, dann würden die jährlich ausgestoßenen Treibhausgasemissionen im Stromsektor bis 2030 sogar von aktuell 179 auf 60 Mt absinken.

->Quellen: