Öffentlichkeitsbeteiligung keine akzeptanzfördernde „Einbahnstraße“

Neue AEE-Studie

Die Agentur für Erneuerbare Energien veröffentlicht neue Akzeptanzstudie zur Windenergie an Land. Die Ergebnisse zeigen: Die Zustimmung ist hoch. Doch es gibt auf kommunaler Ebene kein Allheilmittel, um die Unterstützung der Bürger für die Energiewende zu gewinnen – viel entscheidender ist, wie die Menschen beteiligt werden.

AEE Renews Spezial Nr. 90 – Akzeptanz in der Fläche, Protest im Lokalen?

Die sozialwissenschaftliche Analyse „Akzeptanz in der Fläche, Protest im Lokalen? Studie zur Windenergie an Land“ der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) zeigt: Die finanzielle Beteiligung von Bürger hat nur unter bestimmten Bedingungen den gewünschten Effekt. „Es gibt kein Patentrezept für Akzeptanz und Beteiligung – und doch ist Partizipation auf kommunaler Ebene wichtig“, sagt Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE. Entscheidend ist, wie die Beteiligung ausgestaltet wird. Theoretisch steigt die Akzeptanz mit der Möglichkeit, sich zu beteiligen, weil die wahrgenommene Selbstwirksamkeit (laut Prof. Ortwin Renn) ebenfalls steigt.

In der Praxis können Beteiligungsformate wie etwa Bürgerversammlungen dazu führen, dass ablehnende Positionen ausgesprochen und damit auch von Menschen in Betracht gezogen werden, die vorher neutral eingestellt waren. Es handelt sich bei Öffentlichkeitsbeteiligungen also nicht per se um akzeptanzfördernde „Einbahnstraßen“. Die Formate sind entscheidend und sollten mit Bedacht eingesetzt werden. Empirische Untersuchungen zeigen, dass Bürger es ablehnen, wenn ihnen Geld angeboten wird, ohne an anderer Stelle (Mitsprache bei Standort, Anzahl der Anlagen, usw.) beteiligt zu werden. Ein simples Verständnis von Bürgerbeteiligung als reine „Akzeptanzbeschaffungsmaßnahme“ lässt sich empirisch also nicht belegen. „Die Studie bekräftigt: Akzeptanz ist kein Produkt, das wir mithilfe eines einfachen Rezepts herstellen können“, sagt Studienautor Yannick Schöpper. „Viel eher müssen die individuellen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt und jede Kommune unterstützt werden, passende Beteiligungsformate zu finden“. Dass vielen Kommunen genau das gelingt, verdeutlichen die zahlreichen kommunalen Praxisbeispiele, die die AEE seit über zehn Jahren in Projekten und durch die „Energie-Kommune des Monats“ sichtbar macht. Vor allem Windenergie in Bürgerhand ist dabei ein Erfolgsmodell.

 

Laute Minderheit, schweigende Mehrheit

Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet Windenergie an Land. Die repräsentativen Umfragen der AEE und der Fachagentur Wind an Land (FA Wind) belegen, dass die Windenergie eine flächendeckend akzeptierte Technologie ist. Die FA Wind hält spezifisch für die Windenergie an Land eine Zustimmungsrate von 82 Prozent fest. Die AEE ermittelt für Erneuerbare Energien im Allgemeinen einen Zustimmungswert von 89 Prozent und die Mehrheit der Befragten bewertet Windenergieanlagen in der Nachbarschaft als  „gut“ beziehungsweise  „sehr gut“. Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung hält die Windenergie für eine Technologie, der auch zukünftig eine wichtige Funktion zukommt. „Auch wenn die Stimmen der Windenergie-Gegner*innen in der Öffentlichkeit lauter sind und es eine schweigende Mehrheit gibt, müssen wir festhalten: Die Windenergie an Land wird akzeptiert“, resümiert Brandt.

->Quellen und mehr Informationen

Über den Autor: Yannick Schöpper ist Doktorand an der Universität Bielefeld im Fachbereich Politikwissenschaft. Zuvor studierte er an selber Stelle Politikwissenschaft sowie Soziologie im Bachelor und Master. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit der Förderung Erneuerbarer Energien in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Bei der policy-analytischen Aufbereitung der förderpolitischen Historie beider Länder wird insbesondere in den Blick genommen, welchen Einfluss divergierende wirtschaftspolitische Leitideen auf die Entwicklung spezifischer Förderinstrumente nahmen.