enervis: Ausstiegsfahrplan Braunkohle gefährdet Klimaschutzziele

Zusätzliche CO2-Emissionen

Energieökonomen der enervis energy advisors GmbH haben die Entwicklung der CO2-Emissionen mit dem unternehmenseigenen europäischen Strommarktmodell simuliert – so eine Medienmitteilung vom 20.01.2020. „Unsere Strommarktmodellierungen zeigen, dass der nun beschlossene Pfad zu zusätzlichen CO2-Emissionen führen wird. Im Zeitraum 2022 bis 2038 werden etwa 160 Mio. t CO2 mehr emittiert, als in einem bisher von der Branche unterstellten Braunkohleausstiegspfad. Zwischen 2022 und 2029 liegen die Mehremissionen bei etwa 45 Mio. t CO2 und von 2031 bis 2038 bei ungefähr 115 Mio. t CO2“, sagt enervis-Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk.

Darf noch lange am Netz bleiben: Uniper-Kohlekraftwerk Schkopau bei Leuna – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Ausstiegsfahrplan Braunkohle gefährdet Klimaschutzziele

Die Bundesregierung, die vom Strukturwandel betroffenen Bundesländer und die Braunkohlekraftwerksbetreiber haben sich zwar auf einen Stilllegungspfad für die Braunkohlekraftwerke geeinigt. Der vereinbarte Pfad überrascht aber, denn die bisherigen Markterwartungen gingen von einem deutlich frühzeitigeren und stetigeren Stilllegungspfad ausgingen. Der nun beschlossene Fahrplan enthält gehäufte Stilllegungen in den Jahren 2028 und 2029 sowie vor allem die sehr beachtenswerte Außerbetriebnahme von 6.000 MW Braunkohlekraftwerkskapazität im Dezember 2038.

Der vereinbarte Stilllegungspfad lässt demnach einen deutlich höheren Ausstoß von CO2-Emmissionen im Zeitraum bis 2038 erwarten, als dies in den bisherigen Branchenschätzungen, welche auf dem vorgeschlagenen Ausstiegsfahrplan der Kohlekommission basieren, prognostiziert wurde. Der in der Kohlekommission mühsam errungene Kompromiss scheint damit Makulatur. Weitestgehend im Unklaren bleibt, wie nun ein konsistenter Ausstiegsfahrplan für die Steinkohleanlagen aussehen soll.

„Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Bundesregierung versuchen wird, diese Mehremissionen über eine frühzeitigere Stilllegung von Steinkohlekraftwerken zumindest teilweise zu kompensieren. Bereits mit dem nun vereinbarten Ausstiegsfahrplan aus der Braunkohle ist offensichtlich, dass das letzte Steinkohlekraftwerk bereits Anfang der 2030er Jahre – deutlich früher als bisher gedacht – vom Netz gehen muss, um die im Klimaschutzgesetz skizzierten Ziele zu erreichen. Das neue Steinkohlekraftwerk Datteln 4 könnte unter diesen Umständen auf eine Betriebsdauer von lediglich etwa 15 Jahre kommen.“ so Schlossarczyk weiter.

Hintergrundinformationen zu enervis energy advisors

enervis energy advisors GmbH ist eine Unternehmensberatung mit langjähriger Erfahrung in der Beratung von Energieversorgern. Beratungsschwerpunkte sind modellgestützte Preisprognosen und Marktanalysen sowie energiewirtschaftliche Optimierungsfragen. enervis liefert unabhängige und anerkannte Strompreisprognosen und Marktanalysen für alle relevanten europäischen Strommärkte.

->Quelle:  enervis.de