Karliczek plädiert für grünen Wasserstoff aus Afrika

„Afrikanischer Wasserstoff ist der Stoff der Zukunft“

„Mit grünem Wasserstoff könnten die geografischen Vorteile bei den erneuerbaren Energien zum Entwicklungsmotor für die dortigen Gesellschaften werden“, schrieb Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am 03.11.2019 in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt“, der am 04.11.2019 auch auf der Internetseite des BMBF veröffentlicht wurde. Es sei unbestritten, so die Ministerin, dass Deutschland grüne Energie in großen Mengen importieren müsse, denn nur so seien die Klimaziele erreichbar. Und sie hält grünen Wasserstoff für „die zentrale Option“. Solarify dokumentiert.

„Die Welt braucht grüne Energie. Afrika kann sie bereitstellen. Mit einem Potenzialatlas grüner Wasserstoff analysieren wir gemeinsam mit afrikanischen Partnern die Chancen von grünem Wasserstoff für eine nachhaltige Entwicklung des afrikanischen Kontinents. Dabei sollen sowohl Bedarfe vor Ort als auch Möglichkeiten für den Export grünen Wasserstoffs nach Deutschland betrachtet werden. Er ist ein Kernbestandteil der Nationalen Strategie Wasserstoff der Bundesregierung, die noch 2019 vom Kabinett verabschiedet werden soll.

Grüner Wasserstoff, also Wasserstoff, der durch Sonne und Wind erzeugt wird, ist der Energieträger der Zukunft. Er ist der Schlüsselbaustein für eine globale Energiewende. Als Transmissionsriemen bringt er erneuerbare Energien in alle Lebensbereiche. Stahl- und Chemieindustrie, Schiffs- und Flugverkehr sowie der Wärmesektor erhalten durch ihn eine neue Möglichkeit zur Erreichung von Klimaneutralität.

Allein der Bedarf der Industrie an Wasserstoff in Europa soll sich bis 2030 voraussichtlich auf 665 Terawattstunden (TWh) pro Jahr verdoppeln. Auf Deutschland entfallen dabei circa 78 TWh. Im Verkehrssektor kann Wasserstoff bis 2050 zum Kraftstoff Nummer eins werden, bis zu 70 Prozent der Autos und der leichten Nutzfahrzeuge könnten damit fahren.

Es ist unbestritten, dass Deutschland grüne Energie in großen Mengen importieren muss. Nur so sind die Klimaziele bis 2030 und darüber hinaus zu erreichen. Grüner Wasserstoff ist dafür eine zentrale Option. Wind und Sonne hierzulande reichen nicht aus, um den Industriestandort, aber auch unsere hochmobile Gesellschaft mit grüner Energie zu versorgen. Anderswo sind Wind, Sonne und Wasser hingegen im Überfluss verfügbar. Staaten wie Australien, Chile, Argentinien oder Saudi-Arabien sehen den Markt. Sie arbeiten schon an konkreten Geschäftsmodellen. Grüner Wasserstoff spielt hier eine Schlüsselrolle. Er besitzt eine einzigartige klima-, energie- sowie innovations- und industriepolitische Bedeutung.

Afrika ist prädestiniert, den ersten Schritt in die Wasserstoffzukunft zu gehen. Mit grünem Wasserstoff könnten die geografischen Vorteile bei den erneuerbaren Energien zum Entwicklungsmotor für die dortigen Gesellschaften werden. Durch den Ersatz fossiler Energieträger kann zugleich ein großer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

Mit Wasserstoff-Partnerschaften zur Produktion und dem Transport eröffnen wir den Staaten Afrikas den Weg in globale Energiemärkte und zu mehr Wohlstand. Wir schaffen so nicht nur die Basis für deutsche Technologieexporte, sondern gewährleisten auch eine klimafreundliche Energieversorgung. Noch bietet sich die historische Chance, einen vollkommen neuen Zukunftsmarkt für die heimische Anlagen- und Maschinenbauindustrie sowie für Technologieentwickler zu erschließen. Aber die Zeit drängt. Der Wettlauf um solche neuen geostrategischen Partnerschaften ist schon in vollem Gange. Staaten wie China gehen bereits seit Langem strategisch auf dem Kontinent vor – das gilt auch für grünen Wasserstoff.

Deutsche Unternehmen sind ebenfalls aufgrund unserer Forschungsförderung derzeit Weltmarktführer. Wir müssen nun alles daransetzen, dass sie diesen Vorteil bei Wasserstofftechnologien nutzen und als „First Mover“ in Afrika agieren. Mit einem Potenzialatlas zu grünem Wasserstoff in Afrika werden wir daher schnell Klarheit schaffen, wo grüner Wasserstoff – gerade aus politisch stabilen Staaten wie z. B. den Mitgliedern des G20-Compact with Africa – eine tragende Rolle spielen kann. Basierend darauf werden wir Demonstrationsvorhaben in Afrika und andernorts gemeinsam mit Industrie und Wissenschaft auflegen.

Mit technologischen Schaufenstern machen wir Klimaschutztechnologien „made in Germany“ zum neuen Markenzeichen Deutschlands. Im Dezember legt die Bundesregierung ihre Nationale Strategie Wasserstoff vor. Mit konkreten Maßnahmen zu Erzeugung, Versorgungsstrukturen, Nutzung sowie Forschung und Entwicklung ist sie breit aufgestellt. Morgen werde ich zusammen mit dem Wirtschafts-, Verkehrs- und Entwicklungshilfeminister eine groß angelegte Konferenz mit Stakeholdern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Fachpolitik durchführen.

Für den Erfolg des grünen Wasserstoffs brauchen wir einen Kraftakt. Deswegen sind uns die Perspektiven, Ideen und Beiträge aller Partner so wichtig. Nur gemeinsam wird es uns gelingen, dass Deutschland eine globale Führungsposition bei grünem Wasserstoff einnimmt. Es geht um Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und neue Marktchancen.“

Das Handelsblatt fügt einen Hinweis an: Bundeswirtschaftsminister Altmaier bleibt beim Thema „grüner Wasserstoff“ unklar. Mit einem Forderungskatalog treibt die SPD die Debatte nun an. Nach Überzeugung der SPD-Bundestagsfraktion fördert Wirtschaftsminister Peter Altmeier den Aufbau einer Wasserstoff-Produktion hierzulande zu wenig. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft lasse sich nicht mit Ankündigungen erreichen, sagte deren wirtschaftspolitischer Sprecher Bernd Westphal kürzlich dem Handelsblatt. Er hat einen Forderungskatalog erstellt, nach dem grüner Wasserstoff auf der energiepolitischen Agenda weiter nach oben rücken soll. Bundeswirtschaftsminister Altmaier sieht zwar nachweislich Potenzial beim grünen Wasserstoff. Aber in dem Bericht Dialogprozess Gas 2030 aus seinem Ministerium (siehe solarify.eu/altmaiers-dialogprozess-gas-2030-umstritten) heißt es, grüner Wasserstoff müsse inländisch in industriellem Maßstab baldmöglichst produziert werden. Eine tatkräftige Unterstützung oder Umsetzung dieser (und anderer) Ideen lässt bislang jedoch auf sich warten. Westphal meint dazu: „Die Produktion von grünem Wasserstoff muss entlastet werden. Zusätzlich brauchen wir Quotenregelungen für die Beimischung von grünem Wasserstoff und synthetischen Brennstoffen“.

Solarify gestattet sich den Hinweis auf die zehnjährigen Aktivitäten der Dii GmbH (Desertec – dii-desertenergy.org).

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