„Klimawandel auf der Überholspur“

Restliche Bundesländer

Brandenburg und Berlin: 2019 war Brandenburg mit 11,1 °C (8,7 °C) das zweitwärmste, mit weniger als 495 l/m² (557 l/m²) das zweittrockenste und mit etwa 1.945 Stunden (1.634 Stunden) das zweitsonnenscheinreichste Bundesland. Berlin präsentierte sich mit 11,7 °C (9,1 °C) als das wärmste, mit knapp 530 l/m² (573 l/m²) als ein trockenes und mit beinahe 1.925 Stunden (1.635 Stunden) als ein sonnenscheinreiches Bundesland. Brandenburg meldete für den Februar mit 121 Stunden einen neuen Sonnenscheinrekord. In Jüterbog, südwestlich von Berlin, fielen am 11. Juni 95,9 l/m². Brandenburg verzeichnete mit 22,0 °C einen neuen Temperatur- und mit 352 Stunden einen neuen Sonnenscheinrekord für den Monat Juni. Auch in Berlin wurden in diesem Monat die alten Rekorde mit 22,8 °C und 347 Sonnenstunden übertroffen. Infolge der Trockenheit wütete Ende Juni auf dem Truppenübungsplatz bei Jüterbog eine Woche lang ein Feuer, das 744 Hektar Wald zerstörte. In Berlin-Dahlem war der 9. September der erste Tag ohne Sonnenschein seit dem 22. Mai.

Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt war mit 11,0 °C (8,7 °C) ein warmes, mit fast 1.905 Stunden (1.522 Stunden) ein sonnenscheinreiches und mit etwa 475 l/m² (547 l/m²) das trockenste Bundesland. Am 9. Januar verschwand die Brockenbahn nahezu komplett in meterhohen Schneewehen. Fahrgäste mussten einige Stunden ausharren, bis sie befreit werden konnten. Mit 122 Stunden stellte Sachsen-Anhalt für den Februar einen neuen Sonnenscheinrekord auf. Auch der Juni brachte mit 324 Stunden einen neuen Sonnen-schein- sowie mit 21,1 °C einen neuen Wärmerekord. Bernburg an der Saale meldete am 30. Juni ein Maximum von 39,6 °C. So hoch war die Temperatur im Juni seit Beginn regel-mäßiger Messungen in Deutschland noch nicht gestiegen. Der alte Rekord hatte bei 38,2 °C gelegen, gemessen am 27.6.1947 in Frankfurt/Main-Stadt.

Sachsen: Sachsen meldete 10,4 °C (8,1 °C), knapp 595 l/m² (699 l/m²) und war mit über 1.970 Stunden (1.549 Stunden) das sonnigste Bundesland. In der ersten Januarhälfte stauten sich Niederschlagsgebiete immer wieder am Nordrand des Erzgebirges und führten dort zu riesigen Schneemassen. Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge meldete am 21. Januar mit -18,6 °C die bundesweit tiefste Temperatur 2019. Sachsen erreichte im Juni mit 336 Stunden einen neuen Sonnenscheinrekord.

Thüringen: Thüringen war mit 10,0 °C (7,6 °C) ein kühleres Bundesland. Der Niederschlag summierte sich auf etwa 635 l/m² (700 l/m²) und der Sonnenschein auf gut 1.775 Stunden (1486 Stunden). Nach Durchzug des Sturmfeldes von Tief „Eberhard“ am 10. März war das Dorf Föritztal-Mönchsberg bei Sonneberg längere Zeit wegen umgestürzter Bäume von der Außenwelt abgeschnitten. Die große Trockenheit begünstigte zwei große Waldbrände Ende April an der Bleichlochtalsperre und bei Plaue im Ilmkreis, südwestlich von Erfurt. Am 19. Mai entluden sich heftige Gewitter, so dass der Hagel zwischen Plaue und Neusiß anschließend bis zu einem halben Meter hoch lag. Am 20. Mai fielen in Birx in der Rhön 93,2 l/m². In Thüringen wurde im Juni mit 310 Stunden ein Sonnenscheinrekord und mit 20.0 °C ein neuer Wärmerekord verzeichnet. Die Sternwarte in Jena überbot am 30. Juni mit 38,8 °C den alten Temperaturrekord von Thüringen für den Juni, der an gleicher Stelle am 24.6.2016 aufgetreten war, um 3,0 Grad. Bei einem Blitzeinschlag in eine Personengruppe auf einem Feldweg bei Leinefelde-Worbis wurden am 2. August vier Menschen verletzt.

