Klimawandel bedroht zunehmend Frieden und Sicherheit

Im Juli will Deutschland Risiken des Klimawandels ganz oben auf Agenda des UN-Sicherheitsrates setzen

Es sei Außenminister Heiko Maas ein wichtiges Anliegen, den Klimawandel ins Zentrum sicherheitspolitischer Debatten zu rücken. Das sei bei seiner Rede dieser Woche auf der Berliner Konferenz zu Klima und Sicherheit deutlich. Zum zweiten Mal fand die Konferenz in Berlin statt, deren zentrales Thema die Auswirkungen des Klimawandels auf Frieden und Sicherheit in der Welt ist. Bei seiner Rede habe Maas angekündigt, das Thema am 29.06.2020 ins Zentrum der Debatte im UN-Sicherheitsrat zu stellen. Am ersten Juli übernimmt Deutschland für einen Monat den Vorsitz im Weltsicherheitsrat. Näheres von Manuel Först auf energiezukunft.

Der Klimawandel folge demselben Muster wie die Corona-Pandemie, aber in Zeitlupe, so Maas. „Und seine Folgen sind ebenso verheerend – sowohl hinsichtlich der Opferzahlen als auch was daraus resultierende Konflikte angeht.“ Die Corona-Krise zeige aber auch, wozu Menschen im Stande sind. „Arbeiten wir gemeinsam daran, nicht nur die Pandemiekurve abzuflachen, sondern auch die Kurven steigender Emissionen sowie zunehmender klimabedingter Risiken für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit“, sagte Maas weiter.

Wir sehen diese Auswirkungen bereits jetzt

Die Forschungen zu Risiken und Lösungen des Klimawandels für Frieden und Sicherheit laufen. Federführend an den Analysen beteiligt ist das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Johan Rockström Co-Direktor des PIK wies auf bereits bestehende Auseinandersetzungen um Ressourcen hin.

„Wir sehen diese Auswirkungen bereits jetzt, zum Beispiel in gefährdeten Regionen in der Sahelzone, wo Dürren zu Ernährungskrisen beitragen, die wiederum Unruhen auslösen können.“

Anfang 2019 erschien bereits eine Studie, die den vielfach vermutetenZusammenhang klimawandelbedingter Ausbrüche von Konflikten in Syrien, Libyen, Ägypten und Südsudan bestätigte. Mit dem Vergleich eines weltweiten Dürre-Index, sowie Listen des UN-Flüchtlingshilfswerks über Asylanträge und Daten von Toten bei gewaltsamen Konflikten, konnten die Forscher bestätigen, dass nach Dürren die Konflikte und dadurch bedingte Migrationsströme in den Regionen deutlich anstiegen.

Die Autoren der Studie machten jedoch auch deutlich, dass viel zusammenkommen müsse, damit aus extremen Wetterbedingungen schwere Konflikte entstehen. Entscheidend seien die politischen Verhältnisse. Gerade Transformationsländer, die weder perfekt demokratisch noch strikt autokratisch regiert werden, seien der perfekte Nährboden. Und wie das Beispiel Syrien zusätzlich zeige, führten Flüchtlingsströme innerhalb des Landes erst zu Konflikten in urbanen Gebieten. Das PIK errechnete gemeinsam mit der Weltbank, dass 2050 über 100 Millionen Menschen weltweit innerhalb von Staaten migrieren könnten. Ein Pulverfass für gewalttätige Konflikte.

Sicherheit und Wohlstand im 21. Jahrhundert werden zu einem großen Teil davon abhängen, wie wir die globalen Gemeinschaftsgüter managen

Ottmar Edenhofer, ebenfalls Direktor des PIK machte deutlich: „Sicherheit und Wohlstand im 21. Jahrhundert werden zu einem großen Teil davon abhängen, wie wir die globalen Gemeinschaftsgüter managen, einschließlich der Klimastabilität. Gemeinsam mit der Berliner Denkfabrik adelphi entwickelt das PIK aktuell einen „Climate Security Risk and Foresight Assessment“, an den sich auch Außenminister Maas orientieren will.

Auch die Debatten im UN-Sicherheitsrat sollen zu einem größeren Verständnis und zur Beachtung der Problematik beitragen. Zwar signalisiert laut Maas die deutliche Mehrheit der Mitglieder des Sicherheitsrats Unterstützung, das Thema stärker in den Blickpunkt zu nehmen, doch einige wenige Mitglieder stünden dem nach wie vor ausgesprochen ablehnend gegenüber. Dazu werden aller Voraussicht nach die USA gehören, ebenso wie Russland. mf

->Quelle:  energiezukunft.eu/der-klimawandel-bedroht-zunehmend-frieden-und-sicherheit