Landnutzungs-Änderung beeinflusst Viren-Ausbreitung

Krankheitserreger reagieren auf menschliche Aktivitäten – Forschung weist allerdings noch große Lücken auf

Die Suche nach neuen Krankheitserregern wie Covid-19, die als Reaktion auf von der Bevölkerungsexpansion des Menschen ausgelösten globalen Landnutzungsänderungen entstehen und sich ausbreiten, weist nach Ansicht von Forschern der Universität Exeter immer noch „große Lücken“ auf. Sie haben eine umfassende Studie darüber durchgeführt, wie Landnutzungsänderungen, beispielsweise Entwaldung und Urbanisierung, die Ausbreitung von Krankheiten von Säugetieren auf Menschen beeinflussen.

Regenwald bei Roraima, Brasilien, von Goldgräbern zerstört</strong> - Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Regenwald bei Roraima, Brasilien, von Goldgräbern zerstört – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die meisten neuen Viren werden von Tieren übertragen, wie im Fall des Virus, das Covid-19 verursacht. In der neuen Übersichtsstudie wiesen die Forscher auf einen der Schlüsselfaktoren hin, die diese Übertragung beeinflussen – die Veränderungen in der Landnutzung wie Entwaldung, Verstädterung und Umstellung auf Landwirtschaft. Die Auswirkungen dieser Landnutzungsänderungen auf das Verhalten von Tieren, einschließlich Nagetieren, Vieh und anderen Säugetieren, sowie das Risiko der Übertragung von Krankheiten auf den Menschen wurden hauptsächlich im Zusammenhang mit der Urbanisierung untersucht.

Der in Mammal Review veröffentlichte Bericht fordert mehr Forschung, um besser vorhersagen zu können, wie neue Krankheiten als Reaktion auf Landnutzungsänderungen entstehen und wie sie sich ausbreiten.

Orly Razgour, Koautorin und von der Universität Exeter: „In diesem Bericht weisen wir auf große Lücken in unserem Verständnis darüber hin, wie sich Landnutzungsänderungen auf die Ausbreitung von Krankheiten von Säugetieren auf den Menschen auswirken, und zwar in Bezug darauf, wie wichtige Wirte wie Fledermäuse betroffen sind und wie sich wichtige Landnutzungsänderungen wie die Landwirtschaft auf wild lebende Säugetiere und deren Interaktion mit dem Vieh auswirken. Es besteht ein dringender Bedarf an mehr Studien, die die Tierökologie und die Reaktionen auf Landnutzungsänderungen mit der Ökologie von Krankheitserregern und der Ausbreitung von Krankheiten in Verbindung bringen“.

Etwa 75 Prozent der neu auftretenden menschlichen Krankheitserreger, wie z.B. Viren, werden vom Tier auf den Menschen übertragen. Dazu gehören neu auftretende Infektionskrankheiten („emerging infectious diseases“ – EIDs) – neu erkannte oder wieder auftretende Krankheiten, die zum ersten Mal in einer Population entdeckt werden und sich schnell ausbreiten, wie z.B. Covid-19.

Obwohl es wichtig ist, die Quelle des Ausbruchs und die Faktoren zu identifizieren, die eine Ausbreitung dieser EIDs ermöglichen, stellten die Forscher fest, dass sich viele Methoden zur Erhebung solcher Daten noch in der Entwicklung befinden. Während Gebiete wie Südamerika und Asien zusammen mit den Auswirkungen der Urbanisierung eingehender untersucht worden seien, gelte das für weite Teile der Welt, darunter auch Afrika, nicht. Die Forscher fordern, dass weltweit umfassendere Studien durchgeführt werden, um nicht nur unser Verständnis darüber zu verbessern, wie sich diese Krankheiten ausbreiten, sondern auch, um den politischen Entscheidungsträgern dabei zu helfen, die Faktoren zu identifizieren, die das Risiko des Auftretens verändern.

Rebekah White, Mitverfasserin, ebenfalls von der Universität Exeter, fügte hinzu: „Wir brauchen eine zuverlässige Überwachung und ein Verständnis dafür, wie zoonotische Krankheiten sich auf den Menschen ausbreiten können, aber unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Informationen noch nicht für alle Wirte und Erreger zur Verfügung stehen. Tatsächlich ist die Epidemiologie vieler zoonotischer Krankheitserreger im Zusammenhang mit Landnutzungsänderungen überhaupt noch nicht berücksichtigt worden, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass diese Änderungen das Risiko des Auftretens einer Krankheit erhöhen können“.

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