Nordrhein-Westfalen: Das Jahr 2019 brachte in Nordrhein-Westfalen 10,7 °C (9,0 °C), knapp 805 l/m² (875 l/m²) und etwa 1.715 Sonnenstunden (1.440 Stunden). Zahlreiche Karnevalszüge fielen am Rosenmontag (4. März) dem Sturmtief „Bennet“ zum Opfer. In Ochtrup im Münsterland wurde ein Mann in seinem Auto von einem Baum erschlagen. Auch bei Tief „Eberhard“, dessen Sturmfeld am 10. März NRW traf, starb im Sauerland ein Mann in seinem Auto durch einen umstürzenden Baum. Ein Tornado der Stärke F2, das sind 181 bis 253 km/h, fegte am 13. März durch den Ort Roetgen bei Aachen. Er beschädigte min-destens 40 Häuser und verletzte sogar fünf Menschen. Am 20. Mai fielen in Nieheim im Weserbergland 91,3 l/m². NRW meldete im Juni mit 298 Stunden einen neuen Sonnen-scheinrekord. Den Ruf als wärmste Orte von NRW teilen sich seit dem 25. Juli Duisburg-Baerl und Tönisvorst westlich von Krefeld mit 41,2 °C.

Hessen: Hessen war mit 10,1 °C (8,2 °C) ein vergleichsweise kühles Bundesland. Die Niederschlagsmenge lag bei rund 730 l/m² (793 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei gut 1.765 Stunden (1.459 Stunden). Am 4. März warfen die Sturmböen des Tiefs „Bennet“ bei Heusenstamm einen Baum um, der eine Joggerin schwer verletzte. Schwere Gewitter und Dauerregen suchten Ende der zweiten Maidekade vor allem Osthessen heim. Am 19. Mai fielen in Lieblos, nordöstlich von Hanau, Hagelkörner groß wie Tischtennisbälle. Diese lagen noch Stunden später auf den Wiesen. Schotten im Vogelsberg meldete am 20. Mai eine Tagesmenge von 91 l/m², Hessisch-Lichtenau in Nordhessen und Schlüchtern im Südosten sogar jeweils 95 l/m². Der Juni erreichte mit 306 Stunden in Hessen einen neuen Sonnenscheinrekord. Am 12. Juli entstanden während eines Tornados der Stärke F1, das sind 117 bis 180 km/h, bei Wetzlar-Naunheim größere Schäden. Die Temperatur erreichte am 25. Juli in Frankfurt-Westend mit 40,2 °C einen neuen hessischen Rekord. Ein schweres Gewitter sorgte am späten Nachmittag des 18. August von Mörfelden-Walldorf über Langen bis nach Seligenstadt für katastrophale Schäden: Hagel zerschlug Dachfenster und verbeulte Autos, Orkanböen ließen in manchen Waldgebieten keinen einzigen Baum mehr stehen.

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz erreichte im Mittel 10,4 °C (8,6 °C), rund 765 l/m² (807 l/m²) und knapp 1835 Sonnenstunden (1507 Stunden). Auf dem Weinbiet im Pfälzer Wald traten im März 14 Tage mit Sturm auf. Die Station meldete dabei vom 7. bis zum 17. jeden Tag mindestens Windstärke 10. Am 4. März wurden viele Rosenmontagszüge wegen der Sturmböen des Tiefs „Bennet“ abgesagt. Für Juni wurde in RLP mit 309 Stunden ein neuer Sonnenscheinrekord verzeichnet. Ein Tornado der Stärke F1, das sind 117 bis 180 km/h, beschädigte am 12. Juli in Bobenheim in der Pfalz elf Häuser, wovon zwei danach nicht mehr bewohnbar waren. Trier-Petrisberg überbot am 25. Juli mit 40,6 °C den Rheinland-Pfalz-Rekord von Bad Dürkheim aus dem Jahr 2015 mit 39,7 °C und ist nun wärmste Stadt des Bundeslandes.

Saarland: Das Saarland war 2019 mit annähernd 980 l/m² (945 l/m²) das niederschlagsreichste Bundesland. Außerdem registrierten die Klimaexperten 10,5 °C (8,9 °C) und etwa 1.835 Sonnenstunden (1.571 Stunden). Das Saarland stellte im Februar mit 152 Stunden einen neuen Sonnenscheinrekord auf. Saarbrücken-Burbach meldete am 27. Februar fast schon sommerliche 21,7 °C. Vom 1. bis zum 22. Mai erreichte die Temperatur in Saarbrücken-Ensheim dagegen nicht die 20°-Marke. Der saarländische Temperatur-rekord aus dem Jahr 2015 von Saarbrücken-Burbach mit 38,8 °C ging am 25. Juli 2019 an Neunkirchen-Wellesweiler mit 40,2 °C.

Baden-Württemberg: 2019 war Baden-Württemberg mit 9,9 °C (8,1 °C) das zweit-kühlste und mit gut 935 l/m² (980 l/m²) das zweitniederschlagsreichste Bundesland. Die Sonne zeigte sich etwa 1.900 Stunden (1.607 Stunden). Im Januar fielen an den Nordrändern der Gebirge örtlich mehr als 350 l/m². Die großen Mengen gingen vielfach auch als Schnee nieder: Am 13. Januar lagen in Wangen im Allgäu 72 und am 29. in Freudenstadt-Kniebis sogar 120 cm Schnee. Am 20. Mai fielen in Baiersbronn-Ruhestein im Schwarzwald 93,3 l/m². Am 25. Juli erreichte die Temperatur in Waghäusel-Kirrlach mit 39,8 °C fast die 40 Gradmarke. Am 20. Dezember stieg das Quecksilber in Elzach-Fisnacht im Schwarzwald und in Weingarten bei Ravensburg jeweils auf ungewöhnlich milde 18,1 °C. Rheinfelden am Hochrhein war 2019 mit etwa 2120 Stunden die sonnenscheinreichste Station Deutschlands.

Bayern: Bayern zeigte sich 2019 mit 9,5 °C (7,5 °C) als das kälteste Bundesland. Der Niederschlag betrug rund 845 l/m² (940 l/m²) und der Sonnenschein etwa 1.885 Stunden (1.595 Stunden). In der ersten Januarhälfte stauten sich Niederschlagsgebiete immer wieder an den Alpen und führten dort zu gewaltigen Schneemassen. Am 10. meldete Aschau-Stein 64 cm Neuschnee. Insgesamt lagen am 13. in Anger-Stoißberg, nördlich von Bad Reichenhall, 240 cm. In Ruhpolding-Seehaus fielen in den ersten beiden Januarwochen beeindruckende 436,7 l/m². Riesig groß waren die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht Mitte Februar in den schneebedeckten Gebieten: Am 18. Februar meldete Reit im Winkl nach einem Minimum von -11,8 °C ein Maximum von +14,1 °C. In der ersten Maihälfte zeigte sich vielerorts noch einmal der Winter. So lagen am 6. in Ettal-Graswang, nördlich von Garmisch-Partenkirchen 27 cm Schnee. In Bamberg sank die Temperatur vom 4. bis zum 8. Mai jede Nacht unter den Gefrierpunkt. Vom 19. bis zum 21. Mai führte sintflutartiger Dauerregen im südlichen Schwaben und in großen Teilen Oberbayerns zu enormen Niederschlagsmengen. Innerhalb von 48 Stunden kamen in Balderschwang im Allgäu 220,1 l/m² zusammen. Die Zugspitze meldete am 23. Mai mit 605 cm die höchste Schneedecke seit genau 20 Jahren. Am 10. Juni wütete im Süden Bayerns, besonders am Ammersee, ein katastrophales Unwetter. Hagel bis 8 cm Durchmesser zerschlug Autoscheiben, Dachfenster und Hausfassaden. Bayern erreichte im Juni mit 311 Stunden einen neuen Sonnenscheinrekord. Die bundesweit größte 24-stündige Regenmenge 2019 fiel am 28. Juli in Kreuth-Glashütte, südlich von Bad Tölz, mit 138,9 l/m². Ein Gewitter, das am frühen Abend des 18. August von Hessen heranzog, sorgte besonders von Kahl bis nach Alzenau, nördlich von Aschaffenburg, für verheerende Schäden. Hagel lagerte sich bis zu einem halben Meter hoch in Gärten ab, sintflutartiger Regen sorgte in Minutenschnelle für Überflutungen und Orkanböen schlugen riesige Schneisen in den ohnehin durch die Dürre schon sehr geschwächten Wald. Ausgerechnet kurz vor Weihnachten stellte sich im Alpenvorland eine ausgeprägte Föhnlage ein. Die höchste Temperatur wurde dabei in Piding bei Bad Reichenhall am 20. mit 20,2 °C erreicht. Balderschwang im Allgäu war 2019 mit insgesamt etwa 2.450 l/m² die niederschlagsreichte Station Deutschlands.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Jahres verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Hinweis: Die bundesweiten Spitzenreiter bei Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer finden sich jeweils am zweiten Tag des Folgemonats als „Thema des Tages“ unter www.dwd.de. Einen umfassenden klimatologischen Rückblick und eine Vorschau ab dem 10. des Folgemonats unter www.dwd.de/klimastatus.