Kreislaufwirtschaft: Restmüll in 35 Jahren fast halbiert

Noch zu viel Bioabfall und Wertstoffe im Hausmüll

Das Bundesumweltministerium hat am 28.07.2020 Daten zur getrennten Sammlung des Hausmülls in Deutschland herausgegeben. Demnach fällt in Deutschland derzeit nur noch rund halb so viel Restmüll an wie vor 35 Jahren, verglichen mit den alten Bundesländern. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Siedlungsrestabfällen in Deutschland für das Umweltbundesamt. Die letzte Erhebung dieser Art ist 1985 erstellt worden.

Müllverbrennung Berlin-Ruhleben - Foto © Solarify

Müllverbrennung Berlin-Ruhleben – Foto © Solarify

Viel mehr Wertstoffe wie Glas, Papier und Plastik werden heute getrennt gesammelt. Dennoch endet noch immer vieles in der Restmülltonne, das dort nicht hingehört. Bioabfälle machen mit durchschnittlich 39 Prozent den größten Teil davon aus. In städtischen Regionen enthalten die Tonnen insgesamt mehr Restmüll und auch mehr Wertstoffe als in ländlichen Gebieten und Vororten.

Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth: „Die Umweltpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten bei der Abfallverwertung einiges bewegt, aber wir sind noch längst nicht am Ende dieses langen Weges. Es gibt noch viel zu tun. Immer noch landen wertvolle Rohstoffe in der Restmülltonne. Um das zu ändern, muss das Trennen noch leichter werden. Unser Ziel ist eine echte Kreislaufwirtschaft, in der kaum noch Restmüll anfällt und die Rohstoffe wiederverwendet werden.“

UBA-Präsident Dirk Messner: „Es fällt noch immer zu viel Restmüll an. Die Abfallvermeidung hat die höchste Priorität in der Abfallhierarchie. Mehr Mehrweg statt Einweg und klare Vorgaben für Einwegprodukte und -verpackungen, wie sie in der Einwegkunststoffrichtlinie vorgelegt werden, sind hier ein richtiger Weg. Bioabfall ist für die Restmülltonne viel zu kostbar, denn er lässt sich vollständig recyceln und liefert den Grundstoff für Kompost und Biogas.“

2018 in Deutschland 128 Kilogramm Restmüll pro Einwohner

Insgesamt fielen im Jahr 2018 in Deutschland 128 Kilogramm Restmüll pro Einwohner an. Das ist ein Rückgang von rund 46 Prozent im Vergleich zu 1985 (239 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr). Altpapier, Altglas, Metalle und Kunststoffen landen deutlich seltener in der Restmülltonne als damals, hier sind Rückgänge von bis zu 80 Prozent zu verzeichnen.

Ein Drittel aller Bioabfälle wird noch immer über den Hausmüll entsorgt. Mit rund 39 Prozent besteht der größte Teil des Restmülltonneninhalts aus Bioabfällen. Dazu gehören Küchen- und Nahrungsabfälle, Gartenabfälle, sonstige organische Abfälle wie Kleintierstreu aus Stroh/Heu sowie gefüllte oder teilentleerte Lebensmittelverpackungen. Die wichtigsten Bioabfälle in Hinblick auf eine Verwertung sind die Nahrungs-, Küchen und Gartenabfälle mit einer jährlichen Menge von rund drei Millionen Tonnen.

Die so genannten trockenen Wertstoffe haben einen Anteil von rund 27 Prozent. Dazu zählen zum Beispiel Altpapier, Altglas, Kunststoffe, Alttextilien, Holz, Kork und Elektroaltgeräte. Nur 32 Prozent dessen, was tatsächlich in der Restmülltonne landet, gehört auch in die Restmülltonne. Dazu zählen Hygieneprodukte, sonstige Abfälle (z. B. Staubsaugerbeutel) und Feinmüll (z.B. Kehricht und Asche).Problemabfälle kommen zu einem geringen Anteil von rund 0,5 Prozent vor. Dies sind schadstoffhaltige Abfälle wie Lösemittel, Energiesparlampen, belastete Bauabfälle sowie Altbatterien und -akkus. Letztere kommen in über 60 Prozent der analysierten Abfallstichproben vor, obwohl sie verpflichtend getrennt gesammelt werden müssen.

VKU: Halbierung der Restmüllmengen in Deutschland eine Erfolgsgeschichte

Dazu erklärt der Verband kommunaler Unternehmen: „Dass sich die Restmüllmengen in Deutschland seit 1985 fast halbiert haben, ist eine echte Erfolgsgeschichte. Möglich wurde das vor allem durch das Engagement der kommunalen Abfallwirtschaft, welche die Getrenntsammlung seit Jahrzehnten ausbaut und bei den Bürgerinnen und Bürgern beständig für Abfalltrennung wirbt.

Die Studie macht auch deutlich: Potenzial gibt es unter anderem noch bei der Bioabfallsammlung, trotz intensiver Öffentlichkeitsarbeit der Kommunen wie etwa der Kampagne „Wir für Bio“. Dabei lohnt es sich, Bioabfälle zu trennen. Bürgerinnen und Bürger, die dies gewissenhaft tun, leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Aus der Bioabfallverwertung entsteht wertvoller Humus, eine klimafreundliche Alternative zum Torf. In Biogasanlagen entsteht zudem Biogas, das vielfältig eingesetzt werden kann. Entscheidend für die Verwertung ist jedoch die Qualität: Leider landen noch immer zu viele Fremdstoffe wie Plastikabfälle in der Biotonne und machen so die weitere Verwertung schwer bis unmöglich.

Gleichzeitig hat auch die Restmüllentsorgung eine wichtige Funktion, denn nicht jeder Abfall kann stofflich verwertet werden – entweder weil sich die Abfälle sinnvoll nicht ökologisch recyceln lassen oder aus hygienischen Gründen. Das hat uns die Corona-Pandemie wieder deutlich vor Augen geführt. Auch diese Abfälle werden ökologisch effizient verwertet: Die bestehenden thermischen Siedlungsabfallbehandlungsanlagen nutzen die bei der Verbrennung freiwerdende Abwärme zur Erzeugung von Energie als Strom, Prozessdampf oder Fernwärme, meist sogar in der besonders energieeffizienten Kraft-Wärme-Kopplung. So konnten im Jahr 2018 allein über 10 Millionen Megawattstunden Strom produziert werden.

